verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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erhob. Die größten Leiden brachte der französisch-russische Krieg über L. Am 31. März 1813 wurde es zuerst von Kosaken und andern russischen Truppen besetzt, die aber, bis auf eine geringe Besatzung, 30. April wieder abzogen, worauf 2. Mai, nach der Schlacht bei Lützen, ein Korps Franzosen unter General Lauriston die Stadt besetzte. Das welthistorische Ereignis der großen Völkerschlacht (s. unten) vom 16. bis 19. Okt. 1813 brachte furchtbare Schreckenstage über L. Die Stadt wurde mit Sturm genommen und erhielt einen russischen Kommandanten; viele Tausende raffte das in den zahlreichen überfüllten Spitälern, zu denen Kirchen und andre öffentliche Gebäude eingerichtet waren, ausgebrochene Nervenfieber dahin. Von Nachteil für die Stadt wurde auch die Teilung Sachsens 1815, welche die preußischen Schlagbäume bis zwei Stunden vor die Stadt rückte. Am 5. April 1831 wurde die verhaßte alte städtische Regierung durch einen neuen, von den provisorischen Kommunerepräsentanten gewählten Magistrat ersetzt. Von großer Bedeutung für L. wurde der 1833 erfolgende Anschluß Sachsens an den Deutschen Zollverein, dem schnell die Anlegung von Eisenbahnen folgte. Das Jahr 1835 brachte die Beseitigung des Schöppenstuhls, des Oberhofgerichts und des Konsistoriums, wogegen die Stadt Sitz des Appellationsgerichts und der Kreisdirektion wurde. Hierzu kamen 1836 die Buchhändlerbörse und 1. Sept. 1838 die Leipziger Bank. Eine durch die Maßregeln gegen eine sich in L. konstituierende deutschkatholische Gemeinde sowie durch eine Bekanntmachung der Minister in Beziehung auf den Symbolzwang der protestantischen Kirche hervorgerufene Mißstimmung der Bürger ließ es 12. Aug. 1845 bei der Anwesenheit des Prinzen Johann zu einem Volksauflauf kommen, bei welchem das Einschreiten des Militärs mehreren Personen das Leben kostete. Während des Sturmjahrs 1848 wirkten hier zahlreiche politische Vereine in verschiedenen Richtungen, namentlich entwickelte Robert Blum eine große agitatorische Thätigkeit. In der Nacht zum 17. Mai 1849 kam es zwischen der Kommunalgarde und den Tumultuanten zu blutigen Zusammenstößen. 1866 war L. mehrere Monate von preußischen Truppen besetzt. 1868 wurde das Reichsoberhandelsgericht und 1879 das Reichsgericht nach L. verlegt. Vgl. außer den bereits angeführten Schriften: Hasse, Die Stadt L. und ihre Umgebung, geographisch und statistisch beschrieben (Leipz. 1878); die „Mitteilungen des Statistischen Büreaus der Stadt L.“; „Festschrift zur 28. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in L.“ (1887, auch die Industrieverhältnisse betreffend); Hirschfeld, Leipzigs Großindustrie und Großhandel (Leipz. 1887); Lokalführer von Moser (das. 1887), Benndorf (das. 1887); Große, Geschichte der Stadt L. (das. 1837–42, 2 Bde.); Sparfeld, Chronik der Stadt L. (2. Aufl., das. 1851); Wuttke, Geschichte Leipzigs und seine Umgegend bis zum Ende des 13. Jahrhunderts (im 1. Bd. der „Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs“, 1873); Kneschke, L. seit 100 Jahren (2. Aufl., Leipz. 1870); Derselbe, Zur Geschichte des Theaters und der Musik in L. (das. 1864); Müller, Das Stadttheater zu L. 1862–87 (das. 1887); Wustmann, Aus Leipzigs Vergangenheit (das. 1885); Seifert, Die Reformation in L. (das. 1883); Moser, Leipziger Wanderungen (das. 1874); Derselbe, Geschichte des Leipziger Handels (das. 1870); Derselbe, Chronik der Stadt L. und ihrer Umgebung (das. 1877); „Urkundenbuch der Stadt L.“ (das. 1870 ff.).
