verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10 | |
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Beobachtungsgabe durch die Interpretation der Werke des großen englischen Humoristen gab (s. Hogarth). L. gehört zu den besten deutschen Stilisten. Ungemeine Klarheit und Natürlichkeit der Darstellung zeichnen seine Schriften aus. Dieselben erschienen als „Vermischte Schriften“ (Götting. 1800–1805, 9 Bde.), vollständiger, mit Lichtenbergs „Erklärung der Hogarthschen Kupferstiche“, herausgegeben von seinen Söhnen (das. 1844–53, 14 Bde.). Vgl. Grisebach, Gedanken und Maximen aus Lichtenbergs Schriften, (mit Biographie, Leipz. 1871); Meyer, Jonathan Swift und L., zwei Satiriker (Berl. 1886).
Lichtenberger, Friedrich, protest. Theolog, geb. 1832 zu Straßburg, wurde 1857 Lizentiat und 1860 Doktor der Theologie und trat, seit 1858 im Dienste der Straßburger Kirche, 1864 in die dortige Fakultät ein. Nach dem Krieg wandte er sich nach Paris, wurde 1873 Pfarrer an der Kirche Taitbout und 1877 Professor an der neugegründeten protestantischen Fakultät daselbst. Unter seinen Schriften nennen wir: „Sermons“ (1867); „Histoire des idées religieuses en Allemagne“ (Par. 1873, 3 Bde.) und die von ihm herausgegebene „Encyclopédie des sciences religieuses“ (das. 1876–82, 13 Bde.).
Lichtenbergsche Figuren (elektrische Staubfiguren) werden hervorgebracht, indem man durch einen metallischen Zuleiter Elektrizität auf eine nichtleitende Platte, z. B. von Harz oder Hartkautschuk, strömen läßt und die Platte alsdann mit einem Gemisch aus Mennigpulver und Bärlappsamen bestäubt. Die positiv elektrische Mennige setzt sich an den negativ elektrischen Stellen der Platte fest, der negative Bärlappsame haftet an den positiven. Bei positiver Elektrizität bildet die Figur einen gelben Stern mit verästelten Strahlen, welche von der durch den Zuleiter berührten Stelle nach allen Seiten hin ausgehen; bei negativer Elektrizität dagegen entsteht nur ein rundlicher roter Fleck. Die Lichtenbergschen Figuren verdanken ihre Entstehung wahrscheinlich einem eigentümlichen Bewegungszustand der Luft rings um den Zuleiter, welcher sich im Dunkeln durch gewisse Lichterscheinungen verrät. Vgl. Kuhn, Über die Lichtenbergschen Figuren (Wien 1873).
Lichtenbergs Metall, s. Wismutlegierungen.
Lichtenburg, Domäne (früheres Kloster) im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Torgau, bei Prettin a. d. Elbe. Das dortige Schloß (Hedwigsburg) ist durch die Zusammenkunft Luthers mit Friedrich dem Weisen, Spalatin, Melanchthon und v. Miltitz (1518) und als Wohnsitz der Kurfürstin Elisabeth nach ihrer Flucht aus Berlin (1528) merkwürdig; seit 1812 dient es als Strafanstalt.
Lichtenfels, 1) Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, am Main, Knotenpunkt der Linien München-Hof der Bayrischen Staatsbahn und Eisenach-L. der Werrabahn, 262 m ü. M., hat 2 Kirchen, ein Schloß, ein Amtsgericht, bedeutende Korbwarenfabrikation (auch in der Umgegend), Leimfabriken, Bierbrauerei, Spedition und (1885) 2712 meist kath. Einwohner. In der Nähe Schloß Banz (s. d.) und der Wallfahrtsort Vierzehnheiligen (s. d.). – 2) Herrnhuterstation, s. Godthaab.
