Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b10 s0800.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

walteten auch noch in den „Litterarischen Rücksichtslosigkeiten“ (1.–3. Aufl., Leipz. 1871), welcher Schrift die „Modernen Märchen für große Kinder“ (das. 1870), satirische Briefe über die französischen Chauvinisten, vorhergegangen waren. Dagegen gab die Schrift „Molière“ (Leipz. 1871) sowie die umfangreiche Studie „Alfred de Musset“ (Berl. 1877) den Beleg, daß für L. nicht nur zu bekämpfende, sondern auch anzuerkennende Größen existieren und er auch in die Tiefen litterarischer und ästhetischer Forschung hinabzusteigen vermag. Nachdem er während der Jahre 1869–71 in Leipzig „Das Neue Blatt“ begründet und redigiert hatte, siedelte er Mitte 1871 dauernd nach Berlin über und rief hier die Wochenschrift „Die Gegenwart“ ins Leben, welche, in großem Stil angelegt, rasch zum Sammelpunkt vorzüglicher Mitarbeiter wurde und in politischer und kritischer Beziehung zu hervorragender Geltung gelangte. Neben der Redaktion dieser Zeitschrift, die er bis Herbst 1881 führte, und der Herausgabe der 1878 von ihm ins Leben gerufenen Monatsschrift „Nord und Süd“ widmete sich L. vorzugsweise dramatischen Arbeiten. Mit dem Schauspiel „Marion“ hatte er 1868 dieselben begonnen; rasch nacheinander folgten die Lustspiele: „In diplomatischer Sendung“ (1872) und „Maria und Magdalena“ (1872), das Drama „Diana“ (1873), das Lustspiel „Ein Erfolg“ (1874), das Schauspiel „Tante Therese“ (1875), der Schwank „Der Zankapfel“ (1875), die Schauspiele: „Johannistrieb“ (1878) und „Gräfin Lea“ (Berl. 1879), gesammelt unter dem Titel: „Theater“ (das. 1873–81, 3 Bde.), denen sich später noch die Schauspiele: „Verschämte Arbeit“ (1881), „Jungbrunnen“ (1882), „Mariannens Mutter“ (1883), „Frau Susanne“ (mit H. Lubliner, 1884) und „Galeotto“ (frei nach dem Spanischen des José Echegaray, 1886) anschlossen. Die Lindauschen Dramen, von denen „Maria und Magdalena“ den durchgreifendsten Erfolg hatte, entnehmen, wie auch seine Erzählungen (s. unten), ihre Stoffe der unmittelbaren Gegenwart und zeichnen sich besonders durch wirksame dramatische Konflikte, eine Folge pikanter, lebendig wechselnder Szenen und einen beweglichen, geistreichen und witzigen Dialog vorteilhaft aus. Von L. erschienen außerdem: „Kleine Geschichten“ (Leipz. 1871, 2 Bde.); „Gesammelte Aufsätze“, Beiträge zur Litteraturgeschichte der Gegenwart (Berl. 1875); „Vergnügungsreisen“ (Stuttg. 1875); „Dramaturgische Blätter“ (2. Aufl., das. 1875, 2 Bde.; neue Folge, Bresl. 1878, 2 Bde.); „Die kranke Köchin. Die Liebe im Dativ“, Erzählungen (Stuttg. 1877); „Nüchterne Briefe aus Baireuth“ (1.–7. Aufl., Bresl. 1876); „Überflüssige Briefe an eine Freundin“, Feuilletons (das. 1877); „Wie ein Lustspiel entsteht und vergeht“ (Berl. 1877); „Zwei ernsthafte Geschichten“ (Stuttg. 1877); „Aus dem litterarischen Frankreich“ (Bresl. 1882); „Baireuther Briefe vom reinen Thoren“ (5. Aufl., das. 1883); „Herr und Frau Bewer“, Novelle (7. Aufl., das. 1882); „Toggenburg und andre Geschichten“ (das. 1883); die Erzählung „Mayo“ (das. 1884); „Aus der Hauptstadt“, Briefe (Leipz. 1884); „Aus der Neuen Welt“ (Berl. 1884), Berichte über eine Reise nach Nordamerika, die L. 1883 gelegentlich der Einweihung der nördlichen Pacificbahn unternommen hatte, und „Interessante Fälle“, analytische Berichte über bedeutende Prozesse (Gräf etc., Bresl. 1887). Von einem größern Romancyklus: „Berlin“, erschienen bis jetzt die Abteilungen: „Der Zug nach dem Westen“ und „Arme Mädchen“ (Stuttg. 1886 u. 1887, je 2 Bde.). Auch als Übersetzer und Bearbeiter französischer Theaterstücke (Beaumarchais’ „Barbier von Sevilla“, mit Geibel; „Die Fremde“ von Dumas dem jüngern etc.) war L. mit Erfolg thätig, erfuhr aber auch heftige Angriffe. Vgl. „Paul L., eine Charakteristik“ (Berl. 1875); Hadlich, Paul L. als dramatischer Dichter (2. Aufl., das. 1876).

