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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

Regierungsbevollmächtigter an derselben, jedoch ohne in Gießen seinen Wohnsitz zu nehmen, noch in demselben Jahr Mitglied des Bundesschiedsgerichts, 1835 Mitglied des Staatsrats und 1836, unter Entbindung von seiner Stelle als akademischer Lehrer, Geheimer Staatsrat, 1837 aber wieder Spruchmann beim Bundesschiedsgericht für das zweite Triennium. Durch die Revolution von 1848 außer Thätigkeit gesetzt, wurde er sowohl in die deutsche Nationalversammlung als in das Erfurter Parlament gewählt und trat 1850 als Bevollmächtigter Liechtensteins in den restaurierten Bundestag. Er starb 12. Juni 1870. Die namhaftesten seiner juristischen Schriften sind: „Abhandlungen aus dem deutschen gemeinen Zivilprozeß“ (Bonn 1823–29, 2 Bde.); „Lehrbuch des deutschen gemeinen Zivilprozesses“ (das. 1825, 7. Aufl. 1850); sein auf 5 Bände berechnetes „Handbuch des deutschen gemeinen bürgerlichen Prozesses“, von dem aber nur der 4. und 5. Band: „Über die Lehre von den Rechtsmitteln“ (Gieß. 1831 bis 1840) erschienen sind, und die Schrift „Staatskirche, Gewissensfreiheit und religiöse Vereine“ (Mainz 1845). Außerdem gab L. die „Zeitschrift für Zivilrecht und Prozeß“, das „Archiv für die zivilistische Praxis“ und das „Archiv für das öffentliche Recht des Deutschen Bundes“ (Gieß. 1850–63, 4 Bde.) heraus.

3) Anton van der, Schriftsteller und ausgezeichneter Kenner des Schachspiels, geb. 14. Nov. 1833 zu Haarlem, studierte in Amsterdam und Leiden Theologie, dann in Göttingen Philosophie und Geschichte und wirkte 1859–61 als reformierter Prediger in Amsterdam, worauf er erst bei Nimwegen (bis 1867), dann im Haag privatisierte. Nachdem er 1871 nach Berlin übergesiedelt, wurde er 1876 zum Oberbibliothekar der Landesbibliothek in Wiesbaden und 1887 zum Professor ernannt. Außer zahlreichen bibliographischen Monographien (über David Joris, Balth. Bekker, Spinoza, „Die Nassauer Brunnenlitteratur“, Wiesb. 1883, u. a.) und einem mit dem Russen M. Obolenski in französischer Sprache veröffentlichten Urkundenwerk über den falschen Demetrius („Histoire de la guerre de Moscovie 1601–10“ par Isaac Massa de Haarlem, Brüssel 1866, 2 Bde.) schrieb er: „De Haarlemsche Costerlegende“ (Haag 1870), worin er die Ansprüche seiner Vaterstadt auf die Erfindung der Buchdruckerkunst widerlegte; „Gutenberg. Geschichte und Erdichtung“ (Stuttg. 1878); „Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst“ (Berl. 1886, 3 Bde.) und „Kaspar Hauser. Eine neugeschichtliche Legende“ (Wiesb. 1887, 2 Bde.) Von seinen das Gebiet der Schachlitteratur betreffenden Werken, die teils in holländischer, teils in deutscher Sprache geschrieben sind, heben wir hervor: „Schachstudien“ (Utrecht 1868); „Das Schachspiel des 16. Jahrhunderts“ (Berl. 1873); „Geschichte und Litteratur des Schachspiels“ (das. 1874, 2 Bde.); „Die Kirchenväter der Schachgemeinde“ (Übersetzung aller Schachwerke von 1495 bis 1795, Utrecht 1875); „Lehrbuch des Schachspiels“ (das. 1876); „Die Elemente des Schachspiels“ (das. 1877) und „Quellenstudien zur Geschichte des Schachspiels“ (Berl. 1881).

Lindeblad, Assar, schwed. Schriftsteller, geb. 19. Dez. 1800 zu Lackalänga (Schonen), wurde 1831 Dozent der Litteraturgeschichte in Lund und 1837 Pastor und Propst in Öfved, wo er 3. März 1848 starb. Seine poetischen Schriften: „Blekingsblommor“ (Lund 1828), „Främlingen“ (Stockh. 1831), „Dikter“ (Lund 1832–33, 2 Bde.) u. a. folgen den Fußstapfen Tegnérs und zeichnen sich durch eine glänzende und bilderreiche Sprache aus. Von prosaischen Schriften hat er hübsche Novellen und eine (unvollendete) litterarhistorische Arbeit: „Den svenska sången“ (Lund 1832), herausgegeben.

