verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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2) Antoine de L., Sieur d’Aubigny, franz. Dramatiker, geb. 1653 zu Paris, war Sekretär des französischen Gesandten in Florenz, dann des Marquis de Créquy, an dessen Seite er sich in der Schlacht bei Luzzara (1702) auszeichnete, und schließlich des Herzogs von Aumont; er starb 2. Nov. 1708. L. war Verfasser von vier Tragödien: „Polyxène“ (1686), „Manlius Capitolinus“ (1698), „Thésée“ (1700) und „Corésus et Callirhoë“ (1703), von denen die zweite, „Manlius“, zu den vorzüglichsten und beliebtesten Trauerspielen des 18. Jahrh. gehörte. Außerdem hat er Idylle, Elegien, Oden, Madrigale, Epigramme etc. veröffentlicht. Seine „Œuvres“ erschienen in 2 Bänden (Par. 1747 u. 1811).
3) Etienne Guillaume, Tierarzt, geboren zu Paris, starb 24. Jan. 1765 daselbst. Er lieferte Untersuchungen über den Sitz des Rotzes und förderte auch die Lehre vom Hufbeschlag. – Sein Sohn Philippe Etienne, geb. 1739 zu Montaterre bei Paris, erlernte unter des Vaters Leitung die Tierheilkunde und war 18 Jahre alt, als er Vorlesungen über Anatomie begann. 1758 trat er als Pferdearzt bei der Armee ein, und 1767–70 hielt er zahlreich besuchte Vorlesungen in einem von ihm selbst erbauten Amphitheater. Großen Ruf besonders im Ausland erwarb er durch sein Prachtwerk „Cours d’hippiatrique“ (Par. 1772, 2 Bde.; auch deutsch, Prag 1787) und das „Dictionnaire d’hippiatrique“ (Par. 1775, 4 Bde., u. öfter). 1777 bis 1781 lebte er in Rußland; nach Paris zurückgekehrt, ward er Obertierarzt beim Hof und beim Gendarmeriekorps, auch wurde er von der Regierung der Republik angestellt, später aber eingekerkert, zum Tod verurteilt und nur durch den Fall Robespierres gerettet. Er lebte seitdem auf seinem Landsitz, mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt, und starb im Juni 1820 in Villeneuve sur Yonne. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: „Dissertation sur la morve“ (Par. 1761; deutsch, Wien 1781); „Guide du maréchal“ (Par. 1766).
Lafuénte, 1) Modesto, span. Geschichtschreiber, geb. 1806 zu Rabanel de los Caballeros in der Provinz Valencia, war zuerst Professor und Bibliothekar zu Astorga, siedelte 1838 nach Madrid über und trat als Journalist und satirischer Sittenlehrer auf mit den unter den Pseudonymen Fray Gerundio und Tirabeque herausgegebenen periodischen Werken: „Coleccion de capilladas y disciplinarzos“ (16 Bde.), „Viage por Francia, Belgica y Alemania“ (2 Bde.), „Viage areostatico“, „Teatro social del siglo XIX“ (2 Bde.) und „Revista europea“ (4 Bde.), die sämtlich zwischen 1844 und 1850 erschienen und weite Verbreitung gefunden haben. Sein Hauptwerk ist jedoch die „Historia general de España“ (Madr. 1850–1866, 30 Bde.; 2. Aufl. 1874–75, 13 Bde.; illustrierte Ausg., fortgesetzt von Valera, Barcellona 1877–82, 6 Bde.), die gründlichste, unparteiisch und trefflich geschriebene Geschichte Spaniens. L. war zuletzt Direktor der Eccuela superior de diplomática und Präsident der Junta de los archivos y bibliotécas, zeichnete sich auch als Deputierter und Vizepräsident der Cortes durch seine Rednergabe aus und starb 25. Okt. 1866.
2) Miguel L. y Alcántara, geb. 10. Juli 1817 zu Archidona in der Provinz Malaga, gestorben im August 1850 als Fiskal von Cuba, schrieb „Historia de Granada“ (Granada 1843–48, 4 Bde.; Par. 1851, 2 Bde.).
