verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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3) Franz K., Freiherr von Kuhnenfeld, österreich. Feldzeugmeister, geb. 15. Juli 1817 zu Proßnitz in Mähren, trat 1837 als Unterleutnant in die österreichische Armee, wohnte den Kämpfen von 1848 und 1849 in Italien und Ungarn als Generalstabsoffizier bei, zeichnete sich namentlich bei Santa Lucia, vor Custozza und in Mailand aus, fungierte dann als Generalstabschef beim 11. Armeekorps in Ungarn, wurde 1852 in den Freiherrenstand erhoben, 1856 Lehrer der Strategik an der Kriegsschule zu Wien, war im italienischen Krieg 1859 Generalstabschef Gyulays und 1866 Kommandant in Tirol, wo er Garibaldis Streitkräfte mit Erfolg bekämpfte. Nach dem Friedensschluß zum Feldmarschallleutnant befördert, ward er 18. Jan. 1868 zum Reichskriegsminister berufen und später zum Feldzeugmeister ernannt. K. erwarb sich um die Reorganisation der Armee, namentlich die Ausbildung des Landwehrinstituts, große Verdienste. Im Juni 1874 als Minister durch Koller ersetzt, erhielt er das Landeskommando in Graz. Auch als Gelehrter und Schriftsteller hat sich K. durch astronomische, geographische und militärwissenschaftliche Schriften („Der Gebirgskrieg“, 2. Aufl., Wien 1878) bekannt gemacht.
Kühn, Julius, Landwirt, geb. 23. Okt. 1825 zu Pulsnitz in der Oberlausitz, widmete sich seit 1841 der Landwirtschaft, zuerst in der Ökonomie seines Vaters, darauf in Wachau bei Radeberg, wurde dann Wirtschaftsgehilfe zu Halbau in Schlesien, Verwalter in Nieder-Kaina bei Bautzen und später in Friedrichsthal bei Radeberg. Von hier aus kam er als Amtmann nach Groß-Krauschen bei Bunzlau, studierte dann in Bonn und Poppelsdorf, las als Privatdozent ein Semester in Proskau und kehrte zur praktischen Wirksamkeit als Wirtschaftsdirektor der in der Nähe von Glogau gelegenen Besitzungen des Grafen v. Egloffstein zurück. Hier, in Schwusen und auf den zugehörigen Gütern, war er in Bezug auf außergewöhnliche Steigerung der Brutto- und Reinerträge sehr glücklich. Nach fünfjähriger Wirksamkeit ging er als Universitätsprofessor und Direktor des landwirtschaftlichen Instituts nach Halle. Seiner unausgesetzten Thätigkeit, seinem weithin gedrungenen Ruf als tüchtiger praktischer Landwirt und ausgezeichneter Schriftsteller gelang es, das landwirtschaftliche Institut in Halle zu einer solchen Blüte zu bringen, daß die Anstalt hinsichtlich der Frequenz bald alle andern derartigen Anstalten überflügelte. Mit großem Erfolg benutzte er das Mikroskop zur Erforschung des Wesens der Pflanzenkrankheiten und der Naturgeschichte der kleinen Feinde der Landwirtschaft. Auch begründete er in Halle den ersten Haustiergarten. Er schrieb: „Die Krankheiten der Kulturgewächse, ihre Ursachen und Verbreitung“ (Berl. 1858, 2. Aufl. 1859); „Die zweckmäßigste Ernährung des Rindviehs vom wissenschaftlichen und praktischen Gesichtspunkt“, gekrönte Preisschrift (Dresd. 1864, 9. Aufl. 1886); „Mitteilungen aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsstation der landwirtschaftlichen Lehranstalt zu Halle“ (Halle 1863, Berl. 1872); „Mitteilungen des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Halle“ (das. 1865); „Nachrichten über das Studium der Landwirtschaft an der Universität Halle“ (das. 1872); „Berichte aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsanstalt etc. in Halle“ (Dresd. 1880–84, 5 Hefte).
Kuhnau, Johann, Komponist, geb. 1667 zu Geising in Sachsen, erhielt seine Ausbildung auf der Kreuzschule zu Dresden sowie später durch den dortigen Kapellmeister Albrici und bezog 1682 die Universität Leipzig, um die Rechte zu studieren. Zugleich eifrig Musik treibend, konnte er 1684 das Organistenamt an der Thomaskirche übernehmen, welches er 1700, obwohl er inzwischen Advokat geworden war, mit dem eines Universitätsmusikdirektors vertauschte. 1701 endlich wurde er (als Vorgänger Seb. Bachs) Kantor an der Thomaskirche, als welcher er am 5. Juni 1722 starb. Von seinen Zeitgenossen sowohl seiner künstlerischen als seiner wissenschaftlichen Thätigkeit wegen hochgeschätzt, ist K. für die Musikgeschichte namentlich deshalb von Bedeutung, weil er es zuerst unternahm, die bis zu seiner Zeit nur für mehrere Streichinstrumente oder eine Solovioline verwendete Sonatenform auf das Soloklavier anzuwenden, und so der Schöpfer der für die moderne Musik so wichtigen Gattung der Klaviersonate wurde. Seine erste Arbeit dieser Art erschien bereits 1695 und scheint alsbald Anklang gefunden zu haben, da er ihr im folgenden Jahr ein gleichartiges Werk: „Frische Klavierfrüchte oder sieben Suonaten von guter Invention und Manier, auf dem Klavier zu spielen“, und 1700 noch „Musikalische Vorstellung einiger biblischer Historien in sechs Sonaten, auf dem Klavier zu spielen“ folgen ließ, letzteres Werk überdies merkwürdig als eins der ältesten Beispiele der sogen. Programmmusik.
Kühne, 1) Ferdinand Gustav, Romandichter und Kritiker, geb. 27. Dez. 1806 zu Magdeburg, widmete sich auf der Universität zu Berlin dem Studium der Philosophie, hauptsächlich angeregt von Hegel und Schleiermacher, war sodann eine Zeitlang Mitarbeiter an der „Preußischen Staatszeitung“ und redigierte 1835–42 in Leipzig die „Zeitung für die elegante Welt“. Der Richtung des sogen. Jungen Deutschland folgend, doch von den Extremen derselben sich freihaltend, veröffentlichte er außer „Gedichten“ (Leipz. 1831) eine Reihe novellistischer Arbeiten, wie: „Novellen“ (Berl. 1831), „Die beiden Magdalenen“ (Leipz. 1833), „Eine Quarantäne im Irrenhaus, aus den Papieren eines Mondsteiners“ (das. 1835), „Klosternovellen“ (das. 1838, 2 Bde.), „Die Rebellen von Irland“ (das. 1840, 3 Bde.), und später seinen gehaltvollsten Roman: „Die Freimaurer“ (Frankf. 1854). Höher als diese dichterischen Produktionen stehen seine der Kritik und Charakteristik gewidmeten Schriften, wie: „Weibliche und männliche Charaktere“ (Leipz. 1838, 2. Bde.), „Sospiri, Blätter aus Venedig“ (Braunschw. 1841), „Porträts und Silhouetten“ (Hannov. 1843, 2 Bde.), „Mein Karneval in Berlin“ (Braunschw. 1843) und besonders „Deutsche Männer und Frauen“ (Leipz. 1851). Seine Dramen: „Isaura von Kastilien“, „Kaiser Friedrich III.“ und „Die Verschwörung von Dublin“ machten nur geringes Glück; mehr Beifall fand seine Fortsetzung des Schillerschen „Demetrius“. Seit 1846 gab K. in Leipzig die von A. Lewald erkaufte Zeitschrift „Europa, Chronik der gebildeten Welt“ heraus, siedelte aber 1856 nach Dresden über, wo er noch lebt. Er veröffentlichte seitdem: „Mein Tagebuch aus bewegter Zeit“ (Leipz. 1863); „Christus auf der Wanderschaft“ (das. 1870), eine poetische Satire gegen das Papsttum; die sehr beifällig aufgenommenen „Römischen Sonette“ (das. 1869); „Wittenberg und Rom, Klosternovellen aus Luthers Zeit“ (Berl. 1876, 3 Bde.) und „Romanzen, Legenden und Fabeln. Neue Gedichte“ (Dresd. 1880). Seine „Gesammelten Schriften“ erschienen Leipzig 1862–67 in 12 Bänden. Kühnes Darstellung ist elegant, durchsichtig und sorgfältig behandelt; doch kränkelt seine poetische Produktion an Schwächlichkeit, die sich bald in der Erfindung,
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0285.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2023)