verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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Die Seitenwände sind unterhalb der Bogenzwickel durch zwei Säulenstellungen oben nach den für die Frauen bestimmten Emporen, unten nach den Nebenschiffen geöffnet. Der gotische Stil verdrängte den Kuppelturm in Deutschland, während er denselben in andern Ländern, freilich als widerstrebendes Element, in sich aufnahm. Die höchste technische und architektonische Ausbildung erhielt die K. in der modern-italienischen Baukunst. Brunellescos K. auf dem Dom zu Florenz fand Nachahmung in dem berühmtern Kuppelbau der Peterskirche (s. Tafel „Baukunst XI“, Fig. 2 u. 3) in Rom, dem gepriesenen Muster der katholischen Kirchenbaukunst, dem auch die Paulskirche in London nachgebildet ist. Die zuerst von Bramante geplante und nach verschiedenen Wandlungen von Michelangelo und Domenico Fontana ausgeführte Peterskirche besitzt die größte K. der Welt, da sie sich bei einem Durchmesser von 140 Fuß 405 Fuß über den Fußboden erhebt und oben einen außen durch Säulenstellung, innen durch Pilasterstellung geschmückten Tambour mit Fenstern trägt. Vier kleinere Kuppeln in den vier Ecken und drei Halbkuppeln an den Enden der kürzern Kreuzarme in Verbindung mit zahlreichen Tonnengewölben bedecken die übrigen Räume. Eine der schönsten modernen Kuppeln hat der Dom der Invaliden in Paris. Die moderne italienische Kirchenkuppel seit Michelangelo ruht meist auf einem sogen. Cylinder oder Tambour, einem runden oder eckigen Unterbau, der mit einer Reihe Fenster und von außen mit einer Kolonnade versehen ist. Das Innere der K. ist in Felder oder Kassetten geteilt oder mit Fresken geschmückt. Gewöhnlich ist die innere Schale der K. bedeutend niedriger als die äußere. Eine der schönsten neuern Kuppeln in einem Profanbau ist die K. am Museum zu Berlin, die jedoch an Kolossalität der Verhältnisse von der K. der Befreiungshalle bei Kelheim übertroffen wird. Im 16. Jahrh. konstruierte Philibert de l’Orme mittels einzelner Tragrippen aus Bohlen die ersten hölzernen Kuppeln, welche jedoch wegen ihrer geringen Dauerhaftigkeit und Feuersicherheit nur vereinzelte Nachahmung fanden. Dagegen haben die eisernen Kuppeln zuerst bei Überdachung eines Vierungsturms am Dom zu Mainz durch Moller um 1830 und später, insbesondere bei Überdachung von Gasometern, in Berlin durch Schwedler in den 70er Jahren Anwendung gefunden und seitdem eine hohe technische Ausbildung, namentlich bei Ausstellungsgebäuden, erfahren, welche zu den kühnsten Konstruktionen geführt hat.
Kuppelei (lat. Lenocinium), die vorsätzliche Vermittelung und Beförderung der Unzucht. Dieselbe erscheint als strafbares Vergehen (einfache K.), wenn sie gewohnheitsmäßig oder aus Eigennutz durch Vermittelung oder durch Gewährung oder Verschaffung von Gelegenheit zur Unzucht begangen wird, und soll nach dem deutschen Strafgesetzbuch mit Gefängnis von 1 Tag bis zu 5 Jahren bestraft werden; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden. Als Verbrechen, dessen bloßer Versuch schon strafbar ist, erscheint die K. (schwere K.) dann, wenn dabei hinterlistige Kunstgriffe angewendet wurden, oder wenn der Schuldige zu den Personen, mit welchen die Unzucht getrieben worden, in dem Verhältnis von Eltern zu Kindern, von Vormündern zu Pflegebefohlenen, von Geistlichen, Lehrern oder Erziehern zu den von ihnen zu unterrichtenden oder zu erziehenden Personen steht. Die K. wird alsdann, selbst wenn sie weder gewohnheitsmäßig noch aus Eigennutz verübt wurde, mit Zuchthaus von 1 bis zu 5 Jahren und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft; auch kann auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden. Vgl. Deutsches Reichsstrafgesetzbuch, § 181 f.
Kuppeln (vom lat. copula, „Band“), verbinden; ein Liebesverhältnis zwischen zwei Personen vermitteln, besonders im schlimmen Sinn (vgl. Kuppelei), oder eine Heirat zu stande bringen; daher scherzhaft Kuppelpelz, das für diese Bemühung gegebene Geschenk.
Kuppelstange, der Kurbelstange ähnliche zweiköpfige Stange an Dampfmaschinen, überträgt die gleiche Bewegung auf einen zweiten Maschinenteil, wie z. B. bei einer Lokomotive die rotierende Bewegung des von der Kurbelstange angetriebenen Laufrades auf ein zweites Laufrad.
Kuppelungen,[WS 1] Verbindungsglieder zwischen den einzelnen Stücken langer Wellenleitungen. Man unterscheidet feste, bewegliche und lösbare oder Ausrückkuppelungen. Die erstern stellen zwischen je zwei Wellenstücken eine starre Verbindung her. Man stellt an sie hauptsächlich zwei Anforderungen, nämlich einfache Konstruktion und Vermeidung aller vorstehenden Kanten und Ecken, an welchen die Arbeiter mit den Kleidern hängen bleiben und bei der Rotation der K. mit herumgenommen werden könnten. Die gebräuchlichsten festen K. sind: die Muffenkuppelung, bestehend aus einer über die Enden zweier aneinander stoßender Wellenenden geschobenen und mit diesen durch einen Längskeil verbundenen
Fig. 1. | Fig. 2. |
Längsschnitt. | Seitenansicht. |
Scheibenkuppelung. |
Muffe; die Scheibenkuppelung (Fig. 1 u. 2), zwei Scheiben a und b, deren je eine auf einem Wellenende c und d verkeilt wird, worauf durch Zusammenschrauben beider Scheiben die Verbindung der Wellenstücke hergestellt wird; die Schalenkuppelung
Fig. 3. | Fig. 4. |
Längsschnitt. | Querschnitt. |
Schalenkuppelung. |
(Fig. 3 und 4), bestehend aus einer der Länge nach geteilten Hülse, deren beide Hälften a und b, durch Flantschen ee und ff und Schrauben aneinander befestigt, die beiden Wellenenden c und d umschließen, wobei die Schraubenköpfe zwischen den Flantschen, den Längsrippen gh und den Scheiben
Anmerkungen (Wikisource)
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0335.jpg&oldid=- (Version vom 7.12.2023)