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Seite:Die Gartenlaube (1896) 0437.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

Wissens und Könnens darzubieten. Wer die in kurzer Zeit aus dem Boden gezauberte Stadt von Hallen, Türmen und Pavillons betritt, dem drängt sich schon beim ersten Blick die Ueberzeugung auf, daß die Berliner etwas wahrhaft Großes zustande gebracht haben. Schon der Ausstellungsplatz ist ungemein günstig gewählt. Er umfaßt über eine Million Quadratmeter und ist somit größer als der Raum aller seitherigen Weltausstellungen in Europa. Dabei ist er landschaftlich schön; denn er schließt auch den Treptower Park ein mit den prächtigsten Wald- und Gartenanlagen und berührt das Ufer der bei Treptow seeartig sich erweiternden Spree.

Nürnberger Ausstellung:
die Nürnberger, Münchener und Kulmbacher Bierhalle.

In dieser reizenden, durch das frische Grün und die Spiegel der Wasserflut geschmückten Landschaft liegen malerisch zerstreut die Ausstellungsbauten. Gewaltig ragt vor allem die Große Industriehalle hervor, die mit den Anbauten eine Fläche von 60000 qm bedeckt. In ihrer Mitte erhebt sich der 30 m breite und 40 m hohe Kuppelraum, den zwei schlanke je 65 m hohe Türme flankieren. Diesem Riesenbau ist im weiten Halbkreise eine Wandelhalle vorgelagert, mit einem stattlichen dreifachen Portal in der Mitte und mit turmgeschmückten Pavillons am Nord- und Südrande. Vor diesem großartigen fast einen halben Kilometer langen Bau spielt ein Springbrunnen, von dem eine an hundert Fuß hohe Wassersäule aufsteigt, die in den dunklen Abendstunden, von innen elektrisch beleuchtet, einen feenhaften Anblick darbietet.

Weiter vorne aber blinkt der Spiegel eines neu geschaffenen Wasserbeckens, von dessen jenseitigem Ufer der riesige Wasserturm dem Beschauer entgegenwinkt. An seinem Fuße ist das Hauptrestaurant angebracht, in dem achttausend Personen gleichzeitig unter Dach bewirtet werden können, ein Riesenrestaurant, das bestimmt ist, die Hauptmasse der Durstigen und Hungrigen zu befriedigen. Für solche, die abgeschiedenere Plätzchen lieben, fehlt es aber in der Ausstellung nicht an traulichen und originellen Winkeln: unter ihnen sei in dieser Ausstellung an der Spree vor allem die „Spreewaldschenke“ erwähnt.

Außer dem Hauptbau dienen noch einzelne Pavillons den Ausstellungszwecken. Auf dem Grün der Anlagen blinkt uns ein tempelartiger Bau entgegen, von dessen Zinnen die Victoria und die Fama, Sieg und Ruhm, auf das bunte Gewimmel der Menschen herabschauen. Er ist jenen Zweigen der Wissenschaft geweiht, die in Berlin eine hohe Entwicklung genommen haben: der Pavillon birgt die Ausstellungsräume für Chemie, wissenschaftliche Instrumente und Photographie. Nicht weit davon, am Ufer der Spree, leuchten im Sonnenglanz die mit grünen Dächern geschmückten höchst malerischen Bauten der "Fischerei-, Sport-, Nahrungs- und Genußmittelausstellung“, während auf der entgegengesetzten Seite in einem ernster gehaltenen Bau alles das vorgeführt wird, was Berlin in so rühmlicher Weise aus dem Gebiete des Unterrichts und Erziehungswesens, der Gesundheitspflege und der Wohlfahrtseinrichtungen geleistet hat.

Stuttgarter Ausstellung: Haupteingang des Gewerbedorfs.
Nach dem Aquarell der Architekten Schmohl und Stähelin in Stuttgart.

Friedenswerke und Arbeitsthaten der jungen Kaiserstadt, Errungenschaften der Neuzeit sind es, die in diesen Räumen unsere Augen fesseln und uns Anerkennung abringen. Von der Höhe des glücklich Erreichten ist es nun lehrreich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, und da steht im Herzen der Ausstellung ein Städtebild mit Türmen und Mauern, mit winkligen Gäßchen und giebligen Häusern – man hat hier vor die Augen der Besucher Alt-Berlin gezaubert, die schlichte aber kräftige Stadt, wie sie unter den Kurfürsten Wacht hielt an der Mark des Reiches. Ein Stück dieser „Stadt“ ist auch unter unseren Abbildungen vertreten: das Rathaus mit seiner Umgebung und ein Fischerhaus aus längst verklungener Zeit. Der Geschichte Berlins ist auch ein besonderes „Theater Alt-Berlin“ gewidmet; es ist mit allen Hilfsmitteln der fortgeschrittensten Technik der Gegenwart ausgestattet und in der Lage, die glänzendsten Schaustellungen zu veranstalten. In hierzu neu

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0437.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)
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