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Seite:Die Gartenlaube (1896) 0407.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

runden Ruine auf dem nahegelegenen Hügel ein Granitblock, der schon durch seine eigentümliche Form auffällt und eine deutliche Marke am Horizont bildet. Die Messungen Bents ergaben, daß durch das westliche Ende des bandförmigen Ornamentes an der Mauer und diesen Felsblock die Meridianlinie genau bestimmt war. Es folgt daraus, daß die Mauer mit den Ornamenten nach der untergehenden Sonne gerichtet ist. Das westliche Ende des Ornaments bezeichnet die Meridianlinie; die mittlere Ebene, die das östliche Ende der Umwallung darstellt, bezeichnet den Untergang der Sonne im Wintersolstiz, und das östliche Ende des Ornamentes giebt die Stellung des Unterganges der Sonne im Sommersolstiz an. Auf der oberen Fläche derselben Mauer stehen ferner, soweit das Ornament läuft, in gleichmäßigen Abständen einzelne hervorragende Steine, und zwar nur an dieser Stelle der Mauer. Es kann daher kaum ein Zweifel sein, daß sie den Zweck hatten, den Lauf der Sonne zu messen und danach die Einteilung des Jahres zu regeln. Auch der große Turm, dessen Bedeutung sonst ziemlich rätselhaft sein würde, da er, wie schon erwähnt, innen massiv ist, diente der Sonnenbeobachtung, denn er steht gerade in der Mitte desjenigen Teiles der Mauer, von dem aus die Sonne von ihrer Kulmination bis zum Untergang das ganze Jahr hindurch beobachtet werden konnte. Die ganze Anlage bildete also ein sogenanntes Gnomon, einen Apparat, mit dessen Hilfe man die Kulminationslinie der Sonne und die Anfänge der Jahreszeiten feststellte; sie diente zugleich der Sonnenmessung und der Jahreseinteilung, wie der religiösen Verehrung der Sonne. Hier haben wir wieder Anknüpfungspunkte, die auf die orientalischen Völker des Altertums hinweisen. Denn diese Völker (wie z. B. die Aegypter und die Babylonier) errichteten vielfach ähnliche Bauwerke. Alles das deutet aber jedenfalls auf eine weit höhere Kultur der unbekannten Erbauer von Zimbabye, als die einheimischen afrikanischen Völker sie je besessen haben, und spricht entschieden für einen nichtafrikanischen Ursprung der rätselhaften Ruinenstätte. Die Annahme, daß wir hier die Reste uralter Kolonien handelstreibender Völker des östlichen Mittelmeeres, etwa der Phönicier, vor uns haben, gewinnt damit erheblich an Wahrscheinlichkeit.

Diese astronomischen Messungsvorrichtungen an der Ruine von Zimbabye sind es nun, die uns eine Aussicht eröffnen, wenigstens das Alter der Bauwerke zu bestimmen, und der Anhaltspunkt dafür ist der Umstand, daß die sogenannte „Schiefe der Ekliptik“, das heißt, die geneigte Stellung der Erdachse zu ihrer Bahn um die Sonne, und damit also auch der Winkel, den die Bahn der Sonne am Himmel während des Jahres mit dem Aequator bildet, sich im Laufe der Jahrhunderte nachweislich nicht unerheblich geändert hat. Und diese Aenderung ist gleichmäßig vor sich gegangen, so daß sie ein Mittel für die Messung großer Zeiträume an die Hand giebt. Der Unterschied beträgt seit den ältesten zuverlässigen Messungen, die uns bekannt sind, etwa 24 Bogenminuten. Da nun der große astronomische Apparat zur Sonnenmessung, den die Ruine von Zimbabye bildet, so gewaltige Dimensionen besitzt, so muß an ihm deutlich und genau zu erkennen sein, wie groß der Winkel war, den die auf- und untergehende Sonne damals, als die Bauwerke errichtet wurden, mit dem Meridian zur Zeit der Sonnenwenden bildete. Dr. Schlichter hat an der Hand der Messungen Bents nachgerechnet und gefunden, daß der Unterschied gegen heute etwa einen halben Grad beträgt. Wir kämen damit auf ein Alter von etwa vier Jahrtausenden. Indessen ist dieses Resultat noch kein sicheres, da die Messungen Bents diesen Gesichtspunkt nicht besonders ins Auge gefaßt haben. Es werden später genauere Messungen besonders zu diesem Zwecke stattfinden müssen, und diese werden vielleicht das interessante Resultat ergeben, daß wir mit Hilfe des astronomischen Apparats, den die rätselhaften, verschollenen Erbauer von Zimbabye zurückgelassen haben, die Zeit feststellen können, in der ihre Kolonie im fernen Südafrika blühte! Dann werden im wahren Sinne des Wortes „die Steine reden, wo die Menschen schweigen“.

Bis jetzt ist also das Rätsel von Zimbabye noch nicht gelöst, und ob es jemals gelöst werden wird, hängt in erster Linie davon ab, ob zukünftige Durchforschungen der Ruinen und des Landes noch andere Ueberreste ans Licht bringen werden, die unwiderlegliche Beweise liefern. Das wären vor allen Dingen Inschriften. Eine einzige Inschrift könnte genügen, um die Frage nach dem Ursprung von Zimbabye zu entscheiden. Noch ist kein Schriftzeichen gefunden. Der Missionar Beuster, der im Jahre 1892 in Zimbabye war, will zwar davon gehört haben, daß Bent eine Steinplatte mit Schrift gefunden habe, indessen ist das anscheinend ein Irrtum; die Hoffnung braucht darum aber noch nicht aufgegeben zu werden, denn nach Bents Forschungen sind die Ruinen von Zimbabye nicht die einzigen ihrer Art. In demselben Gebiet kommen, ebenso vereinzelt wie diese, auch noch an anderen Stellen die Spuren alter Ansiedlungen vor, wenn auch nicht von der Größe wie die zu Zimbabye. Alle sind offenbar gemeinsamen Ursprungs, und sie haben vielfach ähnliche Vorrichtungen zur Messung des Sonnenlaufs wie in Zimbabye.

