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Seite:Meyers b10 s0377.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

Arbeiten ausführen, benutzt man gegenwärtig Unterrichtslaboratorien, gewöhnlich verbunden mit Hörsälen für Experimentalchemie, welche hinreichende Gelegenheit zur bequemen und sichern Anstellung von Experimenten ohne Belästigung der Zuhörer durch Gase und Dämpfe bieten müssen. In den Unterrichtslaboratorien hat man Säle für qualitative und quantitative Analyse sowie für synthetische Arbeiten, besondere Räume für Arbeiten mit Schwefelwasserstoff, Glühoperationen, Destillationen, Elementaranalysen, spektroskopische und photometrische Untersuchungen, nach Norden gelegene Zimmer für Gasanalysen, Zimmer für die Wage, für Aufbewahrung physikalischer Instrumente, Bibliothek- und Lesezimmer etc. Jeder Praktikant besitzt einen eignen Tisch, ausgestattet mit Gas- und Wasserleitung, Wasserluftpumpe und Reagenzien. Arbeiten, bei denen sich übelriechende oder schädliche Gase entwickeln, werden in gut ventilierten, durch Glasscheiben abgeschlossenen Wandschränken vorgenommen. Die Räume zur Ausführung wissenschaftlicher Untersuchungen sind mit allen denkbaren Hilfsmitteln versehen, um die Arbeit zu erleichtern und alle mechanischen zeitraubenden Operationen auf ein Minimum zu reduzieren. Besondere Einrichtungen fordern die agrikulturchemischen, pharmazeutischen, chemisch-technischen und die Laboratorien, welche der Kontrolle des Handels mit Lebensmitteln gewidmet sind, ferner die Laboratorien der Gerichtschemiker, die Handelslaboratorien, in welchen Untersuchungen für Handel und Gewerbe ausgeführt werden, die Laboratorien der landwirtschaftlichen Versuchsstationen, der physiologischen Chemiker, der Fabriken und Hüttenwerke. Der Raum, welcher in den Apotheken L. genannt wird, ist weniger der chemischen Untersuchung als der praktischen Arbeit, der Darstellung pharmazeutischer Präparate, gewidmet und enthält gewöhnlich einen Dampfkessel zum Erhitzen von Abdampfgefäßen mit Dampf, zum Betrieb eines Destillationsapparats, zum Heizen eines Trockenschrankes etc., ferner Windöfen, Wagen etc. Beschreibungen moderner Laboratorien s. Lang, Das chemische L. der Universität Heidelberg (Karlsr. 1858); Müller, Das chemische L. der Universität Greifswald (Berl. 1864); Cremer, Das neue chemische L. in Berlin (das. 1868); Kolbe, Das chemische L. in Leipzig (Leipz. 1872); Ferstel, Der Bau des chemischen Instituts in Wien (Wien 1874); Baeyer und Geul, Das neue chemische L. in München (Münch. 1880). – Beim Militär versteht man unter L. die Anstalten, in welchen für alle Waffen die Munition und Munitionsgegenstände aller Art, wie Zündungen etc., angefertigt werden. Außer den kleinern Laboratorien zum Fertigmachen der Munition bestehen in manchen Staaten Zentrallaboratorien mit ausgedehntem Maschinenbetrieb zur Anfertigung von Patronen (Deutschland) oder für die Herstellung der schwierigern Gegenstände. Kriegslaboratorien sind in Kasematten der Festungswerke zur Benutzung bei Verteidigung der belagerten Festung, Speziallaboratorien werden in detachierten Forts oder selbständigen Außenwerken angelegt. Die Laboratorien gehören zu den Artilleriedepots und stehen unter Verwaltung von Feuerwerksoffizieren.

Laborde, s. Delaborde.

Laborieren (lat.), „arbeiten“, namentlich chemische Arbeiten vornehmen; an etwas leiden.

Labor imprŏbus (sc. omnia vicit), „die unverdrossene Arbeit (überwand alles)“, Citat aus Vergil („Georgica“, I, 145).

Laborĭös (lat., franz.), arbeitsam.

