Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b10 s0360.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

machte nach einer größern Reise durch Deutschland und Frankreich den Feldzug von 1814 als Husarenoffizier der sächsischen Freiwilligen mit. Vorliebe für die dramatische Kunst führte ihn zum Theater, dem er fortan als Intendant seine ganze Thätigkeit widmete. Er führte zunächst (1817–28) auf eigne Rechnung die Leitung des Leipziger Stadttheaters, das er zu bedeutender Höhe erhob, und begründete zugleich eine Pensionsanstalt für die Mitglieder des Theaters (vgl. seinen „Rückblick auf das Leipziger Stadttheater“, Leipz. 1830). Im J. 1830 als Direktor des Hoftheaters nach Darmstadt berufen, legte er schon nach einem Jahr, als der Hof die Unterstützung des Instituts versagte, seine Stelle nieder und stand seit 1833 dem Hoftheater in München vor, wo er seine Geschäftskenntnis wie seinen Kunstsinn von neuem glänzend bewährte. König Ludwig I., dem er sein Trauerspiel „Die beiden Brüder“ (Darmst. 1833) gewidmet hatte, ernannte ihn zum Geheimen Hofrat und erhob ihn 1837 in den Adelstand. 1842 als Generalintendant der königlichen Theater nach Berlin berufen, führte K. hier in den innern technischen, ökonomischen und lokalen Verhältnissen des Theaterwesens die erfolgreichsten Reformen durch, bis er 1851 seinen Abschied nahm. Seitdem lebte er abwechselnd in Berlin und Leipzig, wo er 28. Okt. 1864 starb. Um die dramatischen Schriftsteller hat sich K. in Verbindung mit Holbein durch Einführung der Tantieme (1845), um gesichertere Theaterverhältnisse durch Begründung des „Bühnenvereins“ (1846) verdient gemacht. Theaterhistorisch wertvoll sind seine Schriften: „Vierunddreißig Jahre meiner Theaterleitung“ (Leipz. 1853); „Taschen- und Handbuch für Theaterstatistik“ (das. 1855, 2. Aufl. 1857) und „Album des königlichen Schauspiels und der königlichen Oper zu Berlin“ (Berl. 1858).

Kustōde (ital.), s. v. w. Kustos (s. d.).

Kustos (lat.), Hüter, Wächter; Aufseher einer Bibliothek, Kunst-, Naturaliensammlung etc.; auch Kirchenhüter, Küster. – In der Sprache der Buchdrucker heißt K. (Blatthüter, franz. Réclame, engl. Catchword) das am Schluß einer Seite unten gesetzte Anfangswort oder die Anfangssilbe der nächsten Seite (welcher Brauch aber jetzt abgekommen ist); ebenso in der Notenschrift (franz. Guidon) das früher gebräuchliche Zeichen, welches am Ende der Zeile die erste Note der folgenden Zeile anzeigt.

Küstrin, Stadt und Festung ersten Ranges im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Königsberg i. N., an der Mündung der Warthe in die Oder, Knotenpunkt der Linien Berlin-Schneidemühl,

Wappen von Küstrin.