Die Gegend von L. ist wiederholt der Schauplatz großer Schlachten gewesen, was in der Wichtigkeit der an Hilfsquellen für den Krieg so reichen Stadt und in ihrer Lage als Knotenpunkt vieler Hauptstraßen sowohl als in der für den Kampf günstigen Beschaffenheit des Terrains seinen Grund hat. Drei Hauptschlachten sind es besonders, die hier geliefert worden sind, von denen zwei dem Dreißigjährigen Krieg angehören, nämlich die 17. Sept. 1631 und die 2. Nov. 1642 (s. Breitenfeld), die letzte aber die sogen. Völkerschlacht vom 16. bis 19. Okt. 1813 gegen Napoleon I. war, welche den Krieg in Deutschland zu gunsten der Verbündeten beendigte.
Die Niederlagen der französischen Truppen im August und September hatten Napoleon veranlaßt, von Dresden zurückzugehen und seine Armee 14. Okt. um L. zu vereinigen, gegen welches sich nun auch die Heere der Verbündeten konzentrisch in Bewegung setzten. Das Reitergefecht bei Liebertwolkwitz 14. Okt. leitete die großen Kämpfe der nächsten Tage ein, sein glücklicher Ausgang erschien den Alliierten als gute Vorbedeutung. Dennoch war Napoleons Lage durchaus keine verzweifelte; er hatte außer den Garden 8 Korps, 170,000 Mann nebst 14,000 Reitern und 700 Geschützen, zur Verfügung, und wenn auch die Truppen tief erschöpft und teilweise entmutigt waren, so befehligte sie doch ein Napoleon, der nicht bloß durch die Einheit des Oberbefehls, sondern auch durch die Raschheit und Präzision seiner Anordnungen, durch seine moralische Einwirkung der Überlegene war. Verhängnisvoll wurden aber für ihn die Illusionen, die aus seiner Unterschätzung des Gegners hervorgingen: er glaubte weder an die Anwesenheit der ganzen böhmischen und schlesischen Armee noch an den Entschluß der Verbündeten zu einer großen Entscheidungsschlacht.
Am 15. Okt. stellte Napoleon sein Heer um L. auf: den größten Teil, 100,000 Mann, auf dem sanft gehobenen Gelände südlich von L., von Konnewitz und Markkleeberg an der Pleiße über Wachau und Liebertwolkwitz bis nach Holzhausen hin; Bertrand stand bei Lindenau zur Deckung der Straße nach Westen, im Norden von L. Marmont und Ney. Die Alliierten verfügten zunächst nur über 200,000 Mann, da die Korps von Colloredo und Bennigsen erst im Anmarsch waren und der Kronprinz von Schweden die Nordarmee noch zurückhielt. Die Hauptmasse bildete die böhmische Armee unter Schwarzenberg, den Kaiser Alexander und König Friedrich Wilhelm III. begleiteten, 130,000 Mann, welche von S. heranrückten. Schwarzenbergs Plan war, während Gyulay mit 20,000 Mann gegen Lindenau und Blücher von Schkeuditz gegen L. aufbrach, mit der Hauptmacht in der sumpfigen Niederung zwischen Elster und Pleiße gegen Konnewitz vorzudringen, den rechten Flügel des Feindes zu umgehen und auf dem kürzesten Weg L. selbst zu gewinnen. Auf Einspruch Alexanders wegen der Schwierigkeit des Terrains übertrug Schwarzenberg die Ausführung seines Plans nur den 35,000 Österreichern unter Merveldt und Hessen-Homburg; die Korps von Klenau, Wittgenstein und Kleist unter Barclays Oberbefehl sollten den Feind in der Fronte angreifen und ihn gegen L. werfen. Auf diese Weise wurde die böhmische Armee auf drei durch Flüsse und Sümpfe getrennte Schlachtfelder verteilt.
Noch vor Tagesanbruch 16. Okt. setzte sich die Armee Barclays in Bewegung und eröffnete gegen 9 Uhr ein furchtbares Geschützfeuer, worauf die Sturmkolonnen gegen die französische Stellung vorgingen.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 669. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0669.jpg&oldid=- (Version vom 12.3.2021)