verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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und England ist der Lagerschein neben seiner Eigenschaft als Warenumsatzpapier eine Pfandbestellungsurkunde, in Frankreich, Belgien, Italien und Ungarn gewinnt er dadurch, daß der Verpflichtete persönlich haftet, sobald das erste Indossament erfolgt ist, die Bedeutung eines Wechsels. Die L. gestatten nicht allein eine vorteilhafte Verwendung zu Kreditzwecken, sondern auch leichten Verkauf, überhaupt freie Verfügung über die Ware ohne Nachteil für den Gläubiger. In Deutschland haben sie noch keine größere Ausdehnung gefunden. Große Banken befassen sich nicht gern mit der Beleihung von Warrants, weil das Pfandrecht an der Ware, insbesondere im Fall eines Konkurses, nicht genügend sichergestellt ist. Eine spezielle gesetzliche Regelung ist bis jetzt nur erfolgt in Hamburg (1876) und in Bremen (1877). In Elsaß-Lothringen gelten mit einigen Änderungen die frühern französischen Bestimmungen. Vgl. Ebermann, Lagerhäuser und Warrants (Wien 1876); Bayerdörffer, Das Lagerhaus- und Warrantsystem (Jena 1878); Hecht, Die Warrants (Stuttg. 1884); Leonhardt, Der Warrant als Bankpapier (Wien 1886).
Lagerstock, s. Lager (geolog.).
Lagerung der Gesteine, die räumliche Anordnung und die relative Stellung der Gesteinsmassen gegeneinander. Zuerst zu unterscheiden ist die geschichtete, massige und gangförmige L. Bei der geschichteten L. ist die ganze Gesteinsmasse durch parallel oder doch annähernd parallel verlaufende Trennungsebenen (Schichtungsklüfte) in eine Mehrzahl parallelepipedischer Körper (Schichten, Bänke, vgl. Schichtung) zerfällt, sei es, daß die einzelnen Schichten petrographisch identisch sind, oder daß ein gewöhnlich häufiger wiederholter Wechsel des Materials (Wechsellagerung) eintritt. Ganze Schichtsysteme können untereinander wiederum gleichförmig (Konkordanz der L.) oder ungleichförmig (Diskordanz der L.) gelagert sein. Eng zusammenhängend mit der Bildungsart, ist die geschichtete L. besonders für die Gesteine sedimentären Ursprungs (Sedimente) charakteristisch. – Bei der massigen L., welche besonders bei solchen Gesteinen vorkommt, die aus feurigem Fluß durch Abkühlung sich gebildet haben, fehlt im allgemeinen jede Andeutung einer Parallelstruktur oder ist (wie bei Lavenströmen, die bei jüngern Eruptionen über ältere fließen) doch nur unvollkommen angedeutet (falsche, abnorme, anomale Schichtung), während die bei massigen Gesteinen mitunter vorkommende plattenförmige Absonderung (s. d.) scharf von der Schichtung zu unterscheiden ist. Ist die Ausdehnung eines massigen Gesteinskörpers nach allen drei Raumdimensionen etwa gleich groß, so bildet er einen Stock; bei der Decke sind zwei Dimensionen auf Kosten der dritten (Mächtigkeit), bei dem Strom eine Dimension im Gegensatz zu den beiden andern (Mächtigkeit und Breite) stark entwickelt. Erhebt sich das massige Gestein über seine Nachbargesteine, so bildet es Kuppen. Eine besondere Art der letztern hat man neuerdings als Lakkolithen bezeichnet; es sind Eruptivmassen, die ursprünglich zwischen geschichtetes Material, dieses sprengend und hebend, eingedrungen sind und erst später durch die Erosion bloßgelegt wurden. – Bei der gangförmigen L. ist ein oder eine Mehrzahl sich untereinander nicht berührender parallelepipedischer Gesteinskörper widersinnig zur Lagerung des umgebenden (durchsetzten) Gesteins gelagert, wobei die Widersinnigkeit am stärksten zum Ausdruck kommt, wenn das durchsetzte Gestein ein geschichtetes ist (s. Gang). Des nähern sind noch folgende Begriffe zu unterscheiden: Auflagerung, ein Gestein jüngerer Bildung hat sich auf einem ältern abgelagert (bei Sedimenten, bei Lavenströmen und Decken); Anlagerung, ein jüngeres Gestein lehnt sich an ein älteres an (Deltabildungen an die das Ufer bildenden Gesteine, vulkanische Lapilli und Aschen an den Vulkan); umschlossene L., das ältere Gestein umgibt das jüngere (das Gestein der Kraterwandung in seinem Verhältnis zu dem Ausfüllungsmaterial des innern Kanals, das durch spätere Ausbrüche geliefert wurde); mantelförmige oder umschließende L., ein älteres Gestein, von jüngerm eingehüllt; durchgreifende L., besonders bei Gängen, ein jüngeres Gestein durchsetzt verschiedene ältere. Vgl. Schichtung, Gang, Fallen und Streichen der Schichten.
