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Seite:Die Gartenlaube (1899) 0452 d.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Inhalt.
Seite
Nur ein Mensch. Roman von Ida Boy-Ed (6. Fortsetzung) 453
Deutsche Städtebilder. Konstanz. Von K. von Arx. Mit Abbildungen 460
Die Heilbarkeit der Trunksucht. Von Dr. med. Hugo Hoppe 462
Stillosigkeiten. Von J. Braun 467
Runen. Gedicht von Fritz Döring. Mit Abbildung 468
Der Lebensquell. Erzählung von E. Werner (Anfang) 468
Eine neue Kinderkrüppel-Erziehungs- und Bildungsanstalt 478
Blätter und Blüten: Das Bismarck-Denkmal in Magdeburg. (Zu dem Bilde S. 453.) S. 479. – Ärztliche Mission. S. 479. – Auf der Gaisalpe. (Zu dem Bilde S. 457.) S. 480. – Die deutsche Schule in Johannesburg. (Mit Abbildung.) S. 480. – Farbige Blumenkronen und Insekten. S. 480. – Der schüchterne Freier. (Zu dem Bilde S. 481.) S. 480. – Verwendung der Destillationsrückstände des Petroleums zum Löschen des Staubes. S. 480. – Nach der Schlacht von Dornach. (Zu dem Bilde S. 473.) S. 482. – Der Papyrus in Sicilien. (Mit Abbildung.) S. 482. – Der Kohlenbedarf beim Anfahren und Bremsen von Eisenbahnzügen. S. 482. – Sonnenaufgang. Von A. Kellner. (Zu dem Bilde S. 483.) S. 482. – Eselsreiterin in Kairo. (Zu dem Bilde S. 477.) S. 483. – Das Zillerthal bis zur „Berliner Hütte“. Von Dr. Vogel. (Zu dem Bilde S. 484.) S. 483. – Um die Wette. (Zu unserer Kunstbeilage.) S. 484.
Illustrationen: Das Bismarck-Denkmal in Magdeburg. S. 453. – Auf der Gaisalpe. Von Anton Braith. S. 457. – Abbildungen zu dem Artikel „Deutsche Städtebilder. Konstanz“. Das Schnetzthor. S. 460. Das Rathaus. S. 461. Das Inselhotel. S. 462. Ansichten von Konstanz. S. 464 und 465. – Runen. Von A. v. Neogrády. S. 469. – Die Schlacht von Dornach: die Eidgenossen verweigern die Auslieferung der gefallenen Ritter. Von E. Klein. S. 473. – Eselsreiterin in Kairo. Von E. Girardet. S. 477. – Die deutsche Schule in Johannesburg. S. 480. – Der schüchterne Freier. Von Paul Höcker. S. 481. – Papyrusstauden am Anapofluß bei Syrakus. S. 482. – Sonnenaufgang. Von P. Gabrini. S. 483. – Die „Berliner Hütte“ im Zemmthal. S. 484.


Hierzu Kunstbeilage XV: 0 „Um die Wette“. Von Hans Dahl.




Kleine Mitteilungen.

Lorenz Clasen †. In Leipzig starb am 31. Mai dieses Jahres hochbetagt, in seinem 87. Lebensjahre, der Historienmaler Professor Lorenz Clasen, dessen Name verknüpft ist mit einem der bekanntesten Kunstwerke, in dem der deutsche Nationalgedanke unmittelbar vor der Entstehung des neuen Reichs seinen glücklichsten und erfolgreichsten Ausdruck fand. Es ist das Gemälde „Die Germania auf der Wacht am Rhein“, welches in den begeisterungsvollen Tagen von 1870/71 in Hunderttausenden von Vervielfältigungen seinen Weg als Zimmerschmuck in Palast und Hütte fand. Der Künstler hatte das Bild in den sechziger Jahren geschaffen und ließ ihm, als es einen so beispiellosen Erfolg hatte, Anfang der siebziger Jahre als Gegenstück „Die Germania auf dem Meere“ folgen, das ebenfalls eine weite Verbreitung erlangte. Lorenz Clasen wurde am 14. Dezember 1812 zu Düsseldorf geboren, wo sein Vater Oberappellationsgerichtsrat war. Mit 17 Jahren ward er Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie in der Malklasse Theodor Hildebrandts. 1837 entstand sein Erstlingswerk „Die ersten Christen“. Ihm folgte eine Reihe bemerkenswerter historischer Bilder, von denen wir hier nur als die bekanntesten „Peter von Amiens predigt den Kreuzzug“ und „Die Verstoßung der heiligen Elisabeth“ nennen wollen. Allein nicht nur mit dem Pinsel, sondern auch mit der Feder bethätigte Clasen seinen künstlerischen Trieb, indem er geistreiche Kunstkritiken schrieb, die allgemeine Beachtung fanden. In den vierziger Jahren siedelte er nach Berlin und zehn Jahre später nach Leipzig über, wo er bis in sein hohes Alter geistesfrisch und rüstig als Künstler und Schriftsteller wirkte. Er war in zweiter Ehe mit der als Dichterin bekannten Mathilde Schmid verheiratet, die noch jetzt in Leipzig schriftstellerisch thätig ist.

