verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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1787 nach Paris ging. Von einer Geisteskrankheit wieder genesen, wirkte er als Akademiker, später auch als Mitglied der Belohnungskommission für nützliche Erfindungen sowie seit 1792 einige Zeit als Vorsteher bei der Münze. Das Edikt vom 16. Okt. 1793, infolge dessen alle Ausländer aus Frankreich ausgewiesen wurden, ward gegen ihn nicht angewendet. Nach der Revolution wurde er Professor an der neuerrichteten Normal- sowie an der polytechnischen Schule in Paris. Von Napoleon I. zum Mitglied des Senats ernannt und zuletzt in den Grafenstand erhoben, starb er 10. April 1813. Er wurde im Panthéon beigesetzt, und Lacépède und Laplace hielten ihm Gedächtnisreden. Seine wichtigsten Werke sind: „Théorie des fonctions analytiques, contenante les principes du calcul différentiel“ (Par. 1797, 3. Aufl. 1847; deutsch von Grüson, Berl. 1798–99, 2 Bde.); „Traité de la résolution des équations numériques“ (Par. 1798, 3. Aufl. 1826) und „Mécanique analytique“ (das. 1788, 2 Bde.; 3. Aufl. 1853–55; deutsch von Servus, Berl. 1887). Seine nachgelassenen Manuskripte wurden 1815 von Carnot gekauft und dem Institut übergeben. Eine neue Ausgabe von Lagranges Werken, im Auftrag des Unterrichtsministeriums von Serret und Darboux veranstaltet, in 16 Bänden, erscheint seit 1867.
La Grange-Chancel (spr. lă grangsch-schangßä́ll), François Joseph de, franz. dramatischer Dichter, geb. 1. Jan. 1677 bei Périgueux, verdankte seinem frühzeitig entwickelten poetischen Talent (schon mit 14 Jahren dichtete er die Tragödie „Jugurtha“) die Protektion des Hofs und Racines, rechtfertigte jedoch später die großen Erwartungen seiner Gönner nicht. Seine beste Tragödie: „Amasis“ (1701), steht sowohl in Charakterzeichnung als besonders im Stil weit hinter Voltaires „Mérope“ zurück. Poetischer waren seine „Philippiques“, heftige, gegen den Regenten gerichtete Satiren. Wegen der ersten drei eingekerkert, floh er nach Spanien und Holland, wo er eine vierte und fünfte schrieb. Nach dem Tode des Regenten kehrte er zurück und starb 26. Dez. 1758. Seine „Philippiques“ erschienen öfter (zuletzt hrsg. von Lescure, 1858); die „Œuvres complètes“ 1758, 5 Bde.; „Œuvres choisies“ 1811 und 1830.
Lagrée, Doudart de, franz. Seemann, geb. 1823, trat 1845 in die Marine und wurde, nachdem er den Krimkrieg mitgemacht und ein Kommando im Mittelländischen Meer geführt hatte, 1862 nach der französischen Kolonie Kotschinchina versetzt, wo er mehrere diplomatische Missionen in Kambodscha auszuführen hatte. Seit Ende 1864 Fregattenkapitän, wurde er 1866 an die Spitze der Expedition gestellt, welche den Mekhong in Bezug auf seine Schiffbarkeit erforschen und Handelsbeziehungen mit den südwestlichen Provinzen Chinas anknüpfen sollte. Er führte dieselbe durch Kambodscha, Siam und Birma (Lao) nach Jünnan, starb aber, vor Vollendung des ganzen Unternehmens, 12. März 1868 in Tungtschuanfu. Nach seinen Aufzeichnungen erschien: „Explorations et missions de Doudart de L.“ (Par. 1884).
Lagrimōso (ital., „thränenvoll“), musikal. Vortragsbezeichnung, s. v. w. klagend.
Lagthing (schwed.), der engere Rat der norwegischen Reichsversammlung oder des Storthings. S. Norwegen, Verfassung.
La Guaira, Hafen von Caracas (s. d.).