Lindemann-Frommel, Karl, Lithograph und Maler, geb. 19. Aug. 1819 zu Markirch im Elsaß, bildete sich bei Rottmann und seinem Oheim, dem Galeriedirektor Frommel in Karlsruhe, zum Landschaftszeichner aus und hielt sich von 1844 bis 1849 in Italien auf. Als Frucht seiner dortigen Studien veröffentlichte er eine Reihe Ansichten von Rom, Neapel, Florenz etc. in teilweise kolorierten Lithographien (Leipz. 1851 ff.), denen 1858 lithographierte Blätter nach Motiven aus den Pontinischen Sümpfen und 24 Blatt Potsdamer Ansichten folgten. Anfangs war er in München, dann in Paris ansässig, wo er sich in der Ölmalerei zu üben begann. Um sich darin weiter zu vervollkommnen, ging er von neuem nach Italien, wo er seitdem seinen Wohnsitz in Rom hat. Die hauptsächlichsten seiner romantisch aufgefaßten, koloristisch glänzenden Ölgemälde sind: Klosterhof in Albano, La Spezia (Kunsthalle in Karlsruhe), Villa Mattei, Strand von Viareggio, auf Capri, am Nemisee, die Kaiserpaläste in Rom, Rocca di Papa, Villa Melini in der Campagna. Er hat auch Illustrationen für den Holzschnitt gezeichnet (z. B. zu „Capri“ von Gregorovius). L. ist Professor an der Akademie San Luca zu Rom.

Linden, Stadt und Stadtkreis im preuß. Regierungsbezirk Hannover, bis 1885 Landgemeinde und Vorort von Hannover, von diesem nur durch die Ihme geschieden, an den Linien Hannover-Altenbeken und L.-Fischerhof-Küchengarten der Preußischen Staatsbahn, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, ein neues Rathaus im gotischen Stil, ein Gymnasium, ein Landratsamt (für den Landkreis L.), eine große Maschinenfabrik, eine bedeutende mechanische Weberei für Baumwollwaren, besonders Velvets, Spinnerei, Teppichknüpferei, Gummi-, Knopf-, Zündhütchen-, Ultramarin-, Asphalt-, Wagenfabrikation etc., eine chemische Fabrik, Eisengießerei, Ziegeleien und (1885) 25,570 meist evang. Einwohner. Westlich von L. die Lindener Berge.

Linden, bei naturwissenschaftl. Namen für J. P. van der Linden, gestorben in Brüssel (Entomolog).

Linden, Jean Jules, Gärtner, geb. 3. Jan. 1817 zu Luxemburg, studierte in Brüssel Geographie, Geologie, Botanik, unternahm mit dem Zeichner Funk und dem Geologen Ghiesbreght im Auftrag der belgischen Regierung 1835 eine Forschungsreise nach Brasilien, kehrte 1837 mit bedeutenden botanischen und zoologischen Sammlungen zurück; ging aber noch in demselben Jahr im Auftrag der Regierung nach Cuba, den Großen Antillen, Mexiko, Guatemala und kehrte 1841 zurück. 1841 besuchte er mit seinem Halbbruder Schlim Venezuela, Caracas, die Kordilleren etc., kehrte 1845 nach Luxemburg zurück und gründete hier ein Etablissement zur Einführung und zur Verbreitung tropischer Pflanzen, für welches Funk und Schlim, später Wallis und Strezl in den Tropen auch ferner reisten. Die Zahl der gesammelten Orchideenarten war so groß, daß Lindley sie in einer besondern Zeitschrift: „Orchidaceae Lindenianae“, beschrieb. Das Geschäft war das erste seiner Art auf dem Kontinent, erweiterte sich ständig und wurde 1855 nach Brüssel verlegt, wo L. zehn Jahre die Direktion des zoologischen Gartens führte. 1869 kaufte L. das Etablissement von Ambr. Verschaffelt in Gent, in dem sich jetzt zahlreiche bedeutende Gewächshäuser erheben. In Paris besitzt L. eine Agentur, um die Geschäfte in Frankreich zu konzentrieren. Das Journal „L’Illustration horticole“ erscheint mit den kolorierten

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 802. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0802.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2022)
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