verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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sich in Europa bis zum mittlern Norwegen, in Mittelasien und Nordamerika und geht im Winter südlich bis Nordafrika, Westindien und Südasien. Er lebt an bewaldeten Flüssen und Seen, oft in unmittelbarer Nähe von Ortschaften, zahlreicher an schwer zugänglichen Küsten und auf felsigen Inseln, meist in großen Scharen, fast nie einzeln, schwimmt und taucht sehr behend, bewegt sich auch auf Bäumen, auf denen er nachts ruht, recht gewandt, auf dem Boden aber ungeschickt watschelnd. Er ist klug, mißtrauisch, zudringlich und frech, gegen andre Vögel boshaft, nährt sich von Fischen, frißt aber auch Vögel und schadet im Binnenland durch ungeheure Gefräßigkeit. Er nistet auf Bäumen, aber auch in Felsenlöchern, vertreibt Krähen und Reiher aus deren Ansiedelungen und ist dann schwer wieder auszurotten. Im April legt das Weibchen 3–4 bläulichgrünweiße, schwach blau und gelb gefleckte Eier (s. Tafel „Eier II“), welche beide Eltern in vier Wochen ausbrüten. Im Juni brüten sie zum zweitenmal. In der Gefangenschaft halten sie gut aus und schreiten auch zur Fortpflanzung. Lappländer und Araber genießen das sehr fette Fleisch. Der K. wird seit undenklichen Zeiten besonders in China zur Fischjagd benutzt. In Europa durch die Holländer im Beginn des 17. Jahrh. eingeführt, ist diese Kunst in England und Frankreich viel geübt worden. In England erlosch der Sport mit dem Fall der Stuarts, in Frankreich hielt er sich bis zur Regierung Ludwigs XV. In Holland verschwand er nie ganz, und dort hat er sich auch jetzt wieder zuerst zu verbreiten begonnen. Die Jagd mit dem K. ist ein höchst interessanter Sport, dessen Ausübung nur wenig Schwierigkeiten darbietet. Ohne viel Mühe lassen sich die Vögel zur Jagd abrichten.
Korn, der Same einer Getreideart, besonders die Hauptgetreidefrucht, von welcher ein Volk lebt, in Deutschland, Österreich, Rußland etc. der Roggen, in Frankreich Weizen, in Italien und Nordamerika Mais etc. K. von Kairo, s. Weizen. – K. ist gemeinhin auch s. v. w. Kornbranntwein; im Münzwesen s. v. w. Feingehalt (s. d.). Bei den Feuerwaffen heißt K. der vordere Punkt der Visierlinie auf dem Rohr, der nebst dem Aufsatz (s. d.) bei den Geschützen und dem Visier (s. d.) bei den Handfeuerwaffen zum Richten der Waffe beim Schießen dient.
Korn, Fluß in Luxemburg, s. Chiers.
Körn., bei botan. Namen Abkürzung für F. Körnicke, geb. 1828 zu Pratau bei Wittenberg, Professor in Poppelsdorf bei Bonn. Maranten.
Kornähren, s. Holz (fossiles), S. 677.
Kornblume, s. v. w. Centaurea Cyanus.
Kornbrand, s. Brandpilze II.
Kornbranntwein, s. Spiritus.
Korneen (Hartriegelpflanzen), dikotyle, etwa 80 Arten umfassende Familie aus der Ordnung der Umbellifloren, meist Holzpflanzen mit gegenständigen Blättern und dichasial sich auszweigenden Blütenrispen, die bisweilen Dolden- oder Köpfchenform annehmen. Ihre vierzähligen Blüten besitzen ein unterständiges, meist am Scheitel von einem Diskus gekröntes Ovar aus zwei Karpiden, das in jedem Fach eine einzige hängende Samenknospe enthält. Die Frucht ist eine Beeren- oder Steinfrucht, die Samen enthalten einen kleinen, geraden Keimling in reichlichem Endosperm. Die K. gehören meist den gemäßigten und kältern Klimaten der nördlichen Halbkugel an. Die wichtigste Gattung ist Cornus, deren eine Art, die Kornelkirsche (Cornus mas), eßbare Früchte liefert. Eine Anzahl von Arten dieser Gattung findet sich fossil in Tertiärschichten.