Ja, Bent hat in der Nähe von Zimbabye in einem Thale die Spuren menschlicher Wohnstätten gefunden, in denen eine sehr zahlreiche Bevölkerung gewohnt haben muß! Vielleicht stehen uns noch große Ueberraschungen bevor, wenn das Land nach allen Richtungen durchforscht wird. Noch ruht vieles im Dunkel. Wer weiß, ob nicht in den Tiefen der Urwälder die Ruinen von Ansiedlungen liegen, die bis heute keines Europäers Auge gesehen hat und die uns ein sicheres Material zur Erforschung dieses unbekannten Gebietes südafrikanischer Menschheitsgeschichte liefern werden.



Blätter und Blüten


Die Internationale Gartenbau-Ausstellung in Dresden. (Zu dem Bilde S. 389.) Der 2. Mai gestaltete sich zu einem Festtage für Dresden; an ihm wurde der lange erstrebte und nunmehr vollendete städtische Ausstellungspalast seiner Bestimmung übergeben und er prangte sogleich in einem frischen, köstlichen Festschmuck; denn in seinen Räumen wurde in Gegenwart des Königs Albert eine internationale Gartenbau-Ausstellung eröffnet. Dresden, in dessen Umgebung nicht weniger als 800 Gärtnereibetriebe sich befinden, ist eins der größten Centren des Gartenbaues auf der Welt und eignet sich darum vorzüglich für derartige Veranstaltungen. Schon im Jahre 1887 hatte dort die erste internationale Gartenbauausstellung stattgefunden, über welche die „Gartenlaube“ gleichfalls berichtet hat. (Vgl. Jahrg. 1887, S. 373.) Die diesjährige fiel noch glänzender aus als ihre Vorgängerin, 393 Aussteller haben diesmal rund 20 000 Quadratmeter Ausstellungsraum in Benutzung genommen. Auch landschaftlich machte sie durch ihre Anlagen im Freien, durch ihre Pavillons und Kioske einen äußerst günstigen Eindruck, da dank dem Entgegenkommen der Behörden ein Teil des berühmten „Großen Gartens“ in ihren Bezirk einbezogen werden durfte. Unsere Abbildung vergegenwärtigt das festliche Bild der Eröffnungsfeier in dem Augenblicke des Rundgangs des sächsischen Königspaares in der großen Haupthalle. Der gewaltige Bau mit seiner aufstrebenden reinen Architektur, mit seinen breiten Galerien und seiner ruhigen symmetrischen Anordnung machte einen überaus günstigen, ja feierlichen Eindruck. Fast die ganze Breite des Innenraumes füllte ein geradliniges, fünfreihiges Azaleenbeet in den verschiedensten und entzückendsten Farben, das von kleineren Azaleen- und Rosengruppen umgeben war. Am nördlichen Ende der Halle befand sich eine leicht geschwungene weiße Balustrade, hinter der sich ein sanft ansteigender prächtiger Palmenhain erhob. Auf einer Treppe gelangte man zu einer aus leichten Birkenstämmen gezimmerten Brücke, die über eine künstliche durch Wasserspiel belebte Schlucht führte. Schon dieses Bild zeugt beredt von dem guten kunstgerechten Geschmack, mit welchem die Ausstellung eingerichtet wurde. Ein weiteres Glanzstück derselben bildete ein prächtiges Diorama, welches Sibyllenort, das in Schlesien gelegene Schloß König Alberts, darstellte. Der Andrang der Besucher war ein äußerst lebhafter; es gab Tage, an welchen 40 000 bis 50 000 Schaulustige sich einstellten, um zu sehen, welche Wunder unser Gartenbau zu schaffen vermag.

Rühmend möchten wir noch eins an dieser Ausstellung hervorheben. Sie diente nicht nur der höheren Gärtnerkunst, sondern war auch bestrebt, die volkstümliche Blumenpflege zu heben. Schon lange vorher hatte man einer großen Anzahl von Schulkindern Pflanzen aller Art zur Pflege übergeben und in Aussicht gestellt, daß die Pfleglinge in der Ausstellung gezeigt werden sollten. In einem besonderen Gewächshause sah man nun die schönsten Blumen, die von Kinderhand gezogen wurden, und bei jedem Topfe lag eine kurze Mitteilung, in welcher der kleine Gärtner die Art, in welcher er die Blumen gepflegt, beschrieb. Sehr gelungen war auch der Normalschulgarten, in welchem auf einem Flächenraum von 1000 qm anschaulich gezeigt wurde, wie man bei Schulen Gärten anlegen soll, damit die Schüler die einheimischen Pflanzen, die nutzbringenden Gemüse- und Obstarten in ihrer Entwicklung kennenlernen. – Es ist schade, daß die Blumen so rasch verwelken und die Gartenbau-Ausstellungen darum nur eine verhältnismäßig kurze Zeit dauern können. So wurde auch die Dresdner bereits am 14. Mai geschlossen. Sicher aber hat sie reichhaltigen Nutzen gestiftet, nicht nur gezeigt, wie hoch der sächsische Gartenbau steht, sondern auch neue Anregungen zum weiteren Fortschritt gegeben. *     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0407.jpg&oldid=- (Version vom 13.7.2023)
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