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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

verblieben, denn es sind überhaupt 111,244 Verwundete und 475,400 Kranke der deutschen Armee in den Lazaretten während des Kriegs behandelt worden, von erstern starben 10,506, von letztern 14,648; am Tag der Verwundung starben 17,831. Diese Zahlen zeigen zur Genüge, welche Anforderungen an das K. gestellt werden, und daß der freiwilligen Krankenpflege ein unbegrenztes Feld zur Bethätigung gegeben ist. – Vgl. Gurlt, Zur Geschichte der internationalen und freiwilligen Krankenpflege (Berl. 1873); Vogl, Vom Gefechts- bis zum Verbandplatz (Münch. 1873); Billroth und Mundy, Über den Transport der im Felde Verwundeten und Kranken (Wien 1874); Peltzer, Kriegslazarettstudien (Berl. 1876); Knorr, Entwickelung und Gestaltung des Heeres-Sanitätswesens der europäischen Staaten (2. Aufl., Hannov. 1883); zur Nieden, Der Eisenbahntransport verwundeter und erkrankter Krieger (2. Aufl., Berl. 1883); Pirogow, Das K. und die Privathilfe auf dem Kriegsschauplatz in Bulgarien 1877–78 (deutsch, Leipz. 1882); v. Criegern, Leitfaden für die freiwillige Krankenpflege beim deutschen Heer (das. 1888); Derselbe, Das Rote Kreuz in Deutschland, ein Handbuch der freiwilligen Krankenpflege für Kriegs- und vorbereitende Friedensthätigkeit (gekrönte Preisschrift, das. 1883); v. Grimm, Organisation, Ergänzung, Verwendung und Ausbildung des niedern Sanitätspersonals (Beiheft zum „Militär-Wochenblatt“, Berl. 1886); Frölich, Militärmedizin. Kurzgefaßte Darstellung des gesamten Militärsanitätswesens (Braunschw. 1887); Moynier, La Croix-Rouge, son passé et son avenir (Par. 1882; deutsch, Minden 1883); „Bulletin de la Société française de secours aux blessés militaires“, Nr. 37 bis 39 (Par. 1882); Mosino, Das russische Rote Kreuz 1877 und 1878 in Rumänien (nach Richter deutsch bearbeitet, Berl. 1880); „Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte des Militär-Sanitätswesens“ (hrsg. von Roth, das., seit 1873); „Kriegerheil“, Organ der deutschen Vereine vom Roten Kreuz (redigiert von Gurlt, das., seit 1866).

Kriegssäule, s. Bellica columna.

Kriegsschade, jede Vermögenseinbuße, welche während eines Kriegs dem einzelnen durch Maßregeln der feindlichen Macht erwächst, sei es unmittelbar, wie z. B. durch Beschießung, Blockade, Plünderung, oder mittelbar durch die Gegenoperationen der eignen Truppen selbst. Den Gegensatz bilden die sogen. Kriegsleistungen (s. d.), welche für die mobile Truppenmacht des Staats von dessen Angehörigen seitens der zuständigen Behörden in Anspruch genommen werden. Für letztere wird regelmäßig eine Vergütung gewährt, während der K., als rein zufälliger Natur, an und für sich nicht ersetzt wird. Das deutsche Reichsgesetz vom 13. Juni 1873 über die Kriegsleistungen enthält jedoch § 35 die Bestimmung, daß Umfang und Höhe der für Kriegsschäden etwa zu gewährenden Entschädigung und das Verfahren bei Feststellung derselben durch ein jedesmaliges Spezialgesetz des Reichs geregelt werden sollen, wie dies denn auch nach dem deutsch-französischen Krieg durch eine Reihe von Gesetzen geschehen ist.

Kriegsschatz, ein in gemünztem Geld bereit gehaltener Barvorrat zur Bestreitung der Kosten einer Mobilmachung, wie der Reichskriegsschatz (s. d.) in Deutschland. Vgl. Staatsschatz.

Kriegsschatzung, Leistungen, welche eroberten Gebieten auferlegt werden. Das Militärstrafgesetzbuch für das Deutsche Reich unterscheidet zwischen K. und Zwangslieferung und versteht unter ersterer Kontributionen in Geld und unter letzterer solche in Naturalien. Zur Erhebung von Kriegsschatzungen ist nur der Höchstkommandierende berechtigt.

