verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11 | |
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nach Paris und öffneten ihm die höhern litterarischen Zirkel daselbst. Der große Erfolg seiner beiden Tragödien: „Denys le Tyran“ (1748) und „Aristomène“ (1749) machte ihn schnell berühmt; er führte nun ein äußerst flottes und an galanten Abenteuern reiches Leben. Seine übrigen (vier) Tragödien fielen durch, ebenso seine ernsten Opern, während seine komischen viel Beifall fanden. Durch Vermittelung der Pompadour erhielt er 1753 das Sekretariat des Bauwesens und 1758 das Privilegium des „Mercure“, welches er aber infolge einer Satire gegen den Herzog von Aumont wieder verlor. Doch erhöhte dies nur seinen Ruhm, ebenso wie die Verdammung seines philosophischen Romans „Bélisaire“ (1767) durch die Sorbonne wegen einiger Sätze über die Toleranz. Seit 1763 Mitglied der Akademie, deren Sekretär er 1783 wurde, und seit 1771 Historiograph von Frankreich, zog er sich beim Beginn der Revolution in die Nähe von Evreux zurück, wo er 31. Dez. 1799 starb, nachdem ihn die Politik nur auf kurze Zeit seiner Einsamkeit entrissen hatte. Seine Hauptwerke sind die ziemlich unmoralischen „Contes moraux“, die er im „Mercure“ veröffentlichte, und welche einen großartigen Erfolg hatten; „Bélisaire“; der poetische Roman „Les Incas“ über die Zerstörung von Peru; die „Éléments de littérature“, eine Sammlung seiner für die Encyklopädie gelieferten Aufsätze, und besonders seine „Mémoires d’un père pour servir à l’instruction de ses enfants“ (1800, 2 Bde.), welche eine interessante und ausführliche Geschichte der berühmten „Salons“ des 18. Jahrh. enthalten, das einzige seiner Werke, welches auch heute noch lesbar ist. Ein Neuerer in der Theorie und nicht frei von romantischen Anwandlungen, übte er in der „Poétique française“ (1763, 3 Tle.) eine strenge Kritik an Racine und Boileau und machte auf eine Laune der Pompadour hin den unglücklichen Versuch, Rotrou u. a. in moderne Formen umzugießen. Zu erwähnen sind noch seine „Leçons d’un père à ses enfants sur la langue française“ (1806, 2 Bde.) und das frivole Gedicht „La Neuvaine de Cythère“ (1820). Seine gesamten Werke wurden herausgegeben von Verdière (Par. 1818–19, 19 Bde.), von Coste (1819, 18 Bde.), von Villenave (1819–20, 7 Bde.); seine „Œuvres choisies“ von Saint-Surin (1824–27, 12 Bde.).
Marmor (Marmelstein, Urkalkstein zum Teil, körniger Kalkstein), kristallinisch-körniges Aggregat von Kalkspatkristallen (kohlensaurer Kalk), ist grob- bis feinkörnig (zuckerartig), Härte 3, auf frischem Bruch glänzend oder stark schimmernd, durchscheinend bis kantendurchscheinend, weiß in allen Nüancen, seltener gelb, rot, blau, schwarz, auch flammig, geädert, wolkig, fleckig; rein weißer, stark durchscheinender M. bildet den Statuenmarmor (Carrara, Paros, Pentelikon, Hymettos). Sehr häufig enthält der M. accessorische Bestandteile, wie Quarz, Korund, Apatit, Flußspat, Spinell, Turmalin, Vesuvian, Granat, Epidot, Strahlstein, Hornblende, Amianth, Augit, Glimmer, Talk, Serpentin, Orthoklas, Zirkon, Magneteisen, Schwefelmetalle, Graphit etc. Von diesen Beimengungen treten manche in großer Häufigkeit oder in charakteristischer Konstanz auf, und dadurch entstehen gewisse Varietäten: Cipollino (Zwiebelmarmor, phrygischer M. der Römer), mit Talk und Glimmer in schalenförmiger Absonderung, bisweilen von schieferiger Textur (St.