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verwendet), das alte Landschaftshaus, die große Getreideschranne, das Postamt mit alten Fresken, das Denkmal Ludwigs des Reichen, des Stifters der Universität, die Badeanstalt und als Park der städtische Hofgarten mit hübschen Fernsichten. Die Zahl der Einwohner betrug 1885 mit Garnison (ein Jägerbataillon Nr. 4 und 4 Eskadrons schwere Reiter Nr. 2) 17,873, meist Katholiken. Die Industrie erstreckt sich auf Tabak-, Strohhut-, Maschinen-, Kunstmehl- und Pappdeckelfabrikation, Wagen- und Orgelbau, Wollspinnerei, Gerberei, Bierbrauerei etc. Besonders lebhaft ist der Getreidehandel; die Messen (Dulten) sind sehr besucht. L. ist Sitz der Regierung für Niederbayern, eines Bezirksamtes, eines Landgerichts, eines Forstamtes, einer Oberförsterei und hat eine Studienanstalt, eine Erziehungsanstalt für Studierende, eine Realschule, eine Präparandenanstalt, ein Mönchs- und 4 Nonnenklöster, einen botanischen Garten, ein Leprosen- und Krankenhaus, Waisenhaus, Armenstift etc. 1800 wurde die Universität von Ingolstadt hierher und 1826 von L. nach München verlegt. Jenseit der Isar liegt das Nonnenkloster Seligenthal mit Erziehungsanstalt (1835 neu errichtet) und mit den Gräbern der Herzöge von Niederbayern. Zum Bezirk des Landgerichts L. gehören die 8 Amtsgerichte zu Dingolfing, Eggenfelden, L., Mainburg, Moosburg, Neumarkt a. R., Rottenburg und Vilsbiburg. – L. wurde von Herzog Otto, dem ersten Wittelsbacher, gegründet; Herzog Ludwig I., sein Sohn, erweiterte die Stadt und baute um 1232 auf der nahen Höhe das Schloß Trausnitz. 1204–1506 war die Stadt die Residenz der Linie Bayern-Landshut und ward im Dreißigjährigen Krieg mehrmals von den Schweden, im österreichischen Erbfolgekrieg zweimal von den Österreichern erobert. Hier warfen die Österreicher unter Erzherzog Karl 16. April 1809 die Bayern unter Deroy zurück, wurden aber 21. April von Napoleon geschlagen, wobei die Stadt von den Franzosen erstürmt wurde. Vgl. Kalcher, Führer durch L. (2. Aufl., Landsh. 1887); Staudenraus, Chronik der Stadt L. (das. 1832, 3 Bde.); „Geschichte der Stadt L.“, bearbeitet von mehreren (das. 1835); Wiesend, Topographische Geschichte von L. (das. 1858); „Chroniken der deutschen Städte“, Bd. 15 (Leipz. 1878).
Landsiedelleihe, s. Kolonat.
Landsknecht, Glücksspiel, s. Kümmelblättchen.
Landsknechte, die zu Ende des 15. und im 16. Jahrh. in Deutschland zu Fuß dienenden Söldner. Kaiser Maximilian I., in seinen Kriegen vom Adel seiner Erbstaaten verlassen und von der Reichsritterschaft wenig unterstützt, brachte 1487 mit Hilfe des Grafen von Zollern und Georgs von Frundsberg rüstiges Stadt- und Landvolk aus den österreichischen Erblanden unter seine Fahnen, gab ihnen Sold und bewaffnete sie nach Schweizerart mit langen Spießen oder Hellebarden und mit Schlachtschwertern
Fig. 1. Landsknecht-Fähnrich (nach einem Stiche von H. S. Beham) | |
Fig. 2. Landsknecht-Profoß (nach F. Brun). | |
und nannte diese Mannschaften L. (unrichtig ist Lanzknechte), d. h. Leute aus dem Land, im Gegensatz zu den vom Gebirge, den Schweizern. Die aus Schwaben wurden „oberländische“, die aus den nördlichen Kreisen „niederländische Knechte“ genannt. Der Adel, die falsche Stellung begreifend, in die er beim Fernbleiben vom kaiserlichen Waffendienst kam, bewarb sich bald mit um die Führerstellen und verschmähte auch den Eintritt in die Reihen der L. nicht. Zur Aufstellung einer Truppe gab der Kaiser einem bewährten Kriegsmann einen Bestallungsbrief als Feldhauptmann oder Feldoberst nebst einem offenen Patent, ein Regiment L. aufzustellen, und zugleich den Artikelbrief, d. h. den Rechtsbrauch und die Verfassung, in welcher er das Kriegsvolk gehalten wissen wollte. Der Oberst wählte einen Oberstleutnant als Stellvertreter und bestellte je einen Hauptmann über die Anzahl der Fähnlein, aus denen das Regiment bestehen sollte. Die Hauptleute ließen dann auf öffentlichen Plätzen unter Trommelschlag das Werbepatent anschlagen. Die Aufnahme unter die L. war nicht leicht; nur wer mit Wams und Schuhen bekleidet, mit Blechhaube, Harnisch, gutem Schwert und tüchtigem Spieß versehen war oder statt dessen Geld zur Anschaffung jener Ausrüstung mitbrachte, ward
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0469.jpg&oldid=- (Version vom 20.10.2024)