verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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gemeinsame Verbindung, nur von Viehzucht lebend. Der Repräsentant dieser ist der aus der Odyssee bekannte Menschenfresser Polyphem. In noch späterer Sage erscheinen sie als Gehilfen des Hephästos, welche im Innern des Ätna oder der ebenfalls vulkanischen Liparischen Inseln dem Zeus Blitze und Donnerkeile und den Göttern und Heroen Waffen schmiedeten. Eine weitere Ausbildung der Sage findet man in der Erwähnung der K., die nach Strabon aus Lykien kamen und in Tiryns und Mykenä Mauern und andre Bauwerke aufführten, welche unter dem Namen kyklopische Mauern (s. Baukunst, S. 485) bekannt waren. Von den Künstlern wurden die K. als Riesen mit Einem großen Auge auf der Stirn dargestellt, doch so, daß darunter auch die Augen an der gewöhnlichen Stelle wenigstens angedeutet waren (Relief des kapitolinischen Museums, K. in der Schmiede des Hephästos).
Kýknos („Schwan“), Name mehrerer mythologischer Helden, von welchen der bekannteste der Sohn des Poseidon und der Kalyke ist, von Fischern K. genannt, weil sie, als er am Meeresufer ausgesetzt war, einen Schwan auf ihn herabfliegen sahen. Er wurde König von Kolonä im Gebiet von Troja. Bethört durch die Verleumdungen seiner zweiten Gemahlin, ließ er seine beiden Kinder erster Ehe, Tenes (oder Tennes) und Hemithea, in einem Kasten ins Meer werfen; sie landeten auf Tenedos, wo Tenes König ward. Später fand K. seinen Sohn wieder und zog mit ihm den Troern gegen Griechenland zu Hilfe, ward aber endlich, trotz seiner Unverwundbarkeit durch Waffen, von Achilleus mit dem Helmriemen erwürgt und alsbald in einen Schwan verwandelt. Ein zweiter K., Sohn des Ares, wurde von Herakles (s. d.) im Zweikampf erschlagen und von seinem Vater in einen Schwan verwandelt.
Kyle (spr. keil), der mittlere Teil von Ayrshire (s. d.).
Kylix (calix). | |
Kylix (lat. calix), altgriech. flache Trinkschale mit zwei Henkeln am Rand und niedrigem Fuß (s. Abbildung).
Kyll, Fluß in Rheinpreußen, entspringt nordwestlich von Kronenburg im Regierungsbezirk Aachen und mündet nach 142 km langem Lauf bei Ehrang nördlich von Trier in die Mosel. Das Thal der K. ist außerordentlich reizend, namentlich bei Gerolstein, wo es das vulkanische Gebiet der Eifel im W. streift; durch dasselbe führt die Eifelbahn.
Kyllēne, das 2374 m hohe Gebirge im alten Griechenland, zu welchem die arkadischen Berge im N. an der Grenze Achaias ansteigen, nächst dem Taygetos das höchste im Peloponnes. Das Gebirge war dem Hermes heilig, der auf seinem Gipfel geboren sein sollte und dort einen Tempel mit einem alten Schnitzbild hatte. Jetzt Zyria.
