verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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Zahl der meist griechischen Bevölkerung beträgt (1879) 78,024, darunter 2354 Christen, die nicht der griechischen Kirche angehören, und 2655 Nichtchristen. Von Ausländern gab es 1879: 3225, meist Engländer und Osmanen. Eigentlichen Ackerbau kennt man in K. nicht, ebensowenig Gemüsekultur oder Weinbau. Die Ausfuhr an Wein belief sich 1885 auf 64,939 Barili, welche meist nach Österreich-Ungarn und Italien gingen. Die Fischerei wird den benachbarten Albanesen und Italienern überlassen; auch Seiden- und Bienenzucht wird nur in geringem Grad betrieben, ebenso fehlt die Industrie gänzlich. Mit den Inseln Paxo und Leukas bildet K. einen Nomos Griechenlands von 1092 qkm (19,8 QM.) Areal mit (1879) 106,109 Einw. und zerfällt in drei Eparchien: K. (Kerkyra), Messi und Oros. – Die gleichnamige, früher stark befestigte Hauptstadt der Insel, an der Ostküste auf einem nach NW. abfallenden Vorgebirge, besitzt einen bequemen und sichern Hafen von 26 m Tiefe, der durch direkte Dampfschiffahrt mit Alexandria, Athen, Triest, Italien und England in Verbindung steht. Die Straßen sind eng und finster, die Häuser auf venezianische Manier gebaut, mit Arkaden nach der Straße zu. K. hat ein königliches Palais, in welchem der Hof meist einige Sommermonate sich aufhält, eine Bibliothek von 35,000 Bänden, eine Kunstakademie, ein Gymnasium, Lehrerseminar, Priesterseminar, ein Theater, eine gelehrte und andre Gesellschaften. An Kirchen besitzt K. eine reiche griechische (mit den Reliquien des heil. Spiridion) und eine römisch-katholische Kathedrale, zahlreiche griechische Kirchen und Kapellen und 5 katholische Kirchen. Auf dem Marktplatz steht eine Säule als Denkmal des Grafen v. d. Schulenburg, welcher 1716 K. gegen die Türken verteidigte. Auch eine Statue Kapo d’Istrias’ ziert seit Anfang 1887 die Stadt. K. hat (1879) 16,515 (als Demos 25,139) Einw. Die Industrie ist sehr schwach vertreten; Fabriken gibt es in K. wenig. Belebter ist der Handel. Im Hafen von K. liefen 1886: 808 Segelschiffe von 50,168 Ton. und 1083 Dampfer von 927,121 T. ein. K. ist der Sitz der Oberbehörden des Nomos (früher des britischen Lord-Oberkommissars und der Gesetzgebenden Versammlung der sogen. „Republik der Ionischen Inseln“), eines griechischen Erzbischofs und katholischen Bischofs sowie eines deutschen Konsuls. S. Karte „Griechenland“.
Die Insel K., bei den Byzantinern und Türken Korphus (von korypho, „Gipfel“) genannt, hieß in der ältesten Zeit Drepane („Sichel“) von ihrer halbmondförmig gedehnten Gestalt. Mehrere Geographen verlegen, wiewohl mit Unrecht, das Homerische Scheria, das Land der Phäaken, hierher. Später hieß die Insel Korkyra oder Kerkyra. Sie ward in der ältesten Zeit von illyrischen Liburnern bewohnt, dann 734 v. Chr. von Korinthern unter dem Herakliden Chersikrates kolonisiert. Die Insel hatte eine für den damaligen Handel höchst günstige Lage, und die Bewohner trieben ihn mit solchem Erfolg, daß die Herrschaft, die sie durch ihre zahlreichen Niederlassungen auf dem Ionischen und Adriatischen Meer ausübten, die Eifersucht der Mutterstadt Korinth rege machte. Es kam 665 zwischen beiden zum offenen Kampf, in welchem die Korkyräer den Korinthern ein siegreiches Treffen auf dem Adriatischen Meer, die erste Seeschlacht in der griechischen Geschichte, lieferten, worauf sie sich unabhängig machten. Doch war K. unter dem Tyrannen von Korinth, Periandros, 625–585 der Mutterstadt wieder unterworfen. Ein neuer Streit mit Korinth wegen der gemeinschaftlichen