Ueber die Müdigkeit der Metalle. Der neuesten Zeit war es vorbehalten, den Nachweis zu erbringen, daß die Müdigkeit und die Müdigkeitserscheinungen nicht nur lebenden Wesen eigentümlich sind, sondern daß auch leblose Gegenstände davon ergriffen werden, so daß infolge der Arbeit ihre Leistungsfähigkeit sich vermindert. Vorzüglich ist diese Eigenschaft an Metallen zu beobachten, und besonders auffällig zeigt sich die Ermüdung an elektrischen Leitungen. Schon länger war es ja bekannt, daß die Leitungsfähigkeit derselben nach fortlaufendem und andauerndem Gebrauch nachließ, ohne daß es gelang, Gründe, die man in Störungen außerhalb der Leitungen suchte, dafür anzugeben. Die eingehenden Versuche des Franklin-Instituts in Philadelphia haben nun ergeben, daß diese Störungen in den Metalldrähten selbst gesucht werden müssen, deren Leitungsfähigkeit sich bei unausgesetztem Betrieb regelmäßig vermindert, um – und das ist eben das Merkwürdige – nach einer Ruhepause ihre ursprüngliche Größe wieder anzunehmen. Am auffallendsten ist der Unterschied bei Telegraphen- oder Telephonanlagen, die im Verlauf der Woche stark benutzt werden und bei denen gegen Ende der Woche eine ganz beträchtliche Verminderung der Leitungsfähigkeit eintritt. Die Ursache dieser Erscheinungen sicher zu ergründen, ist bisher leider nicht gelungen: wahrscheinlich aber dürften sie auf Aenderungen im Aggregatzustand des Metalls, auf Verschiebungen im Lagerungsverhältnis der Moleküle zurückzuführen sein. Durch solche Veränderungen sucht man ja auch zum Beispiel das Mürbewerden des Eisens an Brücken zu erklären, was namentlich an solchen auftritt, die sehr häufig lebhaft erschüttert werden, wie die Eisenbahnbrücken. Durch den Einfluß der Schwingungen und Erschütterungen, die in ihrer Gesamtheit einer dauernden Arbeitsleistung des Eisens vergleichbar sind, wird, so folgert man, das Brüchig- oder Mürbewerden herbeigeführt. Auch diese Erscheinungen sind als eine Form der Müdigkeit aufzufassen. Dr. -t.     

Haustiere auf der Eisenbahn. Die deutschen Bahnen lassen seit Jahren sorgfältige Aufschreibungen über den Tierverkehr machen. In Betracht kommen vornehmlich unsere großen Haustierarten. Im Jahre 1896 wurden auf der Eisenbahn befördert 427625 Pferde, 4028642 Stück Rindvieh, 2107807 Schafe und 8423683 Schweine.

Wie man sieht, bleiben die Pferde, welche sonst edleren Zwecken dienen und erst in letzter Linie mit der Magenfrage zu thun haben, in der Minderzahl. Weit mehr kommen die eigentlichen Schlachttiere, Rinder, Schafe, Schweine, in Frage. Im Laufe der Zeit hat sich ein regelmäßiger Verkehr von den viehreichen Provinzen nach bestimmten Absatzgebieten entwickelt. So versorgen Ost- und Westpreußen und Pommern hauptsächlich Berlin, welches seinerseits wieder ein gut Teil an den Westen abgiebt. Aus dem Bezirk Magdeburg gehen Schafe in Mengen nach dem Königreich Sachsen und nach Belgien. Die Elbhäfen beziehen ihre Rinder und Schafe aus Hannover, Oldenburg und Thüringen. Das Ruhrrevier mit seinen Arbeitermassen empfängt sein Schlachtvieh vorwiegend aus Westfalen, Oldenburg, Lippe, Hannover, ja von Berlin.

