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Seite:Die Gartenlaube (1896) 0772 a.jpg

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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 45. 1896.

Neue Anwendungen des Ganswindtschen Tretmotors. Vor längerer Zeit (vgl. Beilage zu Nr. 5 dieses Jahrgangs der „Gartenlaube“) haben wir unsere Leser auf einige Vorzüge aufmerksam gemacht, die ein von Hermann Ganswindt in Schöneberg bei Berlin erfundener Motor aufweist. Als Beispiel der Nutzanwendung haben wir die Tretmotordroschke beschrieben. Inzwischen hat Ganswindt unermüdlich an der Vervollkommnung seiner Erfindung gearbeitet und versucht, ihr neue Gebiete zu erschließen[.] An die Tretmotordroschke reihte sich ein Tretmotorfeuerwehrwagen, der in Berlin die Probe bestand.

Wie unsere Abbildung zeigt, ist es ein Gefährt, auf dem sechs Mann nebst den für die erste Hilfe bei Bränden nötigen Löschgerätschaften untergebracht werden können. Derselbe wird durch Treten des Motors von seiten der Mannschaft fortbewegt. Bei den ersten Proben, die von der Berliner Feuerwehr angestellt wurden, legte der Wagen eine Strecke von 6700 m in einer um 2½ Minuten und von 7040 m in einer um 1½ Minuten kürzeren Zeit zurück, als Pferdegespanne es erfahrungsgemäß vermögen. Er ist darum in hohem Maße geeignet, die erste Löschhilfe schnellstens zu leisten.

Tretmotor-Feuerwehrwagen.

Eine andere sehr beachtenswerte Neuerung, die Ganswindt auf einer von ihm veranstalteten Ausstellung bei Schöneberg in neuester Zeit vorgeführt hat, ist der sechsscharige Tretmotorpflug. Derselbe arbeitet ähnlich wie der Dampfpflug, indem er an Drahtseilen zwischen zwei Ankerwagen fortgeleitet wird.

Auf unserer Abbildung ist der eine der Ankerwagen im Hintergrunde sichtbar. Zum Treten des Motors genügt die Kraft eines Mannes. Lösen sich nun im Treten zwei Mann ab, so können mit dem neuen Pflug bei einer Furchentiefe von 15 cm in zwölfstündiger Arbeitszeit etwa 4000 qm umgepflügt werden. Das ist eine Leistung, die hinter der eines Joches Ochsen nicht wesentlich zurückbleibt. Ob der Tretmotorpflug unserer Landwirtschaft besondere Vorteile bieten wird, ist noch nicht entschieden, sicher aber dürfte er sich in Gebieten bewähren, in welchen Zugtiere selten und teuer sind, also in vielen tropischen Kolonialländern.

 Tretmotor-Pflug.

Sofakissen. Ein wirklich geschmackvolles, originelles Sofakissen stellt man nach folgender Beschreibung her. Man wählt helle und dunkelgrüne, oder weiße und goldgelbe, 6 cm breite Atlasbänder und schneidet von der einen Farbe 30 cm, von der anderen 48 cm lange Stücke. Die längeren Bänder befestigt man an beiden Seiten eng nebeneinander auf ein Stück Steifmoll und zieht nun die kürzeren Bänder nach Art der Flechtarbeit durch, so daß sich helle und dunkle Vierecke bilden; an beiden Enden näht man die Bänder fest. Hierauf bemalt man die dunklen Flächen mit kleinen Sträußchen. Wer des Malens nicht kundig ist, spannt das Ganze in einen Rahmen und stickt die Blumen ein. Ist dann das Kissen mit einer Rückwand versehen und gefüllt, so besetzt man es ringsum mit einer sehr reichen 14 cm breiten Atlasgarnierung von gleicher Farbe wie die des hellen Bandes. A. S.     


Hauswirtschaftliches.

Weingelee aus unreifen Trauben zu machen. Gerade in diesem Jahr dürfte vielen Hausfrauen das nachfolgende praktische Rezept willkommen sein. Man pflückt die Beeren von den Trauben, thut sie in einen Kessel, gießt so viel Wasser darauf, daß die Beeren bedeckt sind, und läßt sie gut auskochen. Dann gießt man den Saft durch ein Tuch und wägt ihn ab: auf ein Pfund Saft kommt ein Pfund Zucker. Die Mischung kocht man so lange, bis das Gelee dick ist und eine schöne rote Farbe hat.

Praktische Ratschläge für die Küche. Es giebt mancherlei einfache Mittel, durch die in der Küche viel erspart, verbessert und erhalten werden kann. So z. B. grabe man ein übriggebliebenes Stückchen Speck in Salz ein, und es wird nach 14 Tagen noch ebensogut zum Spicken des Bratens zu verwenden sein. Auch eine schon angeschnittene Zitrone in Salz gelegt, trocknet darin längere Zeit nicht aus. Sardellen übergieße man mit starkem Salzwasser, worin sie sich wochenlang wohlschmeckend halten.

Ein angeschnittener Schinken bleibt saftig und gut, wenn man ein Stück des Fettes davon nimmt und den Anschnitt jedesmal damit einreibt, bevor der Schinken zurückgestellt wird.

Viele Leute lieben nicht, das Wildbret in Essig zu legen. Um nun das Fleisch doch mürbe und zart zu bekommen, gebe man reichlich Milch darüber, lasse diese daran sauer werden und wende das Wildbret täglich darin um. Bevor der Braten in die Röhre kommt, wird er nochmals gewaschen und dann, an Stelle des Essigs mit Wein gebraten. Auf diese Art wird Wildbret vorzüglich.

Hat man einen Kuchen gebacken, der nicht aus der Form will, so stelle man diese auf ein kaltes nasses Tuch und nach einigen Minuten wird der Kuchen sich leicht ablösen. Sülze dagegen lässt sich schnell stürzen, wenn man auf die Form ein feuchtes heißes Tuch legt.

Eine alte Henne wird viel früher weichgekocht sein, wenn man dieselbe tags zuvor salzt, den Schlitz, durch den sie ausgenommen wurde, wieder zunäht und so siedet. A. S.     

Aufbewahrung der Sommerschuhe. Feine, leichte Lederschuhe, die man nur für die Sommerzeit hat und während der anderen Zeit aufhebt, schimmeln, wenn man nicht einen völlig trockenen Aufbewahrungsort hat. Will man dies vermeiden und auch zugleich verhüten, daß das Leder hart und spröde wird, so muß man das Schuhwerk von Zeit zu Zeit erst mit etwas Eiweiß, und wenn dies eingedrungen ist, mit Terpentin einreiben. Die nötige Eiweißmenge kann sich jede Hausfrau aus den Resten sammeln, die beim Gebrauch frischer Eier in den Schalen zurückbleiben. L. H.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 772a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0772_a.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2024)
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