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Seite:Meyers b10 s0404.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

durch spanische Reiter gesperrt, angelegt. Innerhalb der Wagen wurde das L. nach bestimmter Ordnung abgesteckt. Die L. der Landsknechte waren ähnlich den römischen eingerichtet; innerhalb derselben waren die Nationen, wie Reiter und Fußvolk voneinander getrennt; letzteres zunächst dem Feinde, dahinter der Feldherr. Die Geschütze standen am Lärmplatz, die Troßwagen mit Fuhrleuten in besondern Quartieren oder außerhalb des Lagers. Die Wagenburgen hielten sich noch bis Mitte des 17. Jahrh. Der Lineartaktik (18. Jahrh.) waren die Zeltlager in Verbindung mit der Magazinverpflegung eigentümlich. Man unterschied Linien- und Gassenlager. Bei ersterm standen die Zelte in so viel Reihen, als der Truppenteil Glieder hat, parallel zur Fronte, bei letzterm die Zelte einer Kompanie oder Eskadron in zwei Reihen, zwischen sich die breite Kompaniegasse, bei der Kavallerie Stallgasse, senkrecht zur Fronte, zwischen den Zeltreihen zweier nebeneinander lagernder Kompanien die schmale Brandgasse. Der durch die Mitführung der Zelte bedingte große Troß machte die Bewegungen des Heeres sehr beschwerlich und entsprach nicht der Taktik und schnellen Operation der großen französischen Heere nach den Revolutionskriegen; die Zelte wurden abgeschafft und das Biwakieren oder Kantonieren Gebrauch. Vgl. Jähns, Geschichte des Kriegswesens (Leipz. 1880).

Lager, in der Botanik s. v. w. Thallus. In der Geologie sind L. von ihrer Umgebung abweichende Gesteins- oder Erzmassen, welche innerhalb mächtiger geschichteter Gesteine auftreten und zwar in ganz oder annähernd gleicher Erstreckung mit denselben. Oft sind es nur Schichtenkomplexe dieser Gesteine selbst, imprägniert durch fremdartige Mineralien und Erze, wie z. B. das Kupferschieferflöz (s. Dyasformation); meist sind es besondere Schichten. So kommen im Gneis und Glimmerschiefer, parallel der Schichtung derselben, sogen. Urkalk- und Dolomit-, Kupferkies- und Magnetkieslager vor. Im Sedimentgebirge nennt man solche L. Flöze. Die L., insonderheit die Erzlagerstätten (s. d.), stehen demnach im Gegensatz zu den Gängen (s. Gang). Lagerstöcke sind L. von geringer Ausdehnung nach Länge und Breite, Linsen solche, die sich bei geringer oder doch mäßiger Ausdehnung allmählich auskeilen.

Im Maschinenwesen versteht man unter L. diejenigen Maschinenteile, welche dazu dienen, die Zapfen von Wellen, Achsen etc. sicher zu unterstützen und ihnen dabei nur eine Drehung um ihre geometrische Achse zu gestatten. Je nach der Richtung der Achse unterscheidet man L. für liegende (Traglager) und für stehende Wellen (Stützlager) und, je nachdem die Welle durch das L. hindurchläuft oder in demselben endet, Halslager und Stirnlager. Das einfachste Traglager besteht aus einer cylindrischen Bohrung in einem zur Maschine gehörigen Metallkörper. Diese L. werden Augen genannt und erscheinen bei Winden, Kränen und ähnlichen nur geringer Abnutzung ausgesetzten Maschinen. Die nächst bessere Ausführung ist die Büchse, nämlich ein Rohrstück aus passendem Material (Bronze, Stahl), welches, in das Auge eingepreßt, dem Zapfen eine bessere Führung gibt als das weiter umgebende Metall. In Uhren werden die L. mit Glas oder Edelsteinen ausgebüchst. Für schwerer belastete Maschinenzapfen werden stets L. angewendet, welche aus mehreren Teilen bestehen und zwar (Fig. 1–4) aus den Schalen a, dem Lagerkörper (Lagergerüst) L und dem Lagerdeckel D. Die Schalen sind meist aus Lagermetall (s. d.) oder von mit Weißmetall ausgegossenem Gußeisen, jetzt auch vielfach aus bloßem Gußeisen. Die Schale hat den

Fig. 1. Fig. 2.
Seitenansicht und Längsschnitt Querschnitt
Stehlager.

Zweck, eine möglichst geringe Reibung und die Schonung des Zapfens zu gewähren, aber auch entweder durch Nachstellen oder durch Auswechselung jene Abnutzung ausgleichen zu lassen, welche durch die Drehung des Zapfens bewirkt wird und die sichere und stoßfreie Führung aufheben würde. Das Lagergerüst wird fast ausnahmslos aus Gußeisen, aber je nach dem Zweck und der Befestigung mit den übrigen Maschinenteilen oder einem festen Mauerwerk verschieden geformt.

Fig. 3. Fig. 4.
Wandlager. Hängelager.

Das normale, am häufigsten vorkommende Lagergerüst besteht bei dem sogen. Stehlager (Fig. 1 u. 2) aus einer horizontalen Platte, an welcher zwei seitlich aufragende Angüsse die Schalen aufnehmen, welche, außen entweder mit runden oder mit eckigen Auflageflächen versehen, fest eingepaßt sind. Zur Erleichterung der Montierung und Verteilung des Druckes wird eine Fundamentplatte F unter das L. gelegt, welche zuerst mit dem Grundmauerwerk etc. durch lange Ankerschrauben GG verbunden, während das eigentliche L. später darauf geschraubt wird. Der Deckel des Lagers, welcher die obere Schalenhälfte aufnimmt, ist gleichfalls aus Gußeisen und durch Deckelschrauben an den Lagerkörper gebunden. Er ist in der Mitte durchbohrt, um die Schmierung des Zapfens durch direktes Ölaufgießen oder vermittelst sparsamer und gleichmäßiger wirkender Schmiergefäße

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0404.jpg&oldid=- (Version vom 6.10.2022)
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