verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11 | |
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[Zur Ethnographischen Karte bei Artikel Menschenrassen.]
Dieselbe soll ein Bild der geographischen Verbreitung der verschiedenen Rassen über den Erdball geben und hält sich an die in dem Artikel „Menschenrassen“ gegebene Einteilung. Als Zeitmoment ist die neuere Zeit gedacht, wobei für diejenigen Länder, welche, wie Amerika, erst im Lauf der letzten Jahrhunderte durch Einwanderung fremdbürtiger Rassen eine wesentliche Veränderung, bez. eine Verdrängung der Urbevölkerung erfahren haben, der Einfachheit wegen nur die Urbevölkerung und ihre Stämme Berücksichtigung fanden.
Die Tafeