verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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Kurama (Kuraminzen), Volk in Mittelasien, bildete sich erst vor 100 Jahren hauptsächlich aus den nomadisierenden Kirgisen (s. d.) aller drei Horden, indem solche sich mit den Uzbeken (s. d.) vermischten. Sie haben sich hauptsächlich in dem Thal des Tschirtschik und Angren in Russisch-Turkistan angesiedelt und treiben Ackerbau.
Kuranda, Ignaz, österreich. Publizist, geb. 1. Mai 1812 zu Prag als der Sohn eines israelitischen Buchhändlers, wurde selbst für diesen Beruf bestimmt, wandte sich jedoch rechtzeitig den Studien zu und begab sich dann von Wien nach Leipzig, Stuttgart und Brüssel, wo er Mitarbeiter hervorragender Blätter wurde. 1841 begründete er in Brüssel, also an der Grenze deutscher Zunge, die „Grenzboten“, eine Wochenschrift, welche die Zensurfreiheit und als Sammelpunkt frisch sich regender Geister großes Interesse für sich hatte, namentlich in Beziehung auf Österreich. Später siedelte die Redaktion nach Leipzig über. K. veröffentlichte damals: „Belgien seit seiner Revolution“ (Leipz. 1846). Im gleichen Jahr führte das Hofburgtheater in Wien eine Jugendarbeit Kurandas, das Drama „Die letzte weiße Rose“, mit Erfolg auf. 1848 wurde K. in den Fünfziger-Ausschuß und später für Teplitz in Böhmen in das Frankfurter Parlament gewählt. Hier verblieb er bis Oktober und kehrte dann nach Wien zurück, um ein neues politisches Journal, die „Ostdeutsche Post“, zu gründen, welches sich durch würdevolle Haltung und höhere Gesichtspunkte auszeichnete, auch seine einflußreiche Zeit hatte und 1866 endete. K. wurde erst in den Gemeinderat, 1867 in den Reichsrat gewählt, wo er zu den politisch bemerkenswertesten Rednern zählte. Er starb 4. April 1884.
Kuránt (v. franz. courant, „umlaufend“), das landesübliche vollkommene Geld im Gegensatz zu papiernen Umlaufsmitteln einerseits, zu Scheidemünze anderseits. Der Ausdruck war namentlich in Ländern der Silberwährung üblich, infolgedessen sich der Ausdruck K. für Silbergeld im Gegensatz zum Gold einbürgerte. In Hamburg, wo eigentümliche Münzverhältnisse bestanden, verstand man dagegen unter K. die Scheidemünze und die darauf begründete Rechnung. Vgl. Münzwesen.
Kuranzen (Koranzen), volkstümlicher Ausdruck für züchtigen, in Zucht halten; bildlich s. v. w. empfindlich plagen; Herkunft ungewiß.
Küraß (franz. cuirasse, ursprünglich „Lederpanzer“), Brustharnisch der Kürassiere zum Schutz gegen blanke und Handfeuerwaffen, aus Stahl oder Eisen geschmiedet, meist aus zwei Teilen (Doppelküraß), dem Brust- und Rückenstück, bestehend, welche durch Schuppenbänder und Riemen zusammengehalten werden. Da der K. gegen die heutigen Infanteriegewehre trotz seiner für Roß und Reiter äußerst lästigen Schwere (der preußische K. wiegt 8,26, der bayrische wog 8,98 kg) nicht mehr schußsicher ist, ist sein Nutzen gering.
Kürassiere (mittelalterlich Kürisser, Korazzen), ursprünglich neben den von Kopf bis zu Fuß gepanzerten Lanzenreitern (Lantzierern), welche direkt aus dem Rittertum übernommen waren, die nur mit Schwert und zwei Faustrohren bewaffneten Reiter. Beim Aufhören jener blieben die K. als eigentlich schwere Kavallerie. Sie trugen anfänglich einen Helm mit Visier, schußsicheres Brust- und Rückenstück, Hüftschurz und Schenkelstücke bis übers Knie, welche sich nach und nach bis auf den Stahlhelm ohne Visier und den ganzen Küraß (Brust- und Rückenstück) verminderten. Auch in dieser schwächern Rüstung bestehen K. jetzt, durch die Tradition gehalten, nur noch in Deutschland (12 Regimenter), Frankreich (12 Reg.) und Rußland (4 Reg.), und ihr Eingehen ist wohl lediglich eine Frage der Zeit. Vgl. Reiterei.
Kurāt (neulat., franz. curé, engl. curate), Seelsorger, s. Kuratgeistliche.
Kuratēl (lat.), Pflegschaft, das Amt eines Kurators (s. d.).
Kuratgeistliche (Kuratklerus, curati), in der katholischen Kirche die Priester, welchen die Seelsorge über einen bestimmten Sprengel obliegt; speziell Kapläne, welche die Seelsorge unter Aufsicht eines Bischofs oder Pfarrers üben.
Kurātor (lat., Pfleger), der ständige rechtliche Vertreter einer Person, insbesondere der Zustandsvormund eines ganz oder teilweise Handlungsunfähigen, z. B. eines Wahnsinnigen oder eines notorischen Verschwenders. Nach römischem Recht wurde zwischen dem Vormund (tutor) und der Vormundschaft (tutela) über einen Unmündigen einerseits und dem K. und der Kuratel (cura) über einen Mündigen, aber noch Minderjährigen anderseits unterschieden (s. Vormundschaft). Auch der mit der Wahrnehmung der Interessen eines Instituts, z. B. einer öffentlichen Kasse, einer Stiftung, eines Konkursvermögens (Güterpfleger, Konkursverwalter, Massekurator) etc., Betraute sowie der zur Beaufsichtigung einer Universität berufene Beamte wird K. genannt.
Kurban Beiram, s. Beiram.
Kurbel (Krummzapfen), Maschinenteil, welcher vielfach zur Hervorbringung einer rotierenden Bewegung oder zur Ableitung irgend einer andern Bewegung von einer Rotation verwendet wird. Derselbe besteht in einem einarmigen, an einer Welle drehbaren Hebel, dessen Ende einen Zapfen trägt, mittels dessen die Kraftübertragung stattfindet. Die Welle heißt Kurbelwelle, der Hebel Kurbelarm, der Zapfen Kurbelzapfen oder Kurbelwarze. Man unterscheidet zwei Hauptarten von Kurbeln, Stirnkurbeln und Krummachsen oder Wellenkröpfungen. Die Stirnkurbeln werden am Ende der Wellen angebracht, indem man die gehörig verlängerte Welle rechtwinkelig aufbiegt und am Ende noch einmal rechtwinkelig zu einem zur Welle parallelen Zapfen umbiegt. Bei größern Stirnkurbeln werden jedoch meist die Arme und Zapfen besonders hergestellt, erstere auf die Wellen warm aufgezogen und noch durch Längskeile befestigt, letztere mit konischen
Fig. 1. | |
Stirnkurbel. | |
Ansätzen in genau passend ausgeschliffene Löcher der Arme eingetrieben u. durch Schrauben oder Querkeile am Zurückgehen verhindert. Fig. 1 zeigt eine solche K. W ist die Welle, A der Arm, Z der Kurbelzapfen, dessen konischer Ansatz B genau in das Loch des Kurbelarms eingeschliffen, darauf durch Einpressen und Vortreiben eines Keils solid befestigt ist. Das Material der Kurbelarme ist Gußeisen, meist jedoch Schmiedeeisen oder Stahl, die Kurbelzapfen bestehen aus Schmiedeeisen oder Stahl. Während die Stirnkurbel nur am Ende von Wellen anzuwenden ist, weil sonst der am Zapfen angreifende Maschinenteil an einer vollständigen Kreisbewegung durch die Welle gehindert wird, dient die Krummachse als Kurbel innerhalb der Lagerpunkte einer Welle.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0338.jpg&oldid=- (Version vom 7.12.2023)