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Seite:Die Gartenlaube (1896) 0372.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

überhaupt eine „herrliche Arznei“ genannt und so bewährt sich auch Largiadèrs Arm- und Bruststärker nicht nur als treffliches Mittel zur allgemeinen Förderung der Gesundheit, sondern kann auch vielfach zu Heilzwecken benutzt werden. Seit jener ersten Anzeige in der „Gartenlaube“ hat man in dieser Beziehung zahlreiche Erfahrungen gesammelt. Von hervorragenden Aerzten wurden regelmäßige Uebungen mit dem Apparat bei Eng- und Schmalbrust, bei gebückter Haltung und beginnender seitlicher Rückgratsverkrümmung, bei verschiedenen Verdauungsstörungen, Kongestionen nach dem Kopfe etc. empfohlen, die sich als erfolgreich bewährten. Neuerdings ist nun unter dem Titel „Largiadèrs Arm- und Bruststärker und seine Verwendung bei der Haus-, Schul- und Heilgymnastik“ ein treffliches Büchlein von Th. Zahn im Verlage von A. Zimmer in Stuttgart erschienen, in welchem diese Erfahrungen systematisch verwertet sind. Jeder, der den Apparat für sich oder seine Familienmitglieder benutzen will, wird aus demselben die nötige Belehrung schöpfen können. Uebungen mit derartigen Apparaten sollten im Hause namentlich bei ungünstiger Witterung, die den Aufenthalt im Freien einschränkt, von der Jugend vorgenommen werden. Dies sei den Eltern ans Herz gelegt! *     

Die Haussa-Schafe im Berliner Zoologischen Garten. (Mit Abbildung.) Wenn man einen Zoologen in Verlegenheit setzen will, so frage man ihn nach dem Ursprunge der Schafrassen. Ueber diesen Gegenstand ist schon sehr viel geschrieben worden, und der scharfsinnigsten Vermutungen giebt es eine schwere Menge; trotzdem sind wir heute noch nicht viel weiter als A. E. Brehm vor 25 Jahren, der sich denen anschloß, „die offen und ehrlich ihre Unkenntnis eingestehen und mit Recht betonen, daß bloße Annahmen die Lösung der Frage nicht fördern können“. Nur die Vergleichung einer großen Menge von Stücken kann hier helfen. Darum ist es eine dankenswerte Aufgabe aller derjenigen, welche in fremden Ländern sich das Interesse für die Tierwelt bewahren, genaue Beschreibungen der ihnen bekannten Schafrassen an ein großes zoologisches Museum der Heimat einzusenden oder, was natürlich viel besser ist, Felle, Skelette, Schädel und am liebsten lebende Tiere der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Die deutsche Expedition nach den Haussa-Ländern in Westafrika hat in dankenswerter Weise trotz der Fülle anderer ihr gestellten Aufgaben sich der Haustierfrage angenommen. Premierlieutenant von Carnap-Quernheimb, einer der Führer dieser erfolgreichen Expedition, erwarb bei Say am oberen Niger mehrere Schafe, die er dem Berliner Zoologischen Garten zum Geschenk machte. Diese Tiere, welche meine Frau sehr naturgetreu auf obigem Bilde festgehalten hat, sind so eigenartig, daß man vergeblich sich bemüht, eine Aehnlichkeit mit irgend einer wildlebenden Schafform herauszufinden. Es sind sehr große schlanke, hochbeinige Tiere mit zierlichen Hufen, welche im Bau fast an Antilopen erinnern. Der Schwanz ist lang, das Gehörn des Bockes steht wagerecht vom Kopf ab und ist lang ausgezogen; eine Rammsnase, Schlappohren, Klunkern am Vorderhalse und ein glattes Fell vervollständigen das Bild. Die Färbung ist braun und weiß, das Schaf ist langhaariger als der Bock und hat größere Halslappen, das Lamm ist dicht, fast wollig behaart. Es sind gutmütige Tiere, der Bock etwas mürrisch, das Schaf dagegen sehr lebhaft; alle drei kümmern sich wenig um das Publikum, sind aber gegen den Wärter sehr zutraulich. Wollte man sie zoologisch klassificieren, so würde man sie unter Ovis longipes unterbringen, welches Gmelin zuerst beschrieb und das schon von Adanson aus dem Hinterlande des Senegalgebietes erwähnt wird. Ich nenne sie Haussa-Schafe, weil sie aus den Haussa-Ländern stammen und vielleicht gerade für die Haussa-Völker charakteristisch sind. P. Matschie.     

Die Haussa-Schafe im Zoologischen Garten zu Berlin.
Nach dem Leben gezeichnet von A. Matschie-Held.