Kyllmann, Walter, Architekt, geb. 16. Mai 1837 zu Weyer b. Wald (Kreis Solingen), studierte auf der Berliner Bauakademie, ward 1866 Regierungsbaumeister, 1867 Kommissar bei der Pariser Weltausstellung und associierte sich bald darauf mit Adolf Heyden (geb. 15. Juli 1838 zu Krefeld, Schüler seines Vaters und Stülers in Berlin). Sie entwickelten bald eine sehr umfangreiche Bauthätigkeit in Berlin und an andern Orten Deutschlands und führten zusammen aus: die Bauten des Deutschen Reichs auf der Wiener Weltausstellung (1873), die Kaisergalerie, das Admiralsgartenbad, die Anlage von Spindlershof, Voßstraße, Hedemannsstraße und zahlreiche Privatbauten in Berlin, mehrere Villen am Wannsee bei Potsdam, die Postgebäude in Breslau und Rostock; die Johanniskirche in Düsseldorf, die evangelische Kirche zu Höchst a. M., das Logengebäude zu Potsdam sowie viele Schlösser und Villen in den Provinzen Schlesien, Preußen und Pommern, in Frankfurt a. M., Bonn, Krefeld und Elberfeld. Sie haben sich daneben besonders in Ausstellungsbauten (Fischereiausstellung Berlin 1880, Hygieineausstellung Berlin 1882/83, Pergamon-Olympiabau und Kaiserdiorama auf der Jubiläumsausstellung Berlin 1886) bewährt. Heyden hat auch zahlreiche Entwürfe für das Kunstgewerbe ausgeführt, welche auf die Entwickelung desselben von großem Einfluß gewesen sind, so besonders für das von den preußischen Städten dem Prinzen Wilhelm geschenkte Tafelsilber. K. und Heyden sind königliche Bauräte. In ihren architektonischen Schöpfungen bewegen sie sich mit besonderm Glück in den Formen der deutschen und französischen Renaissance.
Kȳlon, ein Athener aus edlem Geschlecht und von großem Ansehen, siegte 640 v. Chr. bei den Olympischen Spielen, vermählte sich mit der Tochter des Theagenes, Tyrannen von Megara, und suchte sich 612 durch einen Aufstand der Alleinherrschaft zu bemächtigen. Er überrumpelte die Akropolis; als er jedoch sah, daß sein Anschlag vom Volk mißbilligt wurde, das die Burg zu belagern begann, entfloh er mit seinem Bruder. Seinen Anhängern, welche am Altar der Athene ein Asyl gefunden, ward freier Abzug versprochen; sie trauten der Zusage, wurden aber, hauptsächlich auf Anstiften der Alkmäoniden, ermordet. Diese Blutschuld (der Kylonische Frevel) wurde in dem bald darauf heftiger ausbrechenden Parteikampf zur Verfolgung der Greuelbeladenen benutzt, und auch nachdem Epimenides, von Kreta berufen, die Entsühnung durch Opfer vorgenommen hatte, wurde das Andenken an den Mord den Nachkommen der Schuldigen gegenüber öfters erneuert.
Kyma. | |
Kyma (Kymation, griech., „Welle“), ein in der griech. Baukunst in verschiedenen Formen vorkommender überschlagender und unterschnittener Karnies (s. Figur).
Kȳme, größte Stadt in Äolis, am Elaitischen Meerbusen, von Lokrern gegründet, historisch unwichtig. Ihre Einwohner wurden ihrer gutmütigen Dummheit wegen verspottet. Eine Kolonie von K. war Cumä in Unteritalien. Jetzt Lamurt-köi.
Kymmene-Elf, Fluß in Finnland, entspringt aus dem See Päijäne auf der Grenze der Gouvernements Tavastehus und St. Michel, durchfließt dann einige andre Seen und mündet nach einem Laufe von 334 km in drei sehr tiefen und wasserreichen Armen zwischen Fredrikshamn und Lowisa in den Finnischen Meerbusen. Der K. bildet mehrere Wasserfälle und Stromschnellen, an welchen jetzt eine Anzahl industrieller Etablissements angelegt ist. An der östlichen Mündung liegt der befestigte Hafenort Kymmenegard, Station der russischen Schärenflotte. Davor liegt auf einer Insel der gleichfalls befestigte Ort Kotka (finn. Ruotsinsalmi).
Kymographion (griech.), Instrument zur Messung und bildlichen Darstellung des Arterienpulses.
Kymren (Cymry), einheimischer Name der kelt. Bewohner von Wales (s. d.).
Kymrische Sprachen, s. Keltische Sprachen.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0367.jpg&oldid=- (Version vom 31.5.2023)