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Seite:Meyers b10 s0673.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10


Amtshauptmann­schaften QKilo­meter QMei­len Einwoh­ner 1885 Einw. auf 1 QKilom.
Borna 549 9,97 72 487 132
Döbeln 584 10,60 100 203 172
Grimma 846 15,37 85 066 100
Leipzig 482 8,75 195 540 406
Leipzig (Stadt) 16 0,29 170 340
Oschatz 573 10,41 53 760 94
Rochlitz 517 9,39 96 640 187

Leipziger Interim, s. Interim.

Leiria, Distriktshauptstadt in der portug. Provinz Estremadura, im schönen Thal des Liz gelegen, hat 2 got. Kirchen, Ruinen eines Schlosses, der ehemaligen Residenz des Königs Dionysius (Diniz), der gern hier verweilte, (1878) 3700 Einw. und ist Bischofsitz. In der Umgebung befinden sich Eisenbergwerke, Naphthagruben und Mineralquellen. Westlich von L. ziehen sich parallel mit der Küste Dünen hin, welche unter König Diniz im 13. Jahrh. durch Kiefernanpflanzungen befestigt wurden und gegenwärtig den großen Wald von L. (Pinhal de L., 11,500 Hektar) mit bedeutendem Holz- und Harzertrag bilden.

Leisen, s. Kirchengesang etc.

Leisewitz, Johann Anton, Dichter der Sturm- und Drangperiode, geb. 9. Mai 1752 zu Hannover, studierte in Göttingen seit 1770 Rechtswissenschaft und befreundete sich hier mit Hölty und den übrigen Dichtern des Hainbundes, in den er 2. Juli 1774 einstimmig aufgenommen ward. Im Oktober d. J. ließ er sich als Advokat in Hannover nieder, siedelte aber im November 1775 nach Braunschweig über, wo er mit Eschenburg, Lessing in Wolfenbüttel, Mauvillon u. a. in Verkehr trat. Bei einem Besuch in Berlin im Sommer 1776 lernte er auch Nicolai und in Weimar 1780 Herder, Wieland und Goethe kennen. Zu Anfang 1778 zum Sekretär der braunschweigischen Landschaft ernannt, hatte er Muße genug, um mehreres aus dem Englischen zu übersetzen und Materialien zu einer Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs zu sammeln, die er aber liegen ließ und vernichtete, als Schillers Werk über denselben Gegenstand erschien. 1786 wurde er mit dem Titel Hofrat zum Lehrer des braunschweigischen Erbprinzen für Geschichte und Landesverfassung ernannt, 1791 mit einem Kanonikat bedacht, 1792 aber zum Sekretär der Geheimen Kanzlei, 1801 zum Geheimen Justizrat und Mitglied des Geheimratskollegiums befördert. Er starb 10. Sept. 1806. L.’ einziges Trauerspiel: „Julius von Tarent“ (Leipz. 1776), ward während der Sturm- und Drangperiode wegen der darin herrschenden kraftgenialen Gewaltsamkeiten der Charakteristik und um eines gewissen hochfliegenden Pathos willen für ein dichterisches Meisterwerk erachtet, eine Meinung, welche die nachfolgende Zeit nicht teilen konnte. Den Mangel eigentlich schöpferischer Kraft dokumentierte L. durch sein völliges Verstummen nach der Herausgabe jener Tragödie. Er soll noch ein Lustspiel: „Die Weiber von Weinsberg“, verfaßt haben, das aber wie seine übrige litterarische Hinterlassenschaft seiner Anordnung gemäß nach seinem Tod vernichtet wurde. Außerdem übersetzte er G. Glas’ „Geschichte der Entdeckung und Eroberung der Kanarischen Inseln“ (Leipz. 1777) aus dem Englischen und gab eine Schrift „Über die bei Einrichtung öffentlicher Armenanstalten zu beobachtenden Grundsätze etc.“ (Braunschw. 1802) heraus. Seine „Schriften“ mit Biographie gab Schweiger gesammelt heraus (Braunschw. 1838; neue Ausg., Berl. 1870). Vgl. Kutschera, Johann Anton L. (Wien 1876).