Lindblad, Adolf Fredrik, schwed. Komponist, geb. 1. Febr. 1801 zu Skeninge in Ostgotland, studierte zu Berlin unter Zelter die Komposition und ließ sich 1835 in Stockholm nieder, wo er 23. Aug. 1878 starb. L. hat sich besonders durch seine genialen und geistvollen Lieder bekannt gemacht, die ihm den Beinamen des „nordischen Schubert“ eingetragen haben und namentlich durch seine Schülerin Jenny Lind auch außerhalb Schwedens zu großer Beliebtheit gelangt sind. Von seinen größern Arbeiten ist nur eine 1839 in Leipzig aufgeführte Symphonie in weitern Kreisen bekannt geworden.

Linde (Tilia L., hierzu Tafel „Linde“), Gattung aus der Familie der Tiliaceen, große Bäume mit meist schief herzförmigen, gesägten Blättern, in Trugdolden stehenden und mit dem allgemeinen Stiel einem länglichen und schließlich gelblichen Deckblatt angewachsenen Blüten, in welchen außer Kelch und Krone oft noch eine zweite Reihe Blumenblätter, sogen. Staminodien, sich finden, und ein- oder zweisamiger Nuß.

I. Blüten ohne Staminodien. Die kleinblätterige L. (Winterlinde, Steinlinde, T. ulmifolia Scop., T. parvifolia Ehrh., s. Tafel „Linde“), ein bis 25 m hoher Baum mit zweizeiligen, gestielten, schief rundlich-herzförmigen, zugespitzten, doppelt gesägten, auf der Unterfläche nur in den Winkeln der Hauptnervenäste rostfarbenbärtigen, sonst blaugrünen Blättern, fünf- bis elfblütiger Trugdolde, durch Umwendung des Flügelblattes nach oben gerichtet, blaßgelben oder weißlichen Blüten und meist rundlicher, glatter Frucht, findet sich in ganz Europa bis zum Ural und in den Kaukasusländern und ist in unsern Wäldern sehr verbreitet; ausgedehnte Bestände bildet sie besonders im Osten. Die großblätterige L. (Sommerlinde, Wasserlinde, holländische L., T. platyphylla Scop., T. grandifolia Ehrh.), ein bis 30 m hoher Baum mit doppelt gesägten, unten behaarten und meist heller als oben gefärbten Blättern, zwei- bis fünfblütigen, hängenden Trugdolden und deutlich fünfrippiger Frucht, findet sich wild vielleicht nur in den Wäldern jenseit der Donau im Osten, eingesprengt in Wäldern in Süddeutschland und Österreich, Bestände bildend nur in Ungarn, ist aber bei uns durch Anpflanzungen allgemein verbreitet und variiert in der Gestalt der Blätter und Früchte so stark, daß man mehrfach verschiedene Arten in ihr vermutete. In den Gärten unterscheidet man zahlreiche Varietäten. Sie blüht früher als die vorige Art und schlägt auch früher aus. Die Zwischenlinde (T. vulgaris Hayne), mit doppelt gesägten, auf der Unterseite wenig hellern und nur in den Winkeln der Hauptnervenäste graugrünbärtigen Blättern, vielblütigen Trugdolden und eirundlicher, mit abstehendem Filz bedeckter Frucht, findet sich ziemlich verbreitet in Nord- und Mitteleuropa. Die Winterlinde bevorzugt den mehr frischen als trocknen Waldboden der niedern Vorberge und der Ebenen; sie ist über ganz Deutschland bis weit nach Nordosten verbreitet, während die Sommerlinde mehr südlich und westlich vorkommt. Zur Erziehung starker Lindenpflänzlinge säet man im Saatbeet auf gut vorbereitetem Boden in 5 cm tiefe Rillen den Samen ganz dicht, so daß Korn an Korn liegt, und bedeckt ihn 1 cm tief. Der Same keimt meistens erst im

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 800. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0800.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2022)
OSZAR »