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Seite:Die Gartenlaube (1896) 0501.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

Nr. 30.   1896.
Die Gartenlaube.


Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Abonnements-Preis: In Wochennummern vierteljährlich 1 M. 75 Pf. In Halbheften, jährlich 28 Halbhefte, je 25 Pf. In Heften, jährlich 14 Hefte, je 50 Pf.


Der laufende Berg.

Ein Hochlandsroman von Ludwig Ganghofer.

     (6. Fortsetzung.)

Während sich der alte Simmerauer und sein Sohn wieder der Arbeit zuwandten, erschien Mutter Katherl unter der Hausthür, und an ihr vorüber stürmten die beiden Kinder ins Freie; trotz der ärmlichen Kleidung, die sie trugen, sahen sie reinlich aus, so gründlich gewaschen! Dem Buben waren die feuchten Haare mit der Bürste glatt an den Kopf gestrichen, und dem Dirnlein stand ein kurzes, fingerdickes Zöpfchen steif vom Nacken weg. In den Händchen hielten sie große Butterbrote, welche rings um den ganzen Laib geschnitten, aber zur Hälfte schon in den kleinen Mäulchen verschwunden waren. Während das Bürschlein sich jubelnd auf die Erde kauerte, um eine der weißen Eisscheiben loszubrechen und als „Zuckerl“ auf das Butterbrot zu legen – ein Vorhaben, welches Mutter Katherl durch einen Jammerschrei noch rechtzeitig verhinderte – hängte sich das Dirnlein an die blaue Leinwandhose des Großvaters.

„Ahnlvater! Heut’ nacht hat mir was ’träumt!“ sagte das Kind. „Ganz was Schön’s!“

„Geh!“ Michel beugte sich nieder und wischte dem Dirnlein mit seiner zitternden Hand die Brotkrumen von den Wangen. „Ja was denn, Zenzerl? Geh, verzähl’ mir’s!“

„Feiertag is g’wesen, und eine schöne Musi haben wir g’hört…“

„Ja was D’ sagst! Und wo is denn die Musi g’wesen? Drunt’ im Wirtshaus, gelt?“

Zenzerl schüttelte das blonde Köpfchen und konnte nicht gleich sprechen, denn sie hatte von ihrem Butterbrot ein großes Stück abgebissen, und das mußte sie erst kauen. „Na!“ sagte sie und


Photographie im Verlag von Braun, Clément & Cie. in Dornach.
Am Strand.
Nach dem Gemälde von G. Haquette.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0501.jpg&oldid=- (Version vom 14.7.2023)
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