verschiedene: Die Gartenlaube (1899) | |
|
Aus jenem Jahre stammt das lebensvolle Porträt des Dichters von dem Münchner Hofmaler Stieler, welches die erste Seite dieser Nummer schmückt und dessen nähere Besprechung der Leser auf S. 580 findet.
Damals stand Goethe vor dem Ende seiner Tage, wie der greise Faust im Schlußakt des zweiten Teils der Dichtung sein Lebenswerk überschauend, das seinem Volke eine neue Welt schuf. In der Symbolik dieser Scene gestaltete er noch einmal sein Humanitätsideal: der von allen Leidenschaften befreite Faust findet sein Glück in dem Wirken für andere, in der Wonne des Schaffens, das andere beglückt! Auch ein kleiner Spruch aus jener Zeit, den Goethe einem Darsteller des Orest in das demselben gewidmete Exemplar der „Iphigenie“ schrieb, enthält die Quintessenz der idealen Weltanschauung, welche die Seele seiner reifsten Werke bildet:
„Was der Dichter diesem Bande,
Glaubend, hoffend, anvertraut,
Werd’ im Kreise deutscher Lande
Durch des Künstlers Wirken laut!
So im Handeln, so im Sprechen,
Liebevoll verkünd’ es weit:
Alle menschlichen Gebrechen
Sühnet reine Menschlichkeit!“
Mit diesem Mahnwort geleitet Goethes Genius die zur Macht geeinte Nation an die Pforten des neuen Jahrhunderts.Johannes Proelß.
Die Kunst des Fliegens an der Jahrhundertwende.
[Da der Verfasser erst 1954 verstorben ist, kann der Text hier noch nicht dargestellt werden.]
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 564. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0564.jpg&oldid=- (Version vom 24.6.2024)