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Seite:Die Gartenlaube (1896) 0260 a.jpg

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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 15. 1896.


Zusammenstoß zwischen Dampfer und Wal. Als der Hamburger Dampfer „Amrum“, Kapitän Mundt, sich am 8. Dezember 1895 auf der Reise von Mexiko nach New York befand und die Höhe der Küste von Florida erreicht hatte, begegnete ihm ein seltenes Abenteuer. Es war gerade Mittag, da erblickte der Wachtposten dicht vor dem Schiffe eine Anzahl dunkler Körper. Er erkannte in denselben sogleich eine Schar von Walfischen, die zu schlafen schienen, denn nur eines dieser Tiere spritzte einen Wasserstrahl aus, wie es die Pottfische im wachen Zustand thun. Die Offiziere saßen noch beim Essen, als plötzlich ein gewaltiger Stoß erfolgte, der das ganze Schiff erzittern ließ. Alles rannte sofort auf Deck, und man sah nun einen etwa 20 m langen Walfisch, mit dem der Dampfer soeben zusammengestoßen war. Der Kiel des Schiffes war dem Wal in die Seite gefahren. Das schwer verwundete Tier spritzte eine hohe Garbe von Blut und Wasser auf, die über die Backbordseite des Schiffes schlug. Dann schwankte der Wal nach der Steuerbordseite. Einen Augenblick sah man seinen Kopf über dem Wasser, und daneben röteten sich die Wellen von Blut. Unmittelbar darauf versank das Tier, um nicht mehr zum Vorschein zu kommen. Der Dampfer hatte keinen Schaden gelitten und setzte seine Fahrt ohne Verzögerung fort. Der Fall ist insofern von Interesse, als er einen neuen Beweis dafür liefert, daß Kollisionen von Schiffen mit Walen in der Regel nur dann zu erfolgen pflegen, wenn letztere gerade ein Schläfchen halten.

Zusammenstoß eines Dampfers mit einem Wal.
Nach einer Originalzeichnung von Fritz Stoltenberg.

Stickapparat.

Ein neuer Stickapparat zur ganz mühelosen Anfertigung von farbigen Plüsch- und Reliefstickereien (in Frankreich erfunden und „La fée du foyer“ genannt) ist jetzt durch Herrn Franz Fech in München, Klenzestraße, als deutsches Fabrikat zu beziehen. Derselbe besteht, wie unsere Abbildung zeigt, aus einer leicht beweglichen Nadelstange, welche auf der in einen Rahmen eingespannten Arbeit hin und wider geführt wird, genau der Aufzeichnung entsprechend. Auf der oberen Seite bilden sich feste Stiche, auf der unteren lose Schlingen, welche nach Art der Smyrnaarbeit fest aneinandergedrängt und nach Abschluß der Stickerei rundlich oder flach geschoren werden. Man erhält so die Wirkung der früher mühsam mit Wolle unterlegten und dann festkordonnierten Früchte- und Blumenreliefs und kann nach persönlichem Geschmack, sowie auch nach den beim Fabrikanten käuflichen, genau vorgezeichneten Mustern die Abschattierung vornehmen. Dem Apparat sind mehrere Nadeln für Mooswolle, Filosellseide und Ternauxwolle beigegeben, je nach der Feinheit oder Stärke der gewünschten Arbeit. Seine Konstruktion ist ganz solid, der Preis mäßig in Anbetracht der Leistung, deren außerordentliche Geschwindigkeit fleißigen Stickerinnen zum großen Vergnügen gereichen wird.

Leuchtgas aus Maikäfern. Trotz aller Sympathie, welche die liebe Jugend für die Maikäfer hat, werden diese schädlichen Insekten von dem Landwirte eifrig verfolgt. Man sucht dann die gesammelten Käfer in irgend welcher Weise nutzbringend zu verwerten. Nur wenige Menschen vertilgen die Maikäfer als Speise, indem sie aus ihnen eine Suppe bereiten oder sie in Zucker schmoren; zumeist werden dieselben an das Geflügel verfüttert oder in Kalkgruben zu Dünger verarbeitet. Eine seltsame Verwertung geschah aber im Jahre 1840, das als Maikäferjahr in Sachsen berüchtigt war, auf dem Amalgamierwerke bei Freiberg i. S. Achtzig Pfund der getöteten Maikäfer wurden in eine Gasretorte gethan und durch Steinkohlenfeuer der trockenen Destillation unterworfen. Sie lieferten 100 Kubikfuß eines schönen, mit hellem Lichte brennenden Leuchtgases, welches sogleich verbraucht wurde. – Das war eine kuriose Leuchtgasquelle; im übrigen möchten wir noch bemerken, daß aus allen tierischen Körpern Leuchtgas sich entwickeln ließe. Man hat berechnet, daß ein fünf Zentner schweres Pferd 22 000 Liter hellleuchtenden Gases liefern könnte. Die Herstellung von Leuchtgas aus solchen Stoffen wäre aber keineswegs billig, und so kommt ihr auch eine praktische Bedeutung nicht zu.

