Zum Inhalt springen

Seite:Die Gartenlaube (1898) 0132 a.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

0


Allerlei Winke für jung und alt.

Wandsims- oder Sofabehang. Die jetzige Beliebtheit gefälliger Zimmereinrichtungen stellt verschiedene Anforderungen an die schaffende Hand der Frauen und verlangt mannigfache Gegenstände, welche sonst wohl nicht für unbedingt erforderlich gehalten werden.

Stickerei für einen Simsbehang.

Zu diesen gehören die allerdings recht dekorativen Wandbretter (Paneele), auf welche Teller, Krüge, Gläser, Vasen etc. zum Schmucke aufgestellt werden. An älteren Sofas können solche Paneele auch improvisiert werden durch einfache, lange Bretter, welche mit Eisen an der Wand befestigt, beziehungsweise von diesen getragen werden.

Ottomane mit Simsbehang.

Auch über Ottomanen sehen dergleichen Bretter sehr wirksam aus. Unterhalb des Simses schmückt man das Bort mit einer herunterhängenden, lambrequinähnlichen Stickerei, für welche unsere obenstehende größere Abbildung eine gute Vorläge bietet. Je nach der Farbe der Tapete, des Sofas oder der Ottomane muß man die Farbe des Stoffes wählen und je nach dem Werte der gesamten Zimmereinrichtung mehr oder weniger gediegen die Art und Qualität des Stoffes, vom billigen Kreppstoff bis hinauf zu langhaarigem Plüsch. Die Stickerei selbst besteht zumeist aus einfachen Zierstichen; das Material hierzu aus Seide oder Baumwollengarn. Metallfäden sind gleichfalls zu empfehlen. Unbedingte Aufmerksamkeit hat man einer günstigen Farbenzusammenstellung des Materials zu widmen, jedenfalls muß die im Zimmer vorherrschende Farbe die des Stoffes oder doch die der Stickerei sein. Den Stickereistreifen schlägt man oben etwas um, nach hinten zu, und befestigt ihn von unten herauf mit Heftzwecken. Unsere Vorlage würde übrigens auch bei entsprechender Vergrößerung sehr gut zu Thür- oder Fensterlambrequins sich eignen.

Arbeiten aus Cigarrenkistenholz. Daß man das Holz von Cigarrenkisten zu mancherlei Gegenständen benutzen kann, dürfte allgemein bekannt sein, aber seine Verwendung war bisher eine gänzlich gelegentliche und planlose. Jetzt hat Professor Cranz in Stuttgart, ein eifriger Förderer des Hausfleißes, im Verlag von J. F. Schreiber in Eßlingen besonders für Arbeiten aus Cigarrenkistenholz berechnete Vorlagen erscheinen lassen, welche zeigen, daß bei richtiger Anleitung aus den großen und kleinen Brettchen der Cigarrenkisten ganz wundersame und originelle Gegenstände angefertigt werden können. Der Wert dieser Vorlagen namentlich für die liebe Jugend ist unbestreitbar, sie leiten in pädagogischer Weise zur Pünktlichkeit und Genauigkeit an, wecken Geschmack und Schönheitssinn, entwickeln die Kenntnis architektonischer Grundformen und bereiten das Verständnis technischer Zeichnungen vor, denn jeder Gegenstand ist in Perspektive, Seiten- und Grundriß nebst genauen Maßangaben dargestellt. Aber auch Erwachsenen bieten diese Arbeiten durch die reiche Abwechslung der Formen und die Vielseitigkeit der Handgriffe ein großes Interesse und eine reiche Quelle der Erholung. Vorteilhaft sind auch die geringen Kosten und die Benötigung nur einiger Werkzeuge, die übrigens mit Ausnahme des sogenannten Hakenmessers in jeder Familie wohl schon vorhanden sein dürften.

Alles in allem haben durch die Cranz’schen Vorlagen die vielerlei häuslichen Arbeiten eine sehr originelle und nützliche Erweiterung erfahren, auf die wir gern unsere Leserinnen und Leser aufmerksam machen.

