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Seite:Die Gartenlaube (1897) 747.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

Katzenmumien gebracht. Auch in Theben zählte die Katze zu den Tempelgottheiten und die in den Felsen gehauene Artemisgrotte gegenüber Beni-Hassan-el-aamar zeigt ein Bild der „Pacht“ und unzählige Katzengräber, die sich vor dem Heiligtum in einer Reihe hinziehen.

Dann gab es bei dem sogenannten Thor des Nil noch zwei Niederlagen von Katzenmumien, die zwei Fuß hoch mit Sand bedeckt waren, und man hat später so viele derselben gefunden, daß man mit dem Gedanken umging, sie als Dünger zu verwenden.

Kambyses, der gewalthätige und ehrgeizige Herrscher Persiens, benutzte diese Schwäche der Aegypter, um sie bei der Belagerung von Pelusium 525 v. Chr. durch List zu besiegen. Nach mehreren vergeblichen, zurückgeschlagenen Angriffen ließ er bei einem erneuten Sturme Katzen vor dem Heere treiben und seine Soldaten an Stelle des Schildes Katzen tragen; alsbald ergaben sich die Aegypter ohne Gegenwehr und Schwertstreich dem listigen Sieger.

Von den alten Völkerschaften verehrten auch die Inder die weiße Katze; sie galt ihnen als das Symbol des Mondes, der die grauen Mäuse, die Schatten der Nacht, verjagte. Geliebt und verehrt wurde die Katze ferner von den Arabern, und in der Stadt Nabata betete man eine goldene Katze an. Mohammed schnitt sogar den Zipfel seines Mantels, auf dem eine Katze ruhte, ab, um sie nicht zu stören, als er sich erhob.

Den Griechen und Römern scheint die Katze als Haustier erst später bekannt geworden zu sein, da ihre erste Erwähnung im 4. Jahrhundert v. Chr. geschieht. Bei den Römern stand Todesstrafe auf das Töten der Katzen. Die Vandalen befestigten an den Fahnen, bei ihren Kriegs- und Raubzügen, die Köpfe von Katzen. In der Mythe der alten Germanen war sie das Lieblingstier der Göttin „Freya“, deren Wagen von Wildkatzen gezogen wird.

Tief sank das Ansehen der Katze infolge religiösen Wahns im Mittelalter, wo sie in den traurigen Hexenprozessen auf den Scheiterhaufen mit verbrannt wurde. Im Gegensatz zu diesen Verirrungen gab es allerdings auch Länder, wie z. B. die Grafschaft Wales, wo die Katze sich besonderen Schutzes erfreute. Wer eine Katze tötete, mußte so viel Getreide entrichten, daß die am Schwanze aufgehängte und mit der Schnauze den Boden berührende Katze von diesem vollständig bedeckt ward. Eine ähnliche Bestimmung bestand in den sächsischen Bauernweistümern. Die Hauskatze war ja damals ein in Mitteleuropa noch seltenes Tier, das zur Vertilgung der Mäuse eingeführt worden war. Sie stammt nämlich keineswegs von der Wildkatze ab, wie dies früher irrtümlich angenommen wurde; ihre Stammmutter ist vielmehr, wie dies Rüppel nachwies, die in Nubien heimische „Falbkatze“ (Felis maniculata); dieselbe zeigt auch in der That mit den in ägyptischen Gräbern aufgefundenen Katzenmumien sowie den Katzendarstellungen auf alten Denkmälern in Theben vollständige Uebereinstimmung. Von Aegypten aus gelangte die Hauskatze zu den Nachbarvölkern und breitete sich über alle Länder aus.

In Europa wurde sie erst während der Kreuzzüge allgemein bekannt. Wie alle anderen Haustiere neigt die Katze zur Ausbildung verschiedenster Spielarten, deren Entstehung größtenteils auf klimatische Verhältnisse und die Anpassung an die Umgebung der verschiedenen Völker zurückzuführen ist. Zur Heranziehung von bestimmten Rassen im modernen züchterischen Sinne ist unsere Katze schlecht geeignet, da ihr Hang zur Freiheit, ihr ungebundenes Temperament und unberechenbarer Charakter sich schwer dem notwendigen Zwange einer Zucht unterwerfen. Trotzdem wird in manchen Gegenden der Fellgewinnung halber eine regelrechte, wenn auch wilde Zucht betrieben. Die Felle, die zu Pelzwerk Verwendung finden, erzielen je nach Farbe und Qualität einen Preis von 1 bis 7 Mark.

Außer der gewöhnlichen Hauskatze, die in verschiedenen Farben vorkommt, giebt es noch mehrere Varietäten, die sich durch reiche Behaarung und etwas abweichende Körperform von der gewöhnlichen Hauskatze unterscheiden, daher für den Liebhaber von besonderem Werte sind. Unsere Abbildung S. 745 veranschaulicht die wichtigsten Spielarten. Zunächst ist die Cyperkatzezu erwähnen. Ihre Färbung ist hellgrau mit schwarzen Querstreifen. Sie stammt von der Insel Cypern und soll dort einen wirksamen Krieg gegen die massenhaft vorkommenden Schlangen führen. Auf dem Cap della Gatta (Katzenkap) steht ein Kloster, in welchem diese Katze seit langen Zeiten gehalten wird. Sie jagt dort frei und eilt mittags auf ein mit der Klosterglocke gegebenes Zeichen herbei, um Futter aufzunehmen, und geht dann wieder an die Verfolgung des Feindes. Die Karthäuserkatze ist einfarbig blau mit langem feinen Haar, schwarzen Lippen und Fußsohlen; sie hat einen phlegmatischen Charakter.

Die Perle der Katzen und wohl auch die kostbarste ist indes die Angorakatze, aus Hochasien stammend, die in blauer oder grauer Farbe auch Chanchillakatze genannt wird. Langes, seidenweiches Haar bildet an Hals und Brust eine löwenähnliche Mähne, vom Rücken aus scheitelt sich dasselbe lang herabhängend nach beiden Seiten, die Rute ist buschig und nur Gesicht und Pfoten sind kürzer behaart. Die reinweißen oder silbergrauen Angora sind die wertvollsten; man rühmt den Angorakatzen ganz besondere Klugheit nach, doch eignen sie sich wegen ihres ruhigen phlegmatischen Temperaments nicht zu Mäusefängern und gelten daher mehr als Salonkatzen. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit, erfordern aber eine sehr aufmerksame Pflege, namentlich in Bezug auf ihren Haarreichtum, welcher bei der geringsten Vernachlässigung eine Verfilzung verursacht und dann die Schönheit des Tieres wesentlich beeinträchtigt.

Die Khorassan- oder persische Katze ist eine Abart der Angorakatze und dieser ziemlich gleich. Das Haar erscheint etwas wolliger, erreicht aber dennoch eine beträchtliche Länge. Die Farbe ist dunkel-blaugrau.

Die merkwürdigste Vertreterin der Katzenfamilie ist die chinesische oder hängeohrige Katze, die selbst von Laien nicht zu verkennen ist. Sie zeichnet sich durch vollständig hängende und verhältnismäßig große Ohren vor ihren übrigen Verwandten aus. Die eigentümliche Haltung der Ohren giebt der chinesischen Katze ein sonderbares Aussehen, und allgemein ist die Ansicht vertreten, daß sie infolge dieser widersinnigen Ohrenstellung schlecht von Gehör ist. In Bezug auf Körperbau und Behaarung zeigt sie mit der Angorakatze ziemliche Uebereinstimmung, ist aber etwas größer und schwerer. Es mag hier noch erwähnt werden, daß die Chinesen die Katzen als besondere Leckerbissen betrachten, sie in Bambuskäfigen an Kettchen legen, mit Reis füttern und mit den gemästeten einen schwunghaften Handel betreiben.

Eine ebenso seltene wie schöne Katze ist die siamesische, aus Siam stammende, mit kurzem, glattanliegendem Haar und von hellgelbweißlicher (isabell) Farbe. Nur Gesicht, Ohren, Beine und Schwanzende sind schwarzbraun. Diese Katzen sollen besonders flinke Tiere sein, die von den asiatischen Großen in ihren Palästen gehalten und mit Fischen gefüttert werden.

Auf der Insel Man an der Nordwestküste von England giebt es eine Stummelschwanzkatze; die von Cochinchina soll nur einen kurzen kolbigen und die madagassische einen gedrehten, knotigen Schwanz haben. Die Katze von Island ist schön blaugrau, die Tobolsker oder sibirische Katze rot oder fuchsfarbig und die vom Kap der guten Hoffnung blau oder rot. Diese letztgenannten Spielarten dürften aber mit der gewöhnlichen Hauskatze ubereinstimmen und sich nur durch die feste Farbe in der Vererbung von dieser unterscheiden.

Ausführliche Mitteilungen über die Katzenrassen sowie über die Zucht und Pflege dieser Haustiere findet der Leser in meinem „Illustrierten Katzenbuch“ (P. Parey, Berlin). Leider liegt in der Gegenwart die Pflege der Katzen danieder. Um eine Wandlung zum Besseren herbeizuführen, beabsichtigt man, in Deutschland einen Verein zum Schutze und zur Zucht der Katzen zu gründen, der namentlich der Verwilderung der Katzen entgegenwirken soll.

Neuerdings wurde bei uns auch eine Katzenausstellung veranstaltet. Sie fand in den ersten Tagen des Monats Oktober in München statt; sie wies nur 77 Nummern auf, brachte, aber einige prächtige Tiere im Werte von 300 bis 1000 Mark zur Schau.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Leipzig: Ernst Keil, 1897, Seite 747. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_747.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
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