Eine Schlingpflanze fürs Zimmer. Die Freude an Schlinggewächsen wird häufig dadurch etwas getrübt, daß sie im Zimmer nicht recht wachsen wollen, wenn sie nicht einen hellen sonnigen Stand erhalten. Epheu und Pylogia suavis machen zwar eine kleine Ausnahme, doch auch sie wollen auf die Dauer mehr Licht, als manchmal geboten werden kann, wenn sie wachsen sollen. Ein wenig bekanntes Schlinggewächs, Basella tuberosa, macht eine rühmliche Ausnahme. Es gedeiht selbst im Zimmer noch unter recht ungünstigen Verhältnissen und entwickelt ein staunenerregendes Wachstum. Man kann die schlanken Triebe fast wachsen sehen und sie an dünnen Fäden von Blumentisch zu Blumentisch leiten, sie um Bilderrahmen, Spiegel etc. herumziehen und so manchen Wandschmuck durch sie aus dem Grünen herausschauen lassen. Basella tuberosa bildet Knollen. Sie stirbt im Herbst ab und überwintert dann leicht im Keller oder im kühlen frostfreien Zimmer. Ende Februar setzt man die Knollen wieder in Töpfe mit nahrhafter Erde. Man kann Basella auch leicht durch Aussaat gewinnen. Der Same ist gar nicht teuer, keimt ziemlich rasch und giebt bald kräftige Pflanzen, die im ersten Sommer noch groß werden und Knollen von der Stärke einer mittleren Kartoffel liefern. Samen ist erhältlich von Haage & Schmidt in Erfurt.

Die Ranken an den Erdbeeren sind, solange man neue Pflanzen ziehen will, ganz angenehm; wo man jedoch viel Früchte ernten möchte, sind sie recht im Wege, weil sie der Ausbildung der Früchte Abbruch thun. Ernte und Pflanzenzucht passen deshalb schlecht zusammen. Man bekommt, wenn man sie auf demselben Beete betreibt, wenig Früchte und schlechte, spät entwickelte junge Pflanzen. Viel besser ist es, sich zur Pflanzenzucht einige Büsche oder einige Beete zu bestimmen und bei diesen Pflanzen die Blüten auszubrechen, damit sie mit vollster Kraft Ranken treiben können. Von den Ranken giebt es sehr früh kräftige Pflanzen. Schon im Juli oder August lassen sich die Beete damit besetzen, und bis zum nächsten Frühjahr haben sie sich so weit entwickelt, daß sie volle Ernten geben. Auch für den, der Erdbeeren zur Treiberei heranziehen will, ist es wichtig, früh kräftige Pflanzen zu haben. Er kann die ersten Ranken gleich in Töpfe leiten, welche in die Erde eingesenkt sind. So wird noch mehr Zeit gewonnen und werden noch kräftigere Stöcke erzogen.

Oleander wachsen häufig über die Verhältnisse hinaus und können dann nicht mehr recht untergebracht werden. Die Gesundheit und die Blühbarkeit leidet darunter, und wenn man die alten Pflanzen nicht verkaufen kann, was recht schwierig ist, bleibt nichts weiter übrig, als einen Rückschnitt vorzunehmen. Die Oleander vertragen einen solchen recht gut. Man kann, wie bei Weiden, die ganze Krone herunternehmen und wird danach aus allen Ecken und Winkeln neue Triebe hervorbrechen sehen. Der Rückschnitt der Oleander geschieht am besten im Herbst vor dem Einräumen in die Winterquartiere. Man kann auch noch im Frühjahr schneiden, doch entwickeln sich dann die jungen Kronen nicht so rasch. Bei den zurückgeschnittenen und im kommenden Frühjahr möglichst verpflanzten Oleandern muß man einen Sommer auf die Blüte verzichten. Sie blühen jedoch im nächsten sicher, wenn sie einen recht sonnigen, warmen Stand, womöglich vor einer Südmauer oder in einer nach Süden gelegenen Veranda, erhalten.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 452_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0452_d.jpg&oldid=- (Version vom 15.2.2022)
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