verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
|
Kuh (Koh, pers.), Berg, z. B. Hindukuh.
Kuh, 1) Ephraim Moses, Dichter, geb. 1731 zu Breslau von jüdischen Eltern, widmete sich in Berlin dem Handelsstand und erwarb sich durch seine Kenntnis der neuern Litteratur und sein Dichtertalent die Freundschaft eines Mendelssohn, Ramler, Lessing u. a., verlor aber durch Unvorsichtigkeit und grenzenlose Bücherliebhaberei sein nicht unbedeutendes Vermögen und kehrte, nachdem er den Rest desselben verreist hatte, arm in seine Vaterstadt zurück. Hier mehrere Jahre lang dem Wahnsinn verfallen, zuletzt von einem Schlagfluß getroffen, der ihn der Sprache beraubte, starb K. 3. April 1790. Seine poetischen Versuche, bestehend aus Epigrammen (in Auswahl herausgegeben von Seemann, Dresd. 1872), Liedern, Oden, Fabeln und Nachahmungen fremder Werke, enthalten manches Beachtenswerte; am besten gelangen ihm kleine Lieder. Seine „Hinterlassenen Gedichte“ gaben Hirschel und Kausch (Zürich 1792, 2 Bde., mit Biographie) heraus. Vgl. Kayserling, Der Dichter Ephraim K. (Berl. 1864).
2) David, österreich. Publizist, geb. 11. April 1819 zu Prag, begann seine journalistische Laufbahn in Essek, wo er den „Volksredner“ herausgab, ward als Mitarbeiter an Saphirs „Wahrem Ungar“ in Pest 1849 verhaftet und 11/2 Jahr in Theresienstadt eingekerkert. Nach seiner Befreiung gab er 1851 die „Prager Zeitschrift, Chronik für österreichische Litteratur, Kunst und Geschichte“, dann 26 Jahre lang den „Tagesboten aus Böhmen“ heraus, in dem er das Deutschtum mannhaft gegen die Tschechen verteidigte. 1862 wurde er in den böhmischen Landtag, 1872 in den Reichsrat gewählt. Er starb 25. Jan. 1879.
3) Emil, Schriftsteller, geb. 13. Dez. 1828 zu Wien, israelitischer Abkunft, studierte daselbst Philosophie und Geschichte, trat 1847 in das Handelsgeschäft seines Vaters zu Triest ein, widmete sich aber schon nach Jahresfrist ganz dem litterarischen Beruf. Nachdem er 1857 in Berlin zur katholischen Kirche übergetreten, kehrte er 1858 nach Wien zurück; war hier zunächst als Journalist und Litteraturkritiker in den hervorragendsten Wiener Zeitungen thätig und erhielt 1864 die Professur der deutschen Sprache und Litteratur an der Handelsakademie daselbst. Aus Gesundheitsrücksichten verlegte er einige Jahre später seinen Wohnsitz nach Meran, wo er 30. Dez. 1876 starb. Von selbständigen kritischen Schriften erschienen von ihm: „Fr. Hebbel“, eine Charakteristik (Wien 1854); „Adalbert Stifter“ (das. 1868); „Zwei Dichter Österreichs: Franz Grillparzer und Adalb. Stifter“ (Pest 1872) und eine umfassende „Biographie Fr. Hebbels“ (Wien 1877, 2 Bde.), die jedoch wegen parteiischer Urteile und Darstellung vielfachen Widerspruch, besonders von seiten Gutzkows, hervorrief. In Gemeinschaft mit Glaser gab K. auch die „Gesammelten Werke von Fr. Hebbel“ (Hamb. 1864–68) und mit F. Pachler Friedrich Halms „Nachlaß“ (Bd. 9–12 der „Werke“, Wien 1872) heraus. Als Poet trat er selbständig mit „Drei Erzählungen“ (Wien 1857) und einer Sammlung „Gedichte“ (Braunschw. 1858) hervor. Seine lyrischen Poesien zeichnen sich durch Eigentümlichkeit der Empfindung und Reiz des Ausdrucks vorteilhaft vor der Masse landläufiger Lyrik aus. Noch ist seiner Schrift „Über neuere Lyrik“ (Wien 1865) und der geschmackvollen Anthologie: „Dichterbuch aus Österreich“ (das. 1863) zu gedenken.
Kuhbaum, Pflanzengattung, s. Galactodendron.
