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Seite:Die Gartenlaube (1896) 0709.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

Nr. 42.   1896.
Die Gartenlaube.


Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Abonnements-Preis: In Wochennummern vierteljährlich 1 M. 75 Pf. In Halbheften, jährlich 28 Halbhefte, je 25 Pf. In Heften, jährlich 14 Hefte, je 50 Pf.


Die Geschwister.

Roman von Philipp Wengerhoff.

  (4. Fortsetzung.)

5.

Der Regierungsrat von Walden schritt trotz der unfreundlichen Witterung und der vorgeschrittenen Nachmittagsstunde zwischen den in winterlicher Oede daliegenden Parkanlagen, die den Platz vor dem Provinzial-Steuerdirektorium schmückten, spazierend auf und ab. Es wurde ihm sichtlich schwer, ein gleichmäßiges Tempo dabei festzuhalten. Zuweilen verlangsamte er seinen Gang und dann beschleunigte er ihn wieder; er focht mit dem Spazierstöckchen, das er in der Hand trug, durch die Luft, sah alle fünf Minuten nach seiner Uhr und hob sie dann sogar in die Höhe, um zu prüfen, ob sie auch gehe. Dabei blickte er unablässig nach den hellerleuchteten Fenstern des ersten Stockwerks des Direktionsgebäudes, hinter welchen man durch die Spitzengardinen verschiedene Personen sich bewegen sah. Ab und zu trat eine Gestalt bis dicht an die Scheiben, lehnte sich gegen das Fensterkreuz und schaute auf die dunkle Straße, dann klopfte ihm plötzlich das Herz ganz laut und er machte eine Bewegung, als wollte er einen Gruß hinauf senden.

So mochte eine halbe Stunde vergangen sein; immer war er den Begegnenden ausgewichen, nun hörte er plötzlich ganz dicht hinter sich Schritte, und eine muntere Stimme rief auch schon, ehe er sich noch umgewandt: „Also richtig gefunden, Walden! Erst traf ich Sie nicht mehr im Bureau, dann suchte ich Sie in Ihrem Heim – ebenfalls ohne Erfolg – um Sie nun glücklich hier zu treffen! Merkwürdige Tageszeit, die Sie sich für Spaziergänge wählen! Man sieht bei diesem trüben Himmel und der zu Ehren des heute im Kalender stehenden Mondscheins verringerten Laternenbeleuchtung wirklich nicht die Hand vor den Augen.“

„Man muß die Feste feiern, wie sie fallen,“ gab der Angeredete darauf zurück; „wer am Tage nicht Zeit für eine Promenade hat, muß die Abendstunden dazu benutzen. Uebrigens liegt es auch in der That nur an der Bewölkung, daß es so spät scheint – es kann kaum sechs Uhr sein.“

„Lassen Sie sie nur stecken,“ sagte der andere, als jener eine Bewegung machte, um die Uhr hervorzuziehen, „es ist in der That noch nicht voll Sechs, also gerade die

Copyright 1896 by Franz Hanfstaengl in München.
Reineke in Nöten.
Nach dem Gemälde von J. Schmitzberger.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 709. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0709.jpg&oldid=- (Version vom 5.5.2024)
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