Laguéronnière (spr. -gheronjähr), Louis Etienne Arthur Dubreuil Hélion, Vicomte de, franz. Diplomat und Publizist, geb. 1816 zu Limoges, war bis 1848 als Journalist für die legitimistische Partei, zu welcher ihn die Traditionen seiner Familie führten, thätig, ward beim Ausbruch der Februarrevolution von dem ihm befreundeten Lamartine zu seinem ersten Sekretär ernannt, erhielt die Oberleitung des von diesem neugegründeten Blattes „Le Bien public“ und, da dieses nach kaum sechsmonatlichem Bestand wieder einging, die Redaktion des Journals „L’Ère nouvelle“, das jedoch von der Geistlichkeit ebenfalls bald unterdrückt wurde. L. ward sodann einer der Hauptredakteure der „Presse“, 1851 kurz vor dem Staatsstreich aber Oberredakteur des „Pays“. Seit dem 2. Dez. trat er plötzlich als Verehrer Ludwig Napoleons auf. Im März 1852 ward er Mitglied des legislativen Körpers, 1853 des Staatsrats, gehörte seit Errichtung des Kaiserreichs zum permanenten Prüfungsausschuß, welcher die neuesten Preßerzeugnisse zu begutachten hatte, und verfaßte die offiziellen Artikel im „Constitutionnel“ und „Pays“ über die Lösung der russisch-türkischen Frage. Im Februar 1859 kündigte er die in Italien bevorstehende Katastrophe durch die Flugschrift „Napoléon III et l’Italie“ an. Ebenso regte er durch die offiziöse Broschüre „La France, Rome et l’Italie“ im Februar 1861 die Erörterung der Frage über die weltliche Herrschaft des Papstes von neuem an. 1861 wurde er zum Senator ernannt und übernahm 1862 die Leitung des Journals „La France“, welches die imperialistischen mit den klerikalen Interessen zu verbinden strebte. 1868 wurde er zum Gesandten in Brüssel ernannt und begann die später vereitelten Verhandlungen über die belgischen Eisenbahnen. Die Änderung der Verfassung und das Plebiszit von 1870 verteidigte er im Senat durch elegante Reden. 1870 wurde er zum Botschafter in Konstantinopel ernannt, mußte aber 1871 seine Entlassung nehmen. Er starb 23. Dez. 1875 in Paris. Sein letztes Werk war: „Le droit public et l’Europe moderne“ (Par. 1875, 2 Bde.). – Sein älterer Bruder, Graf Alfred de L. (geb. 1810, gest. 1884), war stets ein heftiger Gegner des Bonapartismus; er schrieb: „Les hommes d’État de l’Angleterre au XIX. siècle“ (1854) und die Pamphlete: „L’homme de Sedan“ (1872), „L’homme de Metz“ (Brüssel 1873), „À Thiers“ (1876), „L’État sans Dieu“ (1882) etc.
Lagūna 1) älteste Stadt der brasil. Provinz Santa Catharina, auf der Südspitze einer felsigen Nehrung, welche die Lagoa de Camacho vom Meer trennt, der Mündung des Rio Tubarão gegenüber, hat Fischfang, Handel und 3–4000 Einw. In der Nähe liegen die italienischen Kolonien Azambúja und Grão Pará. Eine Eisenbahn führt nach den Kohlengruben am obern Tubarão. L. ist Sitz eines deutschen Konsulats. – 2) (San Christobal de la L.) Stadt im Innern der span. Insel Teneriffa (Kanarische Inseln), hat eine mächtige Kathedrale u. ist Sitz einer Universität und des Gerichtshof der Insel, mit (1878) 11,034 Einw. L. war früher Hauptstadt des ganzen Archipels.
Lagūnen (v. lat. lacuna, „Lache, Vertiefung“), eine Mündungsform der Flüsse, welche sich als eine Übergangsform zur Deltabildung bezeichnen läßt. Vom offenen Meer sind die L. durch langgestreckte, sandige, zum Teil kultivierte Inseln (lidi) geschieden, nur einzelne tiefere Stellen verbinden sie mit jenem; landeinwärts beginnt die Sumpf- und Morastbildung, bis endlich dieser amphibische Boden nach und nach in Festland übergeht. Beim Fortschreiten der Versandung bilden sich in diesen Sümpfen zahlreiche inselartige, durch Salzlachen umschlossene Erhöhungen. Zwischen den Inseln und den Lidi führen in das offene Meer tiefere Kanäle, welche für die Schiffahrt
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0409.jpg&oldid=- (Version vom 23.8.2021)