Leisl., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Johann Philipp Leisler, gest. 1813 als Medizinalrat in Hanau (Zoolog).

Leisnig, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Döbeln, in fruchtbarer und anmutiger Gegend an der Freiberger Mulde und an der Linie Leipzig-Döbeln-Dresden der Sächsischen Staatsbahn, 155 m ü. M., hat eine evang. Pfarrkirche, eine Realschule, eine Drechsler- und Bildschnitzerschule, einen Altertumsforschenden Verein, ein Amtsgericht, 3 Tuchfabriken, Kratzen- und Wagenfabrikation, eine Eisengießerei, eine große Kunst- und Handelsmühle, Kunst- und Handelsgärtnerei, Stuhlbauerei und (1885) 7315 Einw. An der Mulde das Bad Mildenstein mit irisch-römischem und Kiefernadelbad und auf steilem Felsen das alte Schloß Mildenstein (jetzt Amtsgerichtslokal). – L. war seit 1081 im Besitz der Grafen von Groitzsch. Um 1157 kaufte es Kaiser Friedrich I. und setzte Burggrafen hier ein, die erst 1538 im Mannesstamm erloschen, aber ihre Burg schon 1365 an Meißen überließen.

Leist, Burkard Wilhelm, geistvoller Romanist, geb. 12. Juli 1819 zu Westen im Hannöverschen, studierte Rechtswissenschaft in Göttingen unter Hugo, in Heidelberg unter Thibaut, in Berlin unter Savigny, habilitierte sich 1842 als Privatdozent zu Göttingen und folgte 1846 einem Ruf als ordentlicher Professor des Zivilrechts nach Basel, 1847 nach Rostock, 1853 nach Jena. Ein Anhänger der historischen Schule, vertritt er gleichwohl in eigentümlicher Weise die analytische Methode, indem er darauf ausgeht, die physiologische Seite des Rechts zu untersuchen. Wir nennen von ihm: „Die Bonorum Possessio, ihre geschichtliche Entwickelung und heutige Geltung“ (Götting. 1844–48, 2 Bde.); „Zivilistische Studien auf dem Gebiet dogmatischer Analyse“ (Jena 1854–77, 4 Hefte); „Manzipation und Eigentumstradition“ (das. 1865); „Gräko-italische Rechtsgeschichte“ (das. 1884). Von Glücks „Erläuterung der Pandekten“ bearbeitete er die Bücher 37 und 38 (Erlang. 1870–1879, 5 Tle.), welche auch unter Separattiteln erschienen: „Der römische Erbrechtsbesitz“ (1870), „Das prätorische Erbsystem“ (1873), „Drei erbrechtliche Lehren“ (1875) und „Das römische Patronatrecht“ (1879, 2 Tle.).

Leiste, langer, verhältnismäßig dünner, schmaler Körper, welcher als Rand oder Einfassung eines größern Körpers dient; auch s. v. w. Saum, Borte, Einfassung.

Leistenband, s. Leistengegend.

Leistenbeulen, s. v. w. Bubonen.

Leistenbruch, s. Leistengegend und Bruch, S. 484.

Leistendrüsen (Glandulae inguinales), die Lymphdrüsen (s. d.), welche unmittelbar unterhalb des Leistenbandes in der Schenkelbeuge liegen. Sie haben beim Menschen etwa die Größe einer Erbse bis zu der einer Haselnuß, können aber in gewissen krankhaften Zuständen enorm anschwellen; es sind ihrer 10–20, darunter 7–13 oberflächliche, die übrigen tiefe. Anschwellungen der L. werden entweder von Krankheiten des Beins oder von solchen der äußern Geschlechtsteile bedingt (s. Bubonen).

Leistengegend (Regio inguinalis, Weichen), bei den Säugetieren der seitliche Teil der Unterbauchgegend (s. Bauch). Sie führt ihren Namen von einem sehnigen Strang, Leistenband (Poupartsches Band, ligamentum Poupartii), der wie eine Leiste von dem Darmbein nach dem Schambein verläuft und von Sehnenfasern gebildet wird, welche dem untern Rande des äußern schiefen Bauchmuskels angehören

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 673. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0673.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2021)
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