Lichtenfels, 1) Thaddäus Peithner, Freiherr von, österreich. Jurist und Politiker, geb. 6. Mai 1798 zu Wien, studierte an der Wiener Hochschule die Rechte, trat in den Justizdienst, wurde 1841 Hofrat beim höchsten Gerichtshof und Lehrer des Erzherzogs Franz Joseph in den Rechtswissenschaften, 1850 Generalprokurator, 1853 Sektionschef im Justizministerium, endlich 1860 zweiter Präsident des obersten Gerichtshofs. 1860 wurde er auch in den verstärkten Reichsrat berufen und zum Präsidenten des Staatsrats ernannt. 1865, als Belcredi die Verfassung sistierte, nahm L. seinen Abschied. Seit 1861 Mitglied des österreichischen Herrenhauses, entwickelte er nun hier eine bedeutungsvolle Thätigkeit. Er war ein vortrefflicher Redner mit jugendlichem Feuer, seiner Parteistellung nach liberaler Zentralist; namentlich in religiösen Dingen huldigte er Josephinischen Anschauungen und verlieh seinen freisinnigen Ansichten 1868 als Berichterstatter über das Ehegesetz sowie 1875 bei Beratung der Kirchengesetze beredten, energischen Ausdruck. Er starb 2. Okt. 1877 in Wien.
2) Eduard von, Maler, geb. 18. Nov. 1833 zu Wien, besuchte die dortige Akademie unter Steinfeld und Th. Ender und hielt sich 1857 und 1858 in Düsseldorf auf, wo er sich hauptsächlich an Lessing anschloß, ohne jedoch direkt dessen Schüler zu sein. Nach seiner Rückkehr nach Wien machte er den Feldzug von 1859 als Infanterieleutnant mit. 1871 wurde er Lehrer und 1872 Professor der Landschaftsmalerei an der Wiener Akademie. In der Ausstellung des Österreichischen Kunstvereins erschien L. zuerst 1854 mit einer Partie von Iffingen in Südtirol, dann folgten Darstellungen aus österreichischen und bayrischen Bergen; zumeist entnahm er jedoch seine Motive aus Niederösterreich und schilderte gern Wald- und Sumpfpartien aus der Gegend von Lundenburg. Ein Motiv von Lundenburg befindet sich in der kaiserlichen Galerie zu Wien. Von seinen übrigen Werken sind zu nennen: Motiv bei Pitten in Niederösterreich, Donaupartie bei Weißenfels, aus dem Quarnero, der Gipfel des Ätna (1880), die Dolomitgruppe des Schlern bei Bozen (in der Universität zu Wien), an der Küste von Istrien (1886). Mit einer gewandten, flüssigen Technik verbindet er poetische Auffassung und große Kraft der Stimmung. L., der in Öl und Aquarell malt, hat auch einige Radierungen ausgeführt.
Lichtenhain, Dorf im meining. Kreise Saalfeld, bei Jena, ein Hauptvergnügungsort der Jenaer Studenten, mit berühmtem Bier und „Bierstaat“ und (1885) 331 Einw.
Lichtensteig, Landstädtchen im schweizer. Kanton St. Gallen, an der Thur und der Toggenburger Bahn, Sitz der Toggenburger Bank, mit mechanischer Baumwollweberei und -Zwirnerei, bedeutendem Marktverkehr und (1880) 1477 Einw. Dabei die Ruine Neu-Toggenburg.
Lichtenstein, 1) Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Glauchau, an der Rödlitz und der Linie St. Egidien-Stollberg der Sächsischen Staatsbahn, hat ein Bergschloß, ein Amtsgericht, Strumpfwaren-, Trikotagen-, Chenille- und Bettdeckenfabrikation, Bergbau auf Kohlen und (1885) 5395 meist evang. Einwohner. Wegen seiner reizenden, waldreichen Lage wird L. als Sommerfrische viel besucht. Unmittelbar dabei die Stadt Kallnberg (s. d.). – 2) Schloß, s. Reutlingen.
Lichtenstein, 1) Martin Heinrich Karl, Naturhistoriker, geb. 10. Jan. 1780 zu Hamburg, studierte in Jena und Helmstädt Medizin, ging 1801 mit dem holländischen General Janssens nach dem Kap der Guten Hoffnung, ward 1804 Stabsarzt beim Bataillon hottentotischer leichter Infanterie und 1805 als Regierungskommissar zu den Betschuanen gesandt. 1806 nach Deutschland zurückgekehrt, lebte er in Braunschweig, Helmstädt, Göttingen und Jena, mit der Ordnung seiner Sammlungen und handschriftlichen Materialien
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 767. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0767.jpg&oldid=- (Version vom 7.8.2021)