Lagerwachen, die Außen- und Innenwachen bei Lagern und Biwaks (s. Wache); erstere werden zur Sicherung, letztere aus polizeilichen Rücksichten ausgesetzt.
Laghuât (El Aghuât), Hauptort der gleichnamigen Oase in Algerien, 330 km südlich von Algier, am Südabhang des Atlas, unter 33°48′ nördl. Br., malerisch auf zwei einander gegenüberliegenden Bergkuppen gelegen, zwischen welchen zahlreiche Bewässerungskanäle sich hinziehen. Zwei Forts und eine Mauer mit 5 Thoren verteidigen die Stadt, welche (1881) 3806 Einw. (87 Franzosen, 203 Juden) zählt, die Ackerbau treiben und Lederwaren, Zeuge und Tücher verfertigen. Die 2062 Hektar große Oase hat 150,000 Dattelpalmen. L. wurde 1852 von den Franzosen erobert und ist die erste größere Station auf der Straße von Algier nach Timbuktu. Vgl. Locher, Nach den Oasen von L. (Bern 1864).
Lagiden, s. Lagos (Lagus).
Lagĭna, im Altertum Flecken in Karien, an der Straße von Bargasa nach dem Mäander, merkwürdig wegen eines berühmten Tempels der Hekate (Ruinen mit Inschriften u. Skulpturen beim heutigen Leïna).
Lagny (spr. lannji), Stadt im franz. Departement Seine-et-Marne, Arrondissement Meaux, am linken Marneufer und an der Ostbahn gelegen, von welcher sich hier die Lokalbahn nach Villeneuve le Comte abzweigt, mit einer Kirche, welche aus dem Chor eines großen Kirchenbaues aus dem 14. Jahrh. besteht, Resten einer alten Abtei, einer Bibliothek, Marmorbrüchen und (1881) 4463 Einw. L. war im Anfang der Belagerung von Paris 1870/71 Endpunkt der einzigen Bahn, welche das Belagerungsheer mit der Operationsbasis verband.
Lago (span. u. ital.), See, Landsee.
Lagoa Mirim („kleiner See“), Haff an der Südgrenze der brasil. Provinz Rio Grande do Sul, empfängt den schiffbaren Jaguarão und steht durch den Rio São Gonçalo mit der nördlicher gelegenen Lagoa dos Patos (s. d.) in Verbindung.
Lago Maggiore (spr. maddschohre, Langensee, Lacus Verbanus der Römer, daher auch Verbano), See am Südfuß der Alpen, mit seinem größten Teil zu Italien (Provinzen Novara, Como und Mailand) und nur mit einem Sechstel, dem nördlichsten Teil (hier auch Lago di Locarno genannt), zum schweizer. Kanton Tessin gehörig (s. Karte „Schweiz“), liegt 197 m ü. M. und windet sich in einer Länge von 64 km und in einer höchsten Breite von 91/4 km (zwischen Laveno und Feriolo) mit kristallheller, himmelblauer Flut durch eine Kette grün belaubter Hügel. Sein Flächeninhalt beträgt 210 qkm (3,9 QM.), die größte Tiefe 375 m. Er ist bedeutenden Anschwellungen
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0407.jpg&oldid=- (Version vom 6.10.2022)