Kornelimünster, Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Aachen, am Münsterbach und an der Linie Rotheerde-Montjoie der Preußischen Staatsbahn, hat eine alte schöne Pfarrkirche mit fünf Schiffen, ein kath. Schullehrerseminar (im Abteigebäude), Tuchfabrikation, Kalk- und Steinbrüche, Eisensteinbergwerke und (1885) 3294 meist kath. Einwohner. Die ehemals berühmte Benediktinerabtei ward 815 vom heil. Benedikt von Aniane gegründet, 974 reichsunmittelbar und unter französischer Herrschaft aufgehoben.
Korneliuskirschbaum, s. Cornus.
Körnen, s. Granulieren.
Körner, ein zugespitztes Stahlstäbchen zur Bezeichnung bestimmter Punkte auf Arbeitsstücken, z. B. der Mittelpunkte einzubohrender Löcher. Die mittels des Körners gemachten Marken heißen auch K. Bei der Drehbank sind K. die Spitzen, zwischen welche das Arbeitsstück eingespannt wird.
Körner, 1) Christian Gottfried, der bekannte Freund Schillers, geb. 2. Juli 1756 zu Leipzig, studierte in Göttingen und in seiner Vaterstadt die Rechte und habilitierte sich in letzterer, ward dann 1783 Oberkonsistorialrat in Dresden, 1790 Oberappellationsgerichtsrat, 1798 Geheimer Referendar im Geheimen Konsilium und 1811 in das Appellationsgericht zurückversetzt. Unter den Naturen, welche unter den Kämpfen der Sturm- und Drangperiode einen neuen Lebensgehalt und neue Lebensformen gewannen, war K. eine der glücklichsten und liebenswürdigsten. Ein reger Sinn für Wissenschaft und Kunst ließ ihn sein Haus zu einem Sammelpunkt der auf diesen Gebieten ausgezeichneten Männer machen. Er war einer der vertrautesten und einflußreichsten Freunde Schillers, der 1785–87 teils auf Körners Weinberg in Loschwitz bei Dresden, teils in Dresden selbst wohnte. Durch Schiller knüpfte K. später auch Beziehungen zu Goethe, W. v. Humboldt, A. W. Schlegel u. a. an. An der Bewegung von 1813 nahm er mit der Begeisterung eines Jünglings teil und gab seinem Sohn Karl Theodor unbedenklich seine Einwilligung zum Eintritt in die Reihen der freiwilligen Krieger. Unter dem russischen Gouvernement wurde er Gouvernementsrat; 1815 trat er als Staatsrat in preußische Dienste, ward später Geheimer Oberregierungsrat und starb 13. Mai 1831 in Berlin. K. veranstaltete die erste Ausgabe von Schillers Werken mit einer biographischen Skizze (Stuttg. 1812–15, 12 Bde.), so wie er auch an Schillers Biographie von Frau v. Wolzogen wesentlichen Anteil hatte, und schrieb: „Ästhetische Ansichten“ (Leipz. 1808); „Versuche über Gegenstände der innern Staatsverwaltung“ (Dresd. 1812); „Deutschlands Hoffnungen“ (Leipz. 1813). Von höchster Wichtigkeit ist „Schillers Briefwechsel mit K.“ (Berl. 1847; 3. vermehrte Aufl., hrsg. von Gödeke, Leipz. 1874) sowie „W. v. Humboldts Briefe an Chr. Gottfr. K.“ (hrsg. von F. Jonas, Berl. 1879). Körners „Gesammelte Schriften“ wurden mit Biographie herausgegeben von A. Stern (Leipz. 1881). Vgl. Jonas, Chr. G. K., biographische Nachrichten über ihn und sein Haus (Berl. 1881); A. Weber, Briefe der Familie K. (in der „Deutschen Rundschau“, Bd. 15 und 16).
2) Karl Theodor, Held und Sänger des deutschen Befreiungskampfes, Sohn des vorigen, geb. 23. Sept. 1791 zu Dresden, wuchs in einer Umgebung auf, die einer gedeihlichen geistigen Entwickelung sehr günstig war, besuchte 1808–10 die damals unter Werners Leitung stehende Bergakademie in Freiberg und ging sodann nach Leipzig, um die Rechte
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0095.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)