Kriegsschiff, jedes der Kriegsmarine angehörige Schiff; s. Marine.

Kriegsschulen, für das deutsche Heer, dienen zur kriegswissenschaftlichen Ausbildung der Offiziersaspiranten aller Waffen zu Offizieren. Es bestehen deren in Potsdam, Neiße, Glogau, Engers, Kassel, Hannover, Anklam, Metz und München. Der Kursus beginnt 1. Okt. und dauert zehn Monate; in Potsdam, Hannover und Kassel beginnt er jedoch 1. März und dauert nur neun Monate. Der Normaletat für die größern K., Neiße, Anklam und Metz, beträgt 100, für die kleinern 50–80 Schüler. Österreich hat eine der deutschen Kriegsakademie (s. d.) entsprechende Kriegsschule.

Kriegssense, die schon im 9. Jahrh. in Deutschland gebräuchliche gerade gerichtete Ackersense auf langem Stiel. Während des Bauernkriegs wurden in Österreich die Schmiede, welche Ackersensen in Waffen umwandelten, mit dem Tod bestraft. Namentlich aber sind sie in den polnischen Insurrektionskriegen von den Sensenmännern (Kossyniern, Kosyniern) bis in die neueste Zeit benutzt worden.

Kriegsspiel, die Durchführung von Gefechtsübungen auf Plänen mit metallenen Truppenzeichen gleichen Maßstabs, wobei die Teilnehmer in zwei Parteien geteilt sind. Das K. soll dem Offizier Übung in der Truppenführung geben und kommt nach der vom Leiter desselben gegebenen Gefechtsidee lediglich nach taktischen Grundsätzen zur Ausführung. Nachdem es gelungen ist, die früher gebräuchlichen vielen einengenden Spielregeln nach und nach zu beseitigen, bringt das K. den Charakter des heutigen Gefechts möglichst treu zur Darstellung, so daß es weniger Spiel als ein „Manöver auf der Karte“ ist. Man unterscheidet das strategische K. auf der Generalstabskarte, das große taktische und Detachementskriegsspiel auf Plänen im Maßstab von 1 : 8000 oder 1 : 6250. Das Festungskriegsspiel ist eine Übung im Angriff und der Verteidigung von Festungen (Festungskrieg) auf Plänen. Die erheblich verwickeltern Verhältnisse dieses Kampfes machen dieses K. auch entsprechend komplizierter als das der Feldschlacht, es findet aber bei dem Aufschwung der Taktik des Festungskriegs in Deutschland eine sorgsame Pflege. 1876 ist auf Anregung des damaligen Marineministers v. Stosch ein Seekriegsspiel eingeführt worden. – Das K. wurde aus dem Kriegsschachspiel des vorigen Jahrhunderts durch den preußischen Hofkriegsrat v. Reiswitz 1824 umgewandelt. Um seine Entwickelung in neuester Zeit haben v. Verdy und Meckel sich besonders verdient gemacht. Anleitungen zum K. gaben v. Reiswitz (Berl. 1824), v. Tschischwitz (4. Aufl., Neiße 1874), Meckel (Berl. 1875), v. Trotha (3. Aufl., das. 1875), Verdy du Vernois (2. Aufl., das. 1881), v. Braun („Das K. der Kavallerie“, Frankf. a. O. 1880).

Kriegsstammliste, Verzeichnis aller Personen, die während eines Kriegs zu einer Truppe gehören, mit Angabe ihres Herkommens und ihres Verbleibens beim Ausscheiden aus derselben, so daß man aus den Stammlisten das Schicksal jedes Mitglieds des Heers verfolgen kann. Die Listen werden, nachdem sie seitens jedes einzelnen durch Namensunterschrift als richtig anerkannt, in den Archiven aufbewahrt. Die Feststellung der Persönlichkeit von Toten und Verwundeten erfolgt aus der K. auf Grund der Erkennungsmarke (Blechtäfelchen mit Angabe des Truppenteils

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0220.jpg&oldid=- (Version vom 10.10.2023)
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