Lagarde (spr. -gárd), Paul Anton de (früher Böttcher), namhafter Orientalist, geb. 2. Nov. 1827 zu Berlin, studierte seit 1844 in Berlin und Halle Theologie und orientalische Sprachen, habilitierte sich 1851 an ersterer Universität und verweilte 1852 bis 1853 zu wissenschaftlichen Studien in London und Paris. Nachdem er darauf bis 1865 an verschiedenen gelehrten Schulen Berlins gewirkt hatte, privatisierte er mehrere Jahre in Schleusingen und wurde 1869 zum Professor der orientalischen Sprachen an der Universität zu Göttingen ernannt. Seine Hauptwerke, die sich größtenteils auf das semitische Sprachgebiet beziehen, sind: „De Geoponicon versione syriaca“ (Leipz. 1855); „Gesammelte Abhandlungen“ (das. 1866); „Materialien zur Kritik und Geschichte des Pentateuch“ (das. 1867); „Beiträge zur baktrischen Lexikographie“ (das. 1868); „Onomastica sacra“ (Götting. 1870, 2 Bde.); „Symmicta“ (das. 1877–80); „Armenische Studien“ (das. 1877); „Semitica“ (das. 1878–79); „Aegyptiaca“ (das. 1883); „Persische Studien“ (das. 1884) u. a.; ferner Ausgaben der syrischen Texte der „Didascalia apostolorum“ (das. 1854), der ältesten Überbleibsel des Kirchenrechts (das. 1856), der Schrift des Bostrenus gegen die Manichäer (das. 1859), der Rekognitionen des Clemens (1861), der alttestamentlichen Apokryphen (1861), der apostolischen Konstitutionen (1862) und des Clemens Romanus (1865), ferner des griechischen Textes des Hippolytos (1858) sowie der griechischen Übersetzung der Genesis (1868), der arabischen der Evangelien (1864), der koptischen des Pentateuchs (1867), der chaldäischen des Alten Testaments (1873) u. a. Außerdem veröffentlichte er „Gedichte“ (Götting. 1885) und eine Anzahl politischer Flugschriften, die in seinen „Deutschen Schriften“ (das. 1886, 2 Bde.) gesammelt erschienen.
La garde meurt et ne se rend pas (franz., „die Garde stirbt und ergibt sich nicht“), ein Ruf, der in der Schlacht von Waterloo seitens der Franzosen gefallen sein soll; s. Cambronne.
Lagarĭa, im Altertum Flecken in Lukanien, nordöstlich von Thurii, durch seinen Wein berühmt.
Lage, in der Fechtkunst s. v. w. Auslage[WS 1]. – In der Musik ist L. ein auf die Handhaltung und Fingersetzung bei den Streichinstrumenten bezüglicher Terminus: die erste L. (Position) hat dann statt, wenn der erste Finger (Zeigefinger) den nächsten Ton über der leeren Saite greift; bei der zweiten L. (zweiten Position, halben Applikatur, Mezza manica) und dritten L. (ganzen Applikatur) rückt derselbe um eine, resp. zwei Stufen nach der Höhe, was eine entsprechende Verrückung der Hand bedingt (s. Demanchieren), u. s. f. Über erste, zweite, dritte L. des Dur- und Mollakkords (in der Harmonielehre) vgl. Durakkord und Mollakkord; über enge und weite L. s. Akkord. – Im Marinewesen bedeutet der Ausdruck „dem Feinde die volle L. geben“: alle auf einer Seite des Schiffs befindlichen Kanonen auf einmal gegen ihn abfeuern.
Lage (Laage), Stadt im Fürstentum Lippe, an der Werre und der Linie Herford-Detmold der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht und (1885) 3721 evang. Einwohner.
Lageabweichungen der Eingeweide, wobei ein oder mehrere Organe ihren typischen Ort im Körper verlassen und auf die Dauer eine abnorme Lagerung einnehmen, sind teils angeboren, meist aber erst während des Lebens durch verschiedene schädliche Einflüsse entstanden. Die angebornen L. treten vielfach unter der Form von Mißbildungen auf, so z. B. der Hirnbruch, die sogen. Ektopie des Herzens, wobei letzteres durch eine Spalte in der vordern Brustwand frei nach außen tritt, etc. Zuweilen kommen sie auch
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Siehe im Artikel Fechtkunst.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0401.jpg&oldid=- (Version vom 6.10.2022)