Kuhblume, Pflanzengattung, s. Caltha.
Kuhbrücke, veraltete Bezeichnung der Kommandobrücke (s. Schiff).
Kuhfuß, an einem Ende abgeflachte und gespaltene eiserne Brechstange; auch Soldatenausdruck für das alte Infanteriegewehr, der schon Ende des 16. Jahrh. vorkommt und auf den Büchsenmacher Georg Kühfuß zurückgeleitet wird, der das Radschloß verbesserte und 1600 in Nürnberg starb.
Kuhhessig nennt man die Stellung der Hinterschenkel des Pferdes, bei welcher im Gegensatz zur Säbelbeinigkeit die Sprunggelenke sich zu sehr nähern; ist hierbei das Kniescheibengelenk etwas nach außen gestellt, so ist die daraus hervorgehende Kuhhessigkeit unbedenklich, andernfalls hat sie eine geringe Tragfähigkeit der Hinterhand zur Folge.
Kuhhornklee, s. Trigonella.
Kuhi Baba, Gebirgsstock in Zentralasien, am Südende des Hindukusch, etwa 5484 m hoch; auf der Südseite entspringt der Hilmend, im W. der Heri Rud, im O. der Kabul.
Kuhkotbad, s. Färberei, S. 40.
Kuhkrätze, s. Mucuna.
Kuhl, bei naturwissenschaftl. Namen für Heinrich Kuhl, geb. 1797 zu Hanau, gest. 1821 in Batavia (Papageien, Fledermäuse).
Kuhländchen, Landschaft im nordöstlichen Mähren, an der Oder, umfaßt 250 qkm mit über 30,000 Einw. (Kuhländer). Letztere sind deutschen Ursprungs, haben sich jedoch mit den Slawen vermischt; sie zeichnen sich durch eine eigne Mundart, besondere Gebräuche und Liebe zur Musik aus und treiben starke Vieh- und Bienenzucht. S. Karte „Böhmen etc.“
Kühlapparate, s. Kühlen.
Kuhlau, Friedrich, Komponist, geb. 1786 zu Ülzen im Lüneburgischen, erhielt seine Ausbildung durch Schwenke in Hamburg, flüchtete, um der französischen Konskription zu entgehen, 1810 nach Kopenhagen, wo er eine Kammermusikusstelle erhielt und nach Aufführung seiner ersten, mit großem Beifall aufgenommenen Opern: „Die Räuberburg“ und „Elisa“, zum Professor und königlichen Hofkomponisten ernannt wurde. Er starb 13. März 1832 in Kopenhagen. Außer andern Opern: „Lulu“, „Die Zauberharfe“, „Hugo und Adelheid“, „Der Erlenhügel“ (mit Benutzung dänischer Volkslieder) etc., schrieb er Gesangskompositionen sowie Instrumental- und Klaviersachen, darunter viele instruktive, noch heute als Unterrichtswerke geschätzte Sonaten. Vgl. Thrane, Friedr. K. (Leipz. 1886).
Kuhlaus, s. Pelzfresser.
Kühlen (Abkühlen), die absichtliche Herbeiführung von Temperaturerniedrigung. Jeder erhitzte Körper nimmt, wenn er der Wärmequelle, durch die er die höhere Temperatur erhielt, entzogen wird, allmählich die Temperatur seiner Umgebung an, indem er durch Leitung und Strahlung Wärme abgibt. Ist die Strahlung gegen den freien Himmelsraum nicht beschränkt, so kann der Körper selbst unter die Temperatur seiner Umgebung erkalten. Feuchte Körper und Flüssigkeiten kühlen auch ab, wenn die Verdunstung nicht gehindert wird, Gase und Dämpfe bei Verminderung des auf ihnen lastenden Druckes. In der Technik handelt es sich um Regelung der Abkühlung und zwar in der Regel um Beschleunigung, seltener um Verzögerung derselben. Die Abkühlung starrer Körper beschleunigt man durch Begießen mit Wasser, durch Einwerfen in Wasser (wobei auch Eis angewandt werden kann) oder in andre Flüssigkeiten, wenn schlechteres oder besseres Wärmeleitungsvermögen in Betracht kommt. In dieser Weise werden Metalle gehärtet, andre weich gemacht, manche Körper, wie Feuerstein, Quarz, in ihrer Struktur gelockert,
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0281.jpg&oldid=- (Version vom 28.1.2023)