Die größte Eisenbahngesellschalt der Welt dürfte die London and North Western Railway Co. sein. Ihr Kapital beträgt 2 Milliarden 380 Millionen Mk. und ihre stündliche Einnahme 26 000 Mark. Sie beschäftigt ein Personal von 60 000 Köpfen und 2300 Maschinen.

Ein praktisches Haushaltungsbuch gehört zu den Notwendigkeiten für Familienmütter. Unter den dieses Jahr vorliegenden entspricht Meyers Haushaltsbuch (Halberstadt, Meyer) besonders gut den Anforderungen durch praktische Anordnung der Listen für tägliche Ausgaben, wöchentliche Aufstellungen, reichliche Wäschetabellen für ein Jahr, Kalender, Bleistift und weiße Notizblätter. Der hübsche Band mit goldgedrucktem Titel wird sicher jeder Hausfrau Freude machen.


Hauswirtschaftliches.

Bettärmel. Für das Zimmermädchen, welches die Betten macht, sind neben den großen Bettschürzen, welche wohl überall für das Mädchen gehalten werden, sogenannte weiße „Bettärmel“ ebenso wichtig wie die Schürzen, da die Kleiderärmel nicht immer tadellos sauber sind. Aus den Aermeln vertragener Herrenhemden, welche ja meist noch gut sind, wenn auch der Rumpf schon abgenutzt ist, lassen sich rasch solche Bettärmel herstellen, die bis über den Ellenbogen reichen, oben durch den Saum eine Gummischnur erhalten, damit sie fest sitzen, und unten am Handgelenk durch ein buntes Börtchen abgeschlossen werden. Diese Aermel sind übrigens auch für die Hausfrau in der Küche sehr praktisch, wenn sie bereits fertig angezogen ist und kurz vor dem Anrichten an den Speisen noch zu helfen hat; sie bewahren dann die Kleiderärmel vor Ruß oder aufspritzendem Fett. L. H.     

Reinigung verstaubter Gipsfiguren. Wer dies Geschäft vornehmen will, der sei vor allem vor dem Ueberstreichen mit Stärkekleister, das vielfach dafür angewandt wird, gewarnt: das Ergebnis sind keine Figuren von neuer Weiße, sondern total streifigem, nichts weniger als rein erscheinendem Aussehen. Eine große Gipsfigurenfabrik gibt als einfaches und erfolgreiches Reinigungsmittel das folgende Verfahren an, das sich, wenn die Figuren nicht schon vorher durch falsche Reinigungsmethoden verdorben sind, bei wiederholter Erprobung stets bewährt hat. Man kehrt mit einer weichen Bürste die Gipsfigur überall behutsam ab, löst nun in einer Porzellanschale 10 g Zinkweiß in so viel Magermilch (hat man Vollmilch, muß sie gut entfettet werden), daß ein gleichmäßiger Brei entsteht, der nur so weit verdünnt wird, daß man 1 l Magermilch verbraucht. Mit einem Pinsel trägt man diese Lösung ein-, wenn die Figur schon recht staubig war, auch zweimal auf, läßt sie trocknen und bepudert dieselbe darauf mittels eines Baumwollbäuschchens mit Alabastergips. Sie wird danach völlig wie neu aussehen. He.     

Wie behandelt man Gummizüge? Gummizüge bieten manche Bequemlichkeit, weil sie sich als nachgiebig erweisen und sich der Bewegung des Körpers anschmiegen. Aber sie haben einen schlimmen Fehler: sie werden leicht nach einigem Gebrauche weich, verlieren ihre Elastizität und werden klebrig. In vielen Fällen liegt der Grund in mangelhafter Fabrikation des Gummistoffes, dann ist natürlich nichts zu machen. Aber bei gutem Stoff lohnt es sich, folgende Regeln zu beachten: 1. Man schütze die Züge vor der Berührung mit jeder Art von Oel, Butter und Fett! 2. Man vermeide jede Berührung des Gummistoffes mit Erdöl (Petroleum), Benzin, Terpentinöl und dergleichen, stelle also niemals Gummizugstiefel in frisch gewichste (gebohnte) Stuben. Ist dennoch eine Berührung mit dergleichen Stoffen erfolgt, so wasche man die Stellen mit lauer Natronseifenlösung (nicht mit Schmierseife) rasch ab, spüle sorgfältig mehrmals mit reinem Wasser nach und stelle die Sachen zum Trocknen hin. 3. Man bewahre Gummizüge sorgfältig vor höherer Wärme, da sie in derselben dauernd weich und unbrauchbar werden. J.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 260a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0260_a.jpg&oldid=- (Version vom 4.5.2024)
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