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Seite:Meyers b10 s0809.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

Notation ist Hucbald (s. d.); ihr heutiger Gebrauch wurde durch Guido von Arezzo (s. d.) festgestellt. Die Notierungen des Gregorianischen Gesanges benutzten nur vier Linien. Notierungen von Orgelstücken aus dem 16.–17. Jahrh. weisen vielfach für den Baßpart mehr als fünf Linien auf.

Linientruppen, im Gegensatz zur Garde oder zu den Landwehr-, Landsturm- oder Miliztruppen.

Liniiermaschine, Apparat der Kupferstecher und Lithographen, vermittelst dessen gerade oder gewellte Linien, Ovale, Kreise etc. hergestellt werden. Auch in der Xylographie hat man dieselbe zu verwerten gesucht. Die erste allen Anforderungen entsprechende L. baute in Deutschland Wagner in Berlin (gest. 1874). – Im Schreibmaterialiengeschäft und in der Kontobücherfabrikation ein Apparat zum Ziehen von Linien mit flüssiger Farbe. Beliebig eng oder weit stellbare Federn erhalten die Farbe aus einem mit derselben getränkten Tuch oder Filz, wobei es möglich ist, die zu ziehenden Linien in genau zu regulierenden Zwischenräumen zu unterbrechen (Liniierung von Kontobüchern und geschäftlichen Blanketten). Neuere Liniiermaschinen besitzen statt der Federn Messingscheiben auf eisernen Stangen mit zwischengeschobenen Metallklötzchen. Farbe empfangen die Scheiben von elastischen Walzen, die aus Farbekasten gespeist werden. Es können an einer Maschine mehrere Sätze Walzen mit entsprechenden Farbekasten angebracht werden, so daß man gleichzeitig in bis zu drei Farben liniieren kann. Kiß in Stuttgart hat diese Scheibenmaschinen wesentlich vervollkommt. S. auch Rastriermaschine.

Liniménte (lat., v. linīre, „schmieren“), mehr oder weniger salbenartige Mischungen, welche zu Einreibungen dienen und meist aus fetten Ölen mit reizenden oder aromatischen Stoffen dargestellt werden. Das flüchtige Liniment (Linimentum ammoniatum volatile) ist weiß, rahmartig dickflüssig, wird durch Zusammenschütteln von 4 Teilen Provenceröl mit 1 Teil Ammoniakflüssigkeit erhalten und riecht stark ammoniakalisch. Mit einem Zusatz von Kampfer heißt es flüchtiges Kampferliniment (L. ammoniato-camphoratum). Das Seifenliniment (L. saponato-ammoniatum) ist eine Lösung von 1 Teil Hausseife in 30 Teilen Wasser und 10 Teilen Spiritus, gemischt mit 15 Teilen Ammoniakflüssigkeit. L. saponato-camphoratum ist Opodeldok (s. d.); L. saponato-camphoratum liquidum, flüssiger Opodeldok; L. phosphoratum ist eine Lösung von Phosphor in fettem Öl.

Link, Heinrich Friedrich, Botaniker, geb. 2. Febr. 1767 zu Hildesheim, studierte seit 1786 in Göttingen Medizin und Naturwissenschaften, wurde 1792 Professor der Chemie, Zoologie und Botanik an der Universität Rostock, besuchte darauf 1797 mit Hoffmansegg Portugal, wurde 1811 Professor der Chemie und Botanik zu Breslau und nach Willdenows Tod 1815 Professor der Naturgeschichte und Direktor des botanischen Gartens zu Berlin, wo er 1. Jan. 1850 starb. L. war einer der wenigen deutschen Botaniker seiner Zeit, die allseitige Pflanzenkenntnis anstrebten und mit soliden systematischen Forschungen auch phytotomische und physiologische verbanden. Er schrieb: „Grundlehren der Anatomie und Physiologie der Pflanzen“ (Götting. 1807); „Nachträge zu den Grundlehren etc.“ (das. 1809); „Die Urwelt und das Altertum, erläutert durch die Naturkunde“ (Berl. 1820–1822, 2. Aufl. 1834); „Das Altertum und der Übergang zur neuern Zeit“ (das. 1842); „Elementa philosophiae botanicae“ (das. 1824; 2. Aufl., lat. u. deutsch, 1837); „Anatomisch-botanische Abbildungen zur Erläuterung der Grundlehren der Kräuterkunde“ (das. 1837–42, 4 Bde. mit 32 Tafeln); „Ausgewählte anatomisch-botanische Abbildungen“ (das. 1839–42, 4 Bde. mit 32 Tafeln); „Filicum species in horto regio Berolinensi cultae“ (das. 1841); „Anatomie der Pflanzen in Abbildungen“ (das. 1843–47, 3 Bde. mit 36 Tafeln). Mit Friedrich Otto gab er heraus: „Icones plantarum selectarum horti regii botanici Berolinensis“ (Berl. 1820–28, 10 Bde. mit 60 kolor. Tafeln) und „Icones plantarum rariorum horti regii botanici Berolinensis“ (das. 1828–31, mit 48 kolor. Tafeln; fortgesetzt mit Friedrich Klotzsch, 1841–1844). Außerdem gab er mit dem Grafen von Hoffmansegg (s. d.) die „Flore portugaise“ (Berl. 1809–1840, mit 109 kolor. Tafeln) heraus.