Labouchère (spr. -buschähr), Henry de L., Lord Taunton, brit. Staatsmann, geb. 15. Aug. 1798 zu London, Sohn eines französischen Royalisten, erzogen in Winchester und Oxford, machte nach dem Tod seines Vaters mehrere große Reisen und wurde 1828 für Taunton Mitglied des Unterhauses. Von 1832 bis November 1834 war er Lord der Admiralität, 1835 Vizepräsident des Handelsamtes und Münzmeister, 1839 Unterstaatssekretär für die Kolonien und bis zum September 1841 Präsident des Handelsministeriums, vom Juli 1846 bis Juli 1847 erster Sekretär für Irland, übernahm hierauf wieder den Vorsitz im Handelsministerium und hatte vom November 1855–58 das Portefeuille der Kolonien. L. gehörte stets den Whigs an, unterstützte namentlich die Aufhebung der Korngesetze und ward 1859 zum Lord Taunton erhoben, worauf er im Februar 1860 ins Oberhaus trat. Er starb 13. Juli 1869 ohne männliche Erben, worauf der Lordstitel erlosch. – Sein Verwandter Henry, geb. 1831, radikales Parlamentsmitglied für Northampton, von 1854–64 im englischen diplomatischen Dienst, seitdem Journalist, Verfasser des zuerst von den „Daily News“ 1870–71 veröffentlichten „Tagebuchs eines Belagerten in Paris“ (deutsch, Leipz. 1871) und Herausgeber der satirischen Wochenschrift „Truth“, hat sich in neuester Zeit durch seine lebhafte Teilnahme an den irischen Obstruktionsbestrebungen im Unterhaus besonders hervorgethan.

Laboulaye (spr. -buläh), Edouard René Lefebvre de, ausgezeichneter franz. Jurist, auch namhafter Publizist und Journalist, geb. 18. Jan. 1811 zu Paris, studierte die Rechte, war erst Besitzer einer Schriftgießerei, ward 1843 Advokat am Appellhof zu Paris und 1849 Professor der vergleichenden Rechtswissenschaft am Collège de France. Seine Arbeiten über römisches Recht, wie: „Flores juris antejustinianei“ (Par. 1839) und „Juris civilis promptuarium“ (1844), sind verfehlt, bedeutender dagegen die über französisches Recht: „Glossaire de l’ancien droit français“ (mit Dupin, 1846); „Le coutumier de Charles VI“ (1846); neue Ausgaben von Ant. Loysels „Institutes coutumières“ (1846, 2 Bde.) und Fleurys „Institution au droit français“ (1858, 2 Bde.); „Études sur la propriété littéraire en France et en Angleterre“ (1858). Besonderes Verdienst erwarb er sich durch Herausgabe der „Revue historique de droit français et étranger“ (1855–69, 15 Bde.), worin er die von Savigny angebahnte historische Richtung der Jurisprudenz in Frankreich vertrat, und an welche sich als Fortsetzungen anschlossen die „Revue de législation ancienne et moderne“ (1870 bis 1876, 6 Bde.) sowie die noch forterscheinende „Nouvelle Revue historique de droit français et étranger“ (1877 ff.). Sein Hauptwerk ist die „Histoire politique des États-Unis 1620–1789“ (1855–66, 3 Bde.; 6. Aufl. 1876; deutsch, Heidelb. 1870, 3 Bde.). Auch auf belletristischem Gebiet ist L. aufgetreten, beispielsweise mit dem sehr bedeutenden humoristisch-satirischen Roman „Paris en Amérique“ (1863, 27. Aufl. 1872; deutsch, Berl. 1867) sowie mit den „Contes bleus“ (1863, 3. Aufl. 1869), „Nouveaux contes bleus“ (1867, 2. Aufl. 1874), „Le prince Caniche“ (1868; deutsch, Heidelb. 1869), „Derniers contes bleus“ (1883) und außerdem vielfach als Essayist in Zeitschriften. Einen Teil dieser Aufsätze geschichtlichen und religiösen Inhalts hat L. gesammelt in den „Études contemporaines sur l’Allemagne et les pays slaves“ (1856, 4. Aufl. 1876) sowie in der „La liberté religieuse“ (1858) betitelten Schrift.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0377.jpg&oldid=- (Version vom 3.12.2021)
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