verschiedene: Die Gartenlaube (1897) | |
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Das Denkmal Kaiser Wilhelms I. in Köln. (Mit Abbildung.) Gleich nach dem am 9. März 1888 erfolgten Hinscheiden Kaiser Wilhelms I. bewilligten die Stadtverordneten vom Köln für ein Denkmal desselben 30 000 Mark, welche Summe durch Gaben aus der Bürgerschaft auf 300 000 Mark anwuchs. Aus zwei Wettbewerben ging der Bildhauer Anders in Berlin als Sieger hervor und wurde mit der Ausführung des Denkmals beauftragt. Als Standort für dasselbe wählte man die Stelle auf dem Kaiser-Wilhelmringe in der Neustadt an welcher der alte Kaiser bei seinem letzten Besuche am 23. September 1884 die Huldigungen der Kölner entgegennahm.
Am 18. Juni 1897 ist das Denkmal im Beisein des Kaisers und der Kaiserin feierlich enthüllt worden und bildet nunmehr einen neuen herrlichen Schmuck der berühmten Rheinstadt.
Aus einem rechteckigen Wasserbecken von 20 m Länge bei 16 m Breite erhebt sich, aus moosbewachsenen Basaltblöcken emporwachsend, bis zu 5,5 m Höhe der Sockel von poliertem roten schwedischen Granit, er trägt das gleichfalls 5,5 m hohe Reiterstandbild aus Bronzeguß. Den beiden Kopfseiten des Sockels ist je eine Konsole mit dem Vater Rhein und der Colonia vorgelagert; jede Längsseite trägt eine Inschriftentafel. Der Kaiser hält in der Linken fest die Zügel, mit der geöffneten Rechten macht er eine einladend grüßende Bewegung. Das Haupt schmückt der Helm umwallende Federbusch, um die Schultern hängt der Pelzmantel, der, vorn offen, die Generalsuniform sichtbar werden läßt.
Den Sockel haben Kessel u. Roehl in Berlin, den Guß Martin u. Piltzing daselbst geliefert. Bei dem Rundgange nach der Enthüllung wurde der Bildhauer Anders vom Kaiser für die hohe künstlerische Ausführung zum Professor ernannt.
Abends von 10 bis 11½ Uhr folgte, leider bei ungünstiger Witterung, die Flottenparade auf dem Rheine, wo 65 Dampfer in einer 5 km langen Linie am Deutzer Ufer lagen. Alle Schiffe und beide Ufer waren glänzend beleuchtet, Feuerwerk, bengalische Flammen, Böllerschüsse und Knattern von Gewehrfeuer, übertönt von den Hochrufen der auf den Schiffen und am Ufer stehenden, wohl an 100 000 Köpfe zählenden Menge, dahinter die bis zu den äußersten Dachfirsten und Spitzen beleuchteten Häuser und Türme des einzig in der Welt dastehenden Stadtpanoramas boten dem Kaiserpaare bei der Rundfahrt ein Bild, das seinesgleichen kaum wieder finden dürfte, zumal die Lichteffekte bei Sturm und Regen ganz eigentümlich sich gestalteten.
Schloß Abenberg. (Zu dem Bilde S. 469) In einem anmutigen Hügellande, einige Stunden südlich von Nürnberg, liegt das Schloß Abenberg, das hochragend die ganze Gegend beherrscht und schon durch seine Lage verkündet, daß hier das mächtige Geschlecht seinen Sitz hatte, dem der umliegende Gau unterthan war. Die Grafen von Abenberg hielten auf dem romantisch gelegenen Schlosse einst glänzenden Hof, wenn sie nicht die Pflicht zum Kaiser rief, um an friedlichen Beratungen oder an Kriegszügen teilzunehmen. In hohem Ansehen stand namentlich Graf Rapoko, der Schirmvogt des Hochstiftes Bamberg, der 1172 starb. Seine fromme Schwester Stilla erbaute auf der entgegengesetzten Seite des Städtchens Abenberg eine Kapelle zu Ehren St.Peters. Der Kapelle wurde im Jahre 1488 durch den Bischof von Eichstätt ein Kloster angefügt, das den Namen Marienburg erhielt. Doch waren die Abenberger trotz aller Frömmigkeit keine Kopfhänger. Lust am Liede und am Gesang und ritterlicher Sinn hatten auf dem Schlosse eine gute Pflegestätte. Zeuge dessen ist kein geringerer als der größte deutsche Dichter des Mittelalters, Wolfram von Eschenbach, dessen väterliche Burg nur wenige Stunden von Abenberg entfernt lag.
Nach dem Erlöschen der männlichen Linie dieses Geschlechtes kam ein Teil der Abenbergischen Güter um 1192 an den Grafen Friedrich III. von Zollern, den ersten Nürnberger Burggrafen aus dem glorreichen Hause, das beinahe 700 Jahre später dem wieder geeinten Vaterlande einen Kaiser gab. Nicht lange jedoch sollte das romantisch gelegene Schloß den Zollern eigen sein. Burggraf Konrad der Fromme verkaufte es bereits im Jahre 1296 dem Hochstift Eichstätt und diesem blieb es eigen, bis es beim Zusammenbruch des heiligen Römischen Reiches deutscher Nation an die Krone Bayern fiel. Im Jahre 1875 restaurierte Herr Zwerschina aus München das Schloß unter namhaften Opfern, 1881 ging es in den Besitz des Hofopernsängers Anton Schott aus Hannover über. H. B.
Abgeblitzt. (Zu dem Bilde S. 481) Ja, wenn es der Anzug allein thäte für einen Freier, der schöne neue Frack, die seidenen Beinkleider und die tadellose Halsschleife! Da wäre unser braver Junge hier des Erfolges sicher. Aber ach! in dem Augenblick, wo er seinen schöngesetzten Antrag beginnt, da merkt er erst, wie wenig zuverlässig jene Hilfsmittel sind: die kokette kleine Person lacht seiner treuherzigen Einfalt geradezu ins Gesicht. Er kommt ihr heute in dem feierlichen Aufzug noch viel belustigender vor als sonst, und sie nimmt jetzt, wo sie die Reihe ihrer Triumphe durch den ihm alsbald auszuhändigenden Korb wieder um einen vermehrt hat, keinen Anstand mehr, es ihm unverhüllt zu zeigen. Wenn sie das nur nicht später noch bereut! Aus seinem hübschen verblüfften Gesicht sprechen doch gute Eigenschaften: er wird nach wenig Jahren der Erfahrung ein begehrenswerter Gatte sein. Sie aber, das allerliebste falsche Kätzchen – wenn sie nur nicht das bekannte Schicksal der großen Koketten erlebt: so lange zu wählen und zu täuschen, bis die Zeit der Wahl vorbei ist und alle späte Reue den früher Getäuschten und längst anderweitig Beglückten nicht mehr herbeirufen kann! Bn.
Inhalt: [ Inhalt der Wochen-Nr. 28/1897 ]
Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_484.jpg&oldid=- (Version vom 4.7.2023)