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Seite:Meyers b10 s0366.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

Macht Deutschlands harrt, die bekannteste; nach den neuesten Forschungen hat sich aber diese Sage, die schriftlich zuerst (1696) in einem Programm des Frankenhäuser Rektors J. Hoffmann vorkommt, ursprünglich auf Friedrich II. bezogen (vgl. Kaisersagen). Auf der Südseite des Gebirges befindet sich die neuentdeckte Falkenburger Höhle (s. Frankenhausen). Vgl. Richter, Das deutsche Kyffhäuserbuch (Eisleb. 1876); Baltzer, Das Kyffhäusergebirge (2. Aufl., Rudolst. 1882).

Kykladen, Inselgruppe im Ägeischen Meer, die den Alten wie im Kreis um das heilige Eiland Delos gelagert erschien und daher K. („Ringinseln“) genannt wurde, während die außerhalb des Kreises gelegene Gruppe Sporaden („zerstreute Inseln“) hieß. Gegenwärtig bilden sie einen besondern Nomos des Königreichs Griechenland, der in sieben Eparchien (Andros, Tinos, Syros, Kea, Milos, Naxos, Thira) zerfällt, mit einem Gesamtareal von 2695 qkm (48,9 QM.). Hauptstadt ist Hermupolis auf Syros. Alle K. sind Felseninseln; der höchste Punkt ist der Oxia auf Naxos (1003 m). Sie bestehen meist aus Gneis und Glimmerschiefer, mitunter auch aus Granit und vulkanischem Gestein. Wegen ihrer Fruchtbarkeit und ihres lieblichen Klimas nannte sie das Altertum die „Perlen von Hellas“, aber schon in der spätern Römerzeit hatte diese Bezeichnung nicht mehr die alte Geltung. Jetzt sind viele Inseln entblößt von aller Baumvegetation, darum auch wasserarm, kahl und verbrannt. Dennoch liefern sie noch immer Wein, Öl, Baumwolle, Seide, Südfrüchte, Honig etc. Die brennende Hitze des Sommers wird durch die Seewinde gemildert, und ziehendes Federwild (Wachteln, Rebhühner etc.) rastet, zum Gewinn der Bewohner, in großer Anzahl noch heute auf den Inseln, wie im Altertum. Die Bevölkerung (1879: 132,020 Seelen), die in ihrer Abstammung von den Griechen unvermischter geblieben ist als die Bewohner des Festlandes, treibt lebhaften Handel, der durch die vielen trefflichen Häfen der Inseln begünstigt wird. Man teilt die K. ihrer Lage nach in vier Gruppen: östliche, westliche und mittlere K. und eine westliche Seitengruppe. Die bedeutendsten unter den östlichen, die als insularische Fortsetzungen der Gebirge von Euböa betrachtet werden, sind: Andros, Tinos (Tenos), Mykonos, Mikra und Megali Dilos (Delos und Rhenäa), Naxia (Naxos), Amurgo (Amorgos); unter den westlichen, den Fortsetzungen der Gebirge von Attika: Kea oder Tzia (Keos), Thermia (Kythnos), Seriphos, Sipheno (Siphnos), Sikinos, Santorin (Thera). Zur mittlern Reihe gehören: Giura (Gyaros), Syra (Syros), Paro (Paros), Antiparo (Oliaros), Nio (Ios), Anaphi (Anaphe); zur westlichen Seitengruppe: Milos (Melos), Kimolos oder Argentiera, Polykandro (Pholegandros). S. Karte „Griechenland“. Über die Geschichte der K. s. Archipelagus und die einzelnen Inseln.