-Maurice in den Oberalpen, Savoyen, Piemont, Corsica, Pyrenäen); Ophicalcit (Verde antico), kleinkörniger M. mit edlem Serpentin; Calciphyr, durch Granat, Vesuvian, Augit auffallend porphyrartig; Hemithren, mit Hornblende oder Grammatit; Breccie von Seravezza, feinkörniger Kalk, mit glänzenden Blättern und Streifen durchzogen, von breccienartigem Ansehen. Bisweilen zeigt der M. eine deutliche Schichtung und häufig Zerklüftung zu unregelmäßigen Polyedern; auch finden sich Übergänge in dichten Kalkstein, aus dessen Umwandlung er sehr vielfach hervorgegangen ist. Er tritt besonders als untergeordnete Einlagerung im kristallinischen Schiefergebirge auf, Lager und Stöcke bildend, welche vielfach unregelmäßige Gestalt besitzen und sich bisweilen gangähnlich in das umschließende Gestein fortsetzen; außerdem findet sich M. häufig an Stellen, wo dichter Kalkstein von Eruptivgesteinen durchsetzt wird (Kaiserstuhl im Breisgau, auf Man und Rathlin, Pyrenäen). Auch die Jurakalke bieten stellenweise ausgezeichneten M. dar, und selbst in der Kreide erscheinen noch deutlich kristallinisch-körnige Kalksteine. Man findet M. im Glimmerschiefer des Böhmerwaldes und im Thonschiefer bei Waltersdorf (Bezirk Waldsassen), im Fichtelgebirge bei Wunsiedel, an der Bergstraße bei Auerbach, am Kaiserstuhl, bei Reichenbach, Altenburg, in den Alpen Salzburgs, Gasteins, bei Schlanders in Tirol, Graubünden, Italien bei Massa e Carrara, in Attika am Hymettos und Pentelikon, auf Paros, Naxos und am Athos.
In der Baukunst und Plastik fand der M. seit den ältesten Zeiten vielfache Verwendung bei Ägyptern, Hebräern, Phönikern; Homer besingt ihn, und von den Griechen lernten die Römer seine Benutzung. Die Karier sollen das Schneiden des Marmors in Platten erfunden und ihn in dieser Form zuerst beim Bau des Mausoleums zu Halikarnassos verwendet haben. In Rom schmückte wohl zuerst Crassus 672 v. Chr. sein Haus mit Marmorsäulen vom Hymettos, aber unter Augustus fand die Anwendung des Marmors ganz allgemeine Verbreitung. Der Tempel der Vesta und mehrere andre, die Trajanssäule, der Triumphbogen des Titus und des Konstantin waren ganz aus M. erbaut, welcher zumeist aus den entferntesten Gegenden herbeigeschafft wurde. Bald waren in Rom kolossale Massen von M. angehäuft, und so groß blieb die Nachfrage, daß Nero die Marmorbrüche für Staatseigentum erklären und durch kaiserliche Kommissare verwalten ließ. Später wurde viel M. aus Rom nach Konstantinopel geschleppt und die Stadt fast wie ein Steinbruch behandelt. Dennoch besitzt das moderne Rom noch mehr als 7000 Marmorsäulen. Im 13. Jahrh. blühte der Marmorbau in Norditalien und erhielt sich bis zur Zeit der Renaissance, doch mehr im Innern der Gebäude als im Äußern. Im 17. Jahrh. schnitt man Ornamente aus M., und in dieser Form fand er auch in Frankreich und Deutschland Eingang. Ludwig XIV. bemühte sich vergebens, die Marmorindustrie wieder zu heben, und erst in neuester Zeit schenkt man dem edlen Gestein wieder größere Aufmerksamkeit. In Athen hat man die Universität und die Akademie aus pentelischem M. erbaut. Dieser letztere ist feinkörnig, weiß mit lichtbläulichem Schimmer und war schon im Altertum das Material für alle Kunst- und Prachtbauten Athens. Außerdem benutzte man salischen M. von grobem, durchscheinendem, weißem Korn, feinkörnigen hymettischen M. mit grauem Farbenstich, feinkörnigen parischen M. mit gelb rosafarbenem Schein, sehr durchscheinend und lebhaft glänzend (Lychnitis des Plinius). Sehr geschätzt waren ferner der thasische M. von der Insel Thasos, der prokonnesische
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0271.jpg&oldid=- (Version vom 22.12.2023)