Kolonie Epidamnos 434–432 gab den Anlaß zum Peloponnesischen Krieg, während dessen K. auf seiten der Athener stand, aber durch blutige Bürgerkriege zerrüttet wurde, so daß es durch Syrakus vom Handel im Ionischen und Adriatischen Meer verdrängt ward und mehr und mehr sank. 229 eroberte Agathokles von Syrakus die Insel und trat sie an Pyrrhos von Epirus ab. Später ward sie von illyrischen Seeräubern besetzt, denen die Römer sie 229 entrissen, um ihr die nominelle Freiheit zurückzugeben, dann sie aber mit der Provinz Epirus zu vereinigen, mit der sie bei der Teilung des römischen Reichs an das oströmische Reich fiel. Im 11. Jahrh. verloren es die byzantinischen Kaiser zweimal an die Normannen. Die Insulaner entzogen sich jedoch der Herrschaft derselben wieder, und bei dem Zerfall des byzantinischen Reichs fiel K. 1386 den Venezianern zu. K. wurde nun als Vormauer gegen die Türken stark befestigt. Letztere landeten 1537 mit 50,000 Mann auf K., durchstrichen die Insel verheerend und verwüstend und belagerten die Festung, mußten aber nach acht Tagen unverrichteter Sache wieder abziehen. Eine neue Landung versuchten sie 1716, aber auch diesmal konnten sie bei der tapfern Verteidigung der Festung durch den Grafen v. d. Schulenburg nichts ausrichten. Seit 1797 teilte die Insel K. das Schicksal der Ionischen Inseln (s. d.). Vgl. Marmora, Historia di Corfu (Vened. 1672); Haurowitz, Erinnerungen an K. (Wien 1870); Gregorovius, K., ein ionisches Idyll (2. Aufl., Leipz. 1884); v. Warsberg, Odysseische Landschaften, Bd. 2 (Wien 1878, die Geschichte von K. enthaltend).
Kori, s. v. w. Kauri (s. d.).
Korĭander (Coriandrum L.), Gattung aus der Familie der Umbelliferen, einjährige, verzweigte, kahle Kräuter mit mehrfach fiederteiligen Blättern und wenigstrahligen Dolden ohne oder mit armblätteriger Hülle, fadenförmigen Hüllchenblättern, weißen Blüten und kugeligen oder eiförmigen Früchten; zwei Arten. C. sativum L. (Gewürzkoriander, Wanzenkraut, Wanzendill), 30–60 cm hoch, hat gefiederte Wurzelblätter, doppelt gefiederte Stengelblätter mit ungeteilten oder fiederspaltigen Blättchen und linealischen Zipfeln, drei- bis fünfstrahlige, flache Dolden ohne Hülle und weiße Blüten. Die Frucht (Schwindelkörner) ist kugelförmig, braungelb, 2–3 mm dick, vom Griffel gekrönt und besteht aus zwei sehr genau miteinander verbundenen Teilfrüchtchen. Sie riechen und schmecken eigentümlich angenehm und mild aromatisch und haben einen schwachen, an Wanzen erinnernden Beigeruch (daher der Name, von koris, Wanze), welcher sich vor der Reife weit stärker, auch am Kraut, zeigt. Sie enthalten 0,7–1,1 Proz. farbloses ätherisches (spez. Gew. 0,871) und gegen 13 Proz. fettes Öl. Der K. findet sich im ganzen gemäßigten Asien, von China bis Cypern, auch im Mittelmeergebiet bis Marokko, wird in Deutschland (besonders in Thüringen und Franken), England etc. angebaut und ist jetzt bereits bis Paraguay verbreitet. Man benutzt die Samen als Küchengewürz, zu Backwerk, Likören (in manchen Gegenden auch in Butter und Käse); auch waren sie früher offizinell und wurden besonders als Zusatz zu abführenden Mitteln benutzt. Überzuckert und bunt gefärbt, bilden sie eine Konditorware. Das frische Kraut soll betäubend wirken. Im Altertum wurde der K. zum Teil zu den Giftpflanzen gerechnet, doch benutzten ihn schon die Hebräer und die Römer als Gewürz.
Koriander, schwarzer oder römischer, s. Nigella.
Korinna, mit dem Beinamen Myia („Fliege“), griech. Dichterin aus Tanagra in Böotien, um 500
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0089.jpg&oldid=- (Version vom 29.6.2023)