Die Ottendorfersche Freie Volksbibliothek in Zwittau in Mähren, die vor kurzem ihr drittes Verwaltungsjahr abschloß, liefert einen glänzenden Beweis, welche Erfolge man von einer mit hinreichenden Mitteln ausgestatteten und zweckmäßig eingerichteten Volksbibliothek erwarten darf. Herr Oswald Ottendorfer, der Eigentümer der New Yorker Deutschen Staatszeitung, hat das große Verdienst, mit der Bibliothek, die er seiner Vaterstadt Zwittau zum Geschenk machte, in einer von Deutschen bewohnten mährischen Stadt eine deutsche Volksbibliothek großen Stiles begründet und durch diese Musteranstalt die Sache der Volksbibliotheken in Deutschland und Oesterreich überhaupt hervorragend gefördert zu haben. Mit einem Kostenaufwand von 190 000 Gulden hat er das Gebäude für die Bibliothek aufführen und zweckentsprechend und behaglich einrichten lassen. In jedem Jahre spendete er zu ihrer Unterhaltung weitere bedeutende Summen, im letzten Jahre allein 11500 Gulden. Die Bibliothek weist nach dreijährigem Bestehen die stattliche Zahl von 9680 Bänden auf, die ein nach praktischen Gesichtspunkten geordneter, auch für den einfachen Mann leicht verständlicher gedruckter Gesamtkatalog verzeichnet.

Die Bürger der Stadt Zwittau wissen dieses außerordentliche Geschenk wohl zu schätzen; der rege Besuch des Lesezimmers und die ungemein hohe Ziffer der Entleihungen beweisen, wie viel den Zwittauern an ihrer Volksbibliothek gelegen ist. In dem dritten Verwaltungsjahre hatte das Lesezimmer 18625 Besucher, und außerdem sind 55021 Bände aus der Bibliothek entliehen worden.

Die Stadt Zwittau hat 8000 Einwohner; es entfallen also, abgesehen von der Benutzung im Lesezimmer, auf jeden Einwohner rund 7 entliehene Bände. Eine so hohe Benutzungsziffer ist selbst in England und Amerika, wo die Volksbibliotheken in höchster Blüte stehen, nicht erreicht worden.

In verschiedenen deutschen Städten, wie Berlin, Freiburg i. B., Schweidnitz, Frankfurt a. M., hat man in den letzten Jahren, freilich nicht immer mit so glänzenden Mitteln, wie sie Herr Ottendorfer in Zwittau zur Verfügung stellte, Volksbibliotheken mit Lesezimmern und günstigen Ausleihebedingungen errichtet, überall mit einem guten Erfolge. Möge darum diese Art, die Volksbildung zu fördern, auch in unserem Vaterlande immer weitere Verbreitung und viele neue Freunde und Gönner finden! Dr. J. L.     

Reisestaub. Längere Eisenbahnfahrten werden im Sommer, zumal bei trocknem Wetter, durch Staub und Schmutz oft unerträglich. Diese Uebelstände wenigstens teilweise zu vermindern, geht die preußische Staatsbahnverwaltung mit einer dankenswerten Neuerung vor, indem sie die wichtigsten Schnellzüge, die sogenannten D-Züge, durch eine Dienstfrau begleiten läßt, deren Aufgabe es ist, die Wagenabteilungen und Nebenräume unterwegs von Zeit zu Zeit zu reinigen. Namentlich soll der Staub oft entfernt, die von Aussteigenden in Unordnung zurückgelassenen Papiere, Zeitungen etc. beseitigt und Trink- und Waschwasser häufig erneuert werden. Die Bahnverwaltung erkennt hiermit an, daß die Reisenden, welche für die Benutzung der D-Züge neben dem Fahrgeld noch eine besondere Gebühr zu entrichten haben, auf die peinlichste Sauberkeit der Wagen Anspruch erheben dürfen, und gewiß wird der Wunsch berechtigt sein, daß dieser Fortschritt bald der Allgemeinheit zu gute kommen möge.



Inhalt: Fata Morgana. Roman von E. Werner (21. Fortsetzung). S. 357. – Ilse. Bild. S. 357. – Gebirgswald mit Gummilianen im Togolande. Bild. S. 360 und 361. – In der Heimat der Gummiliane. S. 363. (Zu dem Bilde S. 360 und 361.) – Die Wiener Kongreßausstellung. Von Ludwig Hevesi. S. 364. Mit Abbildungen S. 364, 365, 368 und 369. – Ein unbedachtes Wort. Novelle von M. Misch (2. Fortsetzung). S. 367. – Der Wiener Kongreß. Bild. S. 368 und 369. – Blätter und Blüten: Stärket die Brust eurer Kinder! S. 371. – Die Haussa-Schafe im Berliner Zoologischen Garten. Von P. Matschie. Mit Abbildung. S. 372. – Die Ottendorfersche Freie Volksbibliothek in Zwittau in Mähren. S. 372. – Reisestaub. S. 372.



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0372.jpg&oldid=- (Version vom 26.12.2022)
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