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Seite:Die Gartenlaube (1897) 440.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

Erscheinende bei Aufgabe ihrer Bestellungen auswählen. Die Fabrikanten treten auf diese Weise immer wieder in persönlichen Verkehr mit ihren alten Kunden, gewinnen neue und können ihre Ansichten über die Gestaltung der künftigen Produktion gegeneinander austauschen.

Der Meßverkehr vor dem Grimmaischen Thor in Leipzig (1824–1840).

So hat sich denn der unmittelbare Umsatz der Messen als reiner Warenmessen, wie wir gesehen haben, vermindert, im Musterlagerverkehr aber ist ihnen ein glänzender Ersatz dafür unter Berücksichtigung von Mode und praktischem Bedürfnis erstanden. Und so werden denn die Messen auch fernerhin eine unentbehrliche Einrichtung bleiben, ja in Zukunft mehr denn je den Austausch der Erzeugnisse aller Weltteile vermitteln.


Unsere Krischane.

Von Charlotte Niese.

(Schluß)

Was die Eltern zu der Verlobung unsrer Krischane mit Fite Bierkraut sagten, weiß ich nicht mehr. Sie waren in dieser Zeit durch andere Sachen in Anspruch genommen und an Krischanens Verlobungstage nicht zu Hause. Später aber hatte meine Mutter mit der Haushälterin noch eine Unterredung, in der Krischane bat, noch einen Monat länger bleiben zu dürfen, ein Wunsch, der ihr ohne weiteres gewährt wurde, besonders da sie gelobte, sich ihren Pflichten mit aller Kraft zu widmen. Das that sie wohl auch. Sie war stiller geworden, arbeitete fleißig und sprach nicht mehr so viel von ihren siebentausend Thalern, die ihr überhaupt erst im November ausbezahlt werden konnten. Fite Bierkraut kam hin und wieder, um seinen Bräutigamsbesuch zu machen, und Sonntags ging er mit Krischane aus. Da er aber meistens von seiner Mutter begleitet war und jedesmal verdrießlicher aussah, so schien seine Gegenwart auch nicht erheiternd auf Krischane zu wirken. Jedenfalls wurde sie ein paarmal sehr ausfallend, als wir sie fragten, ob wir zu der Hochzeit eingeladen würden, so daß wir uns davon entwöhnten, uns mit ihr und ihren Angelegenheiten zu beschäftigen. Es war ja auch Sommer, die Früchte wurden allmählich reif, hin und wieder kam Hausbesuch, unsere Gedanken waren vollauf in Anspruch genommen, und wenn Krischane nicht mit uns sprechen wollte, dann sprachen wir auch nicht mit ihr.

Vierzehn Tage mochten vergangen sein, da zog plötzlich an unserm Himmel ein Gewitter auf, das uns ganz unvorbereitet traf. Frau Evers, die glückliche Besitzerin des Hundes Perle, erschien bei unserm Vater und verklagte uns. Sie behauptete, daß wir jeden Tag den Kater Banko auf die Friederikenruhe schleppten und ihn auf ihren Perle hetzten. Letzterer sei schon ganz scheu geworden, versicherte sie. Denn er könne nicht aus seiner eigenen Hausthür sehen, ohne einen Steinwurf von uns oder den unwillkommenen Anblick Bankos zu genießen, der dann in ihr Haus laufe und schon vieles kaput geschlagen habe. Die Sache war natürlich nicht wahr. In diesem Sommer war Banko höchstens einmal auf der Friederikenruhe in Perles Nähe gewesen. Er war überhaupt asthmatisch und mochte sich gar nicht gern bewegen, und wenn wir wirklich einmal einen Stein nach Perle geworfen hatten, so wußten wir es kaum mehr. Aber wir bekamen doch eine ziemliche Standrede, wie denn überhaupt die Unschuld immer am meisten leiden muß, und dann wurde uns auch noch auferlegt, einzeln zu Frau Evers zu gehen und zu sagen, daß wir von nun an Perle in Ruhe lassen wollten. Jürgen und Milo standen um drei Uhr morgens auf, liefen zur Kate, weckten Frau Evers mit ihrem Hunde aus den schönsten Träumen und erklärten der verstörten Dame, daß sie sich sehr entschuldigten und es nicht wieder thun wollten. Auf diese Weise ließen sie mich im Stich und ich konnte sehen, wie ich zu Frau Evers allein hingelangte. Ich war sehr böse und saß weinend im Eßzimmer, als Krischane zu mir hereinkam und mich nach der Ursache meines Kummers fragte. Nachdem sie ihn erfahren hatte, strich sie mit der Hand über meinen Kopf.

„Laß man das Weinen! Kannst weinen, wenn du groß bist, denn is Zeit genug und auch Grund genug! Nu abers sei man wieder lustig, ich will woll mit dich zu Everschen gehen und sie ein büschen vermahnen, daß sie nich klatschen soll, wo es nich nötig is. Hat letzten Weihnachten kein Kleid von dein Mama gekriegt, wie sie es sich gedacht hatt’, nu muß sie ihr Dolligkeit zeigen!“

„Gehst du ganz gewiß mit?“ fragte ich, noch so in meinen Kummer versenkt, daß ich mich gar nicht aus ihm herausreißen konnte, und sie nickte.

„Heut nachmittag Klokken sechs wollen wir los! Ich hatt’ eigentlich mit Fite ein büschen spazieren wollen, weil ich doch heut’ frei hab’, abersten sein Mutter sagt, er hätt’ in die Stadt zu thun und könnt’ nich kommen!“

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_440.jpg&oldid=- (Version vom 7.7.2023)
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