Kyklische Dichter (Kykliker, Cyclici), eine Reihe altgriechischer Epiker aus der ionischen Schule, welche während der ersten 50 Olympiaden nach Homer die verschiedenen Kreise der um den Mittelpunkt der Homerischen Poesie herumlagernden Götter- und Heldensagen poetisch bearbeiteten und zwar in einer sich an Homer aufs engste anschließenden Form, doch ohne dessen Geist. Merkwürdig sind sie besonders darum, weil die Tragiker größtenteils aus ihnen ihre Stoffe entlehnten, und weil von ihnen hauptsächlich die Veränderungen der Mythen zu stammen scheinen, die wir bei jenen wahrnehmen. Man befaßte sie unter dem Namen der kyklischen Dichter, weil die wichtigsten ihrer Dichtungen später mit Ilias und Odyssee zu einem epischen Kyklos, d. h. einem epischen Sagenkreis, zusammengestellt waren, welcher eine vollständige Übersicht der Götter- und Heroenmythen von der Verbindung des Uranos und der Gäa bis herab zum Tode des Odysseus durch seinen Sohn Telegonos gab. Außer den Homerischen Gesängen haben sich von diesen Dichtungen nur einzelne Verfassernamen, Titel und Fragmente erhalten. Genauer sind wir durch die Chrestomathie des Grammatikers Proklos (um 150 n. Chr.) nur über den troischen Sagenkreis unterrichtet. Die Einleitung der Ilias bildeten die „Kypria“ des Stasinos von Salamis auf Cypern (um 770 v. Chr.), welche in elf Büchern die Ereignisse von der Hochzeit des Peleus bis zum Beginn der Ilias erzählten, die Fortsetzung die „Äthiopis“ des Arktinos von Milet (aus derselben Zeit) in fünf Büchern, von den Kämpfen mit den Amazonen und dem Äthiopen Memnon und dem Tode des Achilleus, und die „Zerstörung Ilions“ („Iliu persis“) von demselben Dichter in zwei Büchern. Die Ereignisse vom Streit um die Waffen des Achilleus bis zur Einführung des hölzernen Rosses in Troja berichtete die „Kleine Ilias“ des Lesches von Mytilene (um 672) in vier Büchern. Den Übergang zur Odyssee vermittelten die „Nosten“ (Heimfahrten der Helden von Troja) des Agias von Trözen in fünf Büchern; eine unmittelbare Fortsetzung der Odyssee war die „Telegonie“ des Eugammon von Kyrene (um 570) in zwei Büchern, von der Bestattung der Freier bis zum Tode des Odysseus. Welche Gedichte außerdem zum Kyklos gehörten, läßt sich nicht ermitteln. Wahrscheinlich ist es von einer „Titanomachie“ des genannten Arktinos oder des Eumelos von Korinth, einer „Ödipodie“ des Kinäthon von Lakedämon, einer auch „Amphiaraos’ Auszug“ betitelten „Thebais“, an die sich ein die „Epigonen“ betiteltes Gedicht anschloß, einer sehr alten Dichtung von der „Einnahme Öchalias“ durch Herakles, für deren Verfasser Kreophylos, der angebliche Schwiegersohn Homers, galt, u. a. Wie schon bemerkt, waren die kyklischen Gedichte den griechischen Tragikern und allen nachfolgenden Dichtern eine reiche Fundgrube; ja, in der römischen Kaiserzeit scheinen sie sogar zum Studium der Mythengeschichte benutzt worden zu sein, so daß selbst die Künstler den Inhalt derselben durch bildliche Darstellung anschaulich zu machen suchten. Unter andern befindet sich noch jetzt eine solche Tafel (marmor Borgianum) in Neapel, eine andre, die berühmteste von allen, die sogen. Ilische Tafel (Basrelief mit Inschriften), im Museo capitolino zu Rom. Vgl. Welcker, Der epische Cyklus oder die Homerischen Dichter (Bonn 1835–49, 2 Bde.; 1. Bd., 2. Aufl. 1865); Düntzer, Homer und der epische Kyklos (Köln 1839); O. Jahn, Griechische Bilderchroniken (Bonn 1873).

Kyklōpen, nach der ältesten Sage die Söhne des Uranos und der Gäa: Arges, Steropes und Brontes, ungeheure, rohe Geschöpfe mit nur einem Auge, welche dem Zeus die Blitze schmiedeten (die Naturgewalt des Gewitters andeutende Wesen). Wegen ihres Übermuts von Uranos in den Tartaros geworfen, verhalfen sie dem Kronos zur Herrschaft, wurden dann auch von diesem wieder in Banden gehalten, bis Zeus sie befreite, dessen willige Diener sie nun wurden. In der Folge tötete sie Apollon, weil sie Zeus den Donnerkeil geliehen, mit welchem er den Äskulap erschlug. Nach Homer sind die K. ungeheure, ebenfalls einäugige Riesen auf Trinakria, Söhne des Poseidon, ohne Gesetz und Sitte, ohne

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0366.jpg&oldid=- (Version vom 30.5.2023)
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