verschiedene: Die Gartenlaube (1897) | |
|
Nr. 26. | 1897. | |
Die Gartenlaube.
|
Jahresabonnement: 7 M. Zu beziehen in Wochennummern vierteljährlich 1 M. 75 Pf., auch in 28 Halbheften zu 25 Pf. oder in 14 Heften zu 50 Pf.
Alle Rechte vorbehalten.
Die Hexe von Glaustädt.
Der Stadtpfarrer Melchers in seinem tiefschwarzen Talar und der großen gestärkten Halskrause stand auf der Kanzel der uralten Marienkirche und hielt die Nachmittagspredigt. Sein kluges, mildfreundliches Antlitz trug heute den Stempel einer besonderen Feierlichkeit und Schwermut. „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet!“ Das war das Thema, an das die eindringlichen Worte des Priesters anknüpften, um sich mehr und mehr zu einem warmherzigen Loblied auf die christlichen Tugenden des Wohlwollens, der Nachsicht und der Verführlichkeit auszugestalten. Nicht mit Zorn und Gewalt, sondern mit Güte und teilnehmender Liebe soll der Christ seinem verirrten Bruder entgegenkommen. Er soll nicht eifern und ohne Mitleid verdammen, sondern des Heilands und Welterlösers
verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_429.jpg&oldid=- (Version vom 15.1.2018)