Linke (linke Seite, franz. la Gauche), nach einem zuerst in Frankreich aufgekommenen parlamentarischen Sprachgebrauch Bezeichnung für die liberale im Gegensatz zur konservativen Partei, der sogen. Rechten. Dabei pflegte man früher unter der Linken auch schlechthin die Oppositionspartei, unter der Rechten die Regierungspartei zu verstehen; doch fallen diese Begriffe keineswegs immer zusammen. Die Bezeichnung selbst ist von der Sitzordnung in der Kammer entlehnt, und noch jetzt ist es üblich, daß die liberalen Fraktionen ihre Sitze links vom Präsidentenstuhl und von der Rednerbühne, die konservativen aber die ihrigen zur Rechten nehmen. So sitzen z. B. im deutschen Reichstag auf der Linken die Mitglieder der freisinnigen Partei und die Sozialdemokraten, es folgen die Nationalliberalen, die Mitglieder des Zentrums, die Fraktionen der Polen, der deutschen Reichspartei und der Deutschkonservativen, welch letztere die äußerste Rechte bilden.

Linköping (spr. linndschöping), Hauptstadt des schwed. Läns Ostgotland, in einer fruchtbaren Gegend unweit der Stångå gelegen, an der Eisenbahn Mjölby-Katrineholm, ist regelmäßig gebaut, hat meist hölzerne Häuser, 3 Kirchen (darunter die schöne, 1150–1499 erbaute Domkirche mit einem neuen, 1747–56 aufgeführten Turm), ferner ein Gymnasium sowie ein bischöfliches Schloß und eine an Seltenheiten reiche Stiftsbibliothek. L. ist Sitz des Landhauptmanns und des Bischofs von Ostgotland und zählt (1885) 11,284 Einw., welche sich mit Acker- und Gartenbau, Schiffahrt und Tabaksfabrikation beschäftigen. Regelmäßige Dampfschiffahrt existiert nach dem Kinda- und Götakanal und bis Stockholm. An der Brücke über die Stångå wurde 1598 der katholische König Siegmund von Schweden und Polen von seinem Oheim Karl von Södermanland geschlagen.

Links, bei der Beschreibung von Kunstwerken die der linken Hand des Beschauers entsprechende, in der Heraldik die entgegengesetzte (also rechte) Seite.

Linksfruchtzucker, s. Levulose.

Linlithgow (spr. linlíthgo), Hauptstadt der danach benannten schott. Grafschaft, das Versailles der Könige Schottlands, mit einem Schloß, in welchem Maria Stuart geboren wurde, liegt im Innern der Grafschaft, an einem kleinen See, hat ein schönes Stadthaus (vom J. 1618), Stiefelfabrikation und (1881) 3913 Einw.

Linlithgowshire (spr. linlíthgo-schĭr, auch Westlothian genannt), kleine Grafschaft Südschottlands, südlich am Firth of Forth, umfaßt 326 qkm (6 QM.) mit (1881) 43,510 Einw. Der größte Teil des Gebiets ist ein fruchtbares Hügelland; der Südwestteil ist eben, mit ausgedehnten Strecken von Mooren und Heideland. 52 Proz. des Areals sind unter dem Pflug,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 809. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0809.jpg&oldid=- (Version vom 26.4.2021)
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