Frankfurt a. O.-K. und Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn sowie der Eisenbahn Stargard-K., 13 m ü. M., mit gemauerten Wällen und Kasematten versehen, besteht aus der eigentlichen Stadt zwischen Oder und Warthe und innerhalb der Festungswerke, der Langen Vorstadt auf dem linken Oderufer und der Kurzen Vorstadt auf dem rechten Wartheufer. Die Hauptstärke der Festung, deren Werke nach der Schleifung von Stettin durch Forts verstärkt worden sind, beruht auf ihrer Lage zwischen Oder und Warthe und tiefen Wiesengründen. Durch diese führt von Sonnenburg (im SO.) her ein 16 km langer Chausseedamm mit zahlreichen Brücken, von Göritz (im S.) her ein Damm für die Eisenbahnlinie Breslau-Stettin. An öffentlichen Bauwerken hat K. 2 evangelische Kirchen (darunter die Marienkirche mit den Gräbern des Markgrafen Johann und seiner Gemahlin Katharina) und eine kath. Kirche, ein ansehnliches Rathaus, ein Militärlazarett, 3 Kasernen, 2 Magazine, neuerbaute Brücken über die Oder und Warthe etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 48 und ein Garde-Fußartilleriebataillon) 15,105 Seelen, meist Evangelische; sie betreiben Kartoffelmehl-, Maschinen-, Kupfer- und Messingwaren-, Zigarren-, Öfen-, Bürsten- und Pinselfabrikation etc. Außerdem hat K. 2 Dampfschneidemühlen, eine Maschinenwerkstätte, eine Holzimprägnieranstalt, 5 Bierbrauereien, eine Ziegelei, Schiffahrt etc. Für den Handelsverkehr befindet sich dort eine Reichsbanknebenstelle. Es ist Sitz eines Amtsgerichts und hat ein Gymnasium. – K., ursprünglich ein Fischerdorf, das schon 1232 erwähnt wird, fiel 1262 an Brandenburg und war unter Markgraf Johann (1535–71) Residenz eines Zweigs der brandenburgischen Hohenzollern. 1535–43 wurde die Festung nach dem Plan des Ingenieurs Maurer angelegt. 1730–32 hielt sich hier der spätere König Friedrich d. Gr., zunächst als Gefangener, auf; hier ward 6. Nov. 1730 sein Freund Katte hingerichtet. Am 15. Aug. 1758 wurde K. von den Russen bombardiert. Am 1. Nov. 1806 übergab der Oberst v. Ingersleben die reichlich verproviantierte Festung ohne Aufforderung einem französischen Reiterhaufen. Die Franzosen behielten K. auch nach dem Frieden und räumten es erst 20. März 1814 nach längerer Belagerung.

Kusu (Trichosurus Less.), Beuteltiergruppe aus der Familie der Phalanger und der Gattung Phalangista Cuv., gekennzeichnet durch ziemlich große Ohren, glatthaarigen Pelz, bis auf die Unterseite der Endspitze behaarten Schwanz und rundlichen Augenstern. Der Fuchskusu (Phalangista vulpina Desm., s. Tafel „Beuteltiere“), 60 cm lang, mit 45 cm langem Schwanz, von zierlichem Bau, an Fuchs und Eichhörnchen erinnernd, ist oberseits bräunlichgrau, unterseits licht ockergelb, am Unterhals und an der Brust rostrot, am Rücken und Schwanz schwarz. Er bewohnt Neuholland und Vandiemensland, lebt in Wäldern auf Bäumen als vollkommenes Nachttier, klettert stets mit Hilfe seines Schwanzes und nährt sich hauptsächlich von Pflanzenstoffen. Das Weibchen bringt nur zwei Junge zur Welt. Die Eingebornen essen sein widerlich riechendes Fleisch und benutzen das weiche, wollige Pelzwerk. Lebende Fuchskusu kommen häufig nach Europa, werden aber durch einen kampferähnlichen Geruch, den sie verbreiten, lästig.

Kutāhia (Kjutahia, das Kotyäon der Alten), Stadt im türk. Wilajet Chodawendikjâr in Kleinasien, an einem Zufluß des Pursak, hat eine alte große Festung, zahlreiche Moscheen und Bäder, mehrere Kirchen und 30–40,000 (nach einigen 60,000) Einw., vorwiegend Mohammedaner, außerdem Griechen und Armenier. Man baut Getreide, Tabak und besonders Opium, in den Gärten ausgezeichnetes Gemüse. An einem großen Straßenkreuzungspunkt gelegen, hat K. bedeutenden Handelsverkehr. Zur Einfuhr kommen englische und französische Waren, zur Ausfuhr Wolle, Ziegenhaar zu Shawls, Hasenfelle, sehr viel Opium und Meerschaum. Zu K. schloß 4. Mai 1833 Mehemed Ali Frieden mit der Pforte; auch war hier Kossuth 1850 und 1851 interniert.

Kutaïs (Kutaïß), Gouvernement der russ. Statthalterschaft Kaukasien, zwischen dem Schwarzen Meer und dem Meskischen Scheidegebirge (s. Kaukasien),

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0360.jpg&oldid=- (Version vom 9.5.2022)
OSZAR »