Notiztafel für Wäsche- und Bücherschränke. Weit praktischer als die Wäschenotiz- und Büchermerkbücher, die leicht verlegt werden und zur Zeit des Gebrauchs oft erst gesucht werden müssen, sind Notiztafeln für diese Schränke, die man zierlich ausstattet und an der Innenseite der Schrankthüren befestigt. Man nimmt entweder weiße Tafeln für Bleistifte oder schwarze Tafeln für Kreidestifte und läßt diese Tafeln in einen Holzrahmen fassen, den man entweder mit Holzbrand- oder mit Oelmalerei sinngemäß verziert. Für den Wäscheschrank ist es sehr hübsch, den Rahmen mit einem leicht hingeworfenen Flachsblütenzweig oder mit einem mit Bändern umwundenen Spinnrädchen, auch wohl mit einer Spinnerin zu verzieren. Ist das Täfelchen für den Bücherschrank bestimmt, so kann der Rahmen eine Eule tragen, die auf losen Blättern sitzt, oder mit steilen aufsteigenden modernen Blüten geschmückt werden. An einem schmalen Seidenbändchen befestigt man Stift und Schwämmchen oder Lederball zum Schreiben und Abwischen und hängt sie über ein goldenes Knopfnägelchen, das man in der Mitte des Rahmens oben einschlägt. Aus etwas breiterem Seidenband näht man eine volle Rosettenschleife, befestigt sie hinten am Rahmen mit feinen Stiftchen und hängt daran die Tafel auf.

Für den Wäscheschrank nimmt die Tafel ein Verzeichnis des Wäscheinhalts des Schrankes, sowie Notizen über zum Waschen ausgegebene Wäsche auf, für den Bücherschrank giebt sie Raum für eine Liste der vorhandenen und ausgeliehenen Werke. Le.     


Für Naturfreunde.


Der Chanchito oder Chamäleonsfisch. Seit Adolf Roßmäßler im Jahre 1856 in der „Gartenlaube“ zum erstenmal ein Aquarium als „See im Glase“ beschrieb, hat sich die Liebhaberei für Aquarien und Terrarien derartig verbreitet, daß in einzelnen Städten große Vereine entstanden sind, die sich ausschließlich damit beschäftigen. Unter ihnen ist besonders der Berliner Verein „Triton“ von jeher bemüht gewesen, neue und interessante Zierfische aus dem Auslande zu importieren. Unter den heimischen Arten giebt es außer dem Stichling und dem Bitterling keine Fische, die im Zimmeraquarium sich fortpflanzen, während neben den chinesischen und japanischen Spielarten des Goldfisches der vor etwa fünfundzwanzig Jahren eingeführte chinesische Paradiesfisch oder Makropode gerade durch sein interessantes Laichgeschäft und durch die Brutpflege des Männchens überall die größte Teilnahme erweckte. Unser Bild zeigt nun einen neuen Zierfisch, den der Berliner „Triton“ vor wenigen Jahren eingeführt hat und den auch verschiedene Liebhaber in kleinen Zimmeraquarien bereits weiter gezüchtet haben. Es ist dies der südamerikanische Chanchito (Heros facetus Steind.), der seinen Namen – auf deutsch „Schweinchen“ – wohl nur seinem gekrümmten Rücken verdankt. Die Körperform zeigt unsere Abbildung, dagegen ist die daselbst angedeutete Zeichnung von schwarzen Querbinden auf grünlichgrauem Grunde nicht feststehend. Oft verblassen die Binden ganz oder es bleibt von jeder nur in der Mitte ein schwarzer Fleck übrig, der mit den übrigen Flecken zu einem schwarzen Längsstreifen zusammenfließt, ja oft färbt sich der ganze Fisch hellgrau und behält nur an der Schwanzwurzel einen einzigen schwarzen Fleck.

Der Chamäleonsfisch.

Schreck, Freude und Zorn beeinflussen die Färbung dieses „Chamäleonsfisches“, am meisten und am schönsten aber die Liebe. Zur Laichzeit zieren das Männchen, das dann mit gespreizten Flossen sein Weibchen umgaukelt, breite rote Streifen auf den oft tiefschwarzen Schwanz-, After- und Rückenflossen, während das Weibchen oft ganz citronengelb überlaufen erscheint. Auch die Färbung der Augen kann von Gelb in Rot übergehen. Im allgemeinen zeigen jedoch die Geschlechter keinen Unterschied in der Färbung. Nach dem Ablaichen bleiben Männchen und Weibchen in der Nähe der meist an den Glasscheiben angeklebten Eier und führen ihnen durch lebhafte Flossenbewegungen beständig frische Luft zu. Die nach wenigen Tagen ausgeschlüpften Jungen werden von den Alten mit dem Maule in eine Vertiefung des Bodengrundes gebracht, hier einige Tage behütet und dann gleich den Hühnchen der Gluckhennen ausgeführt.

Diese Wartezeit, während der die Alten sehr erregt und reizbar sind, dauert mehrere Wochen. Dann haben die jungen Fischchen schon eine Größe von mehr als einem Centimeter. Sie scheinen in einem Jahre auszuwachsen, wenigstens erreichte ein Chanchito, den ich 2 cm groß kaufte, in 10 Monaten die für diese Art gewöhnliche Länge von 12 cm. A. B.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 132_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0132_a.jpg&oldid=- (Version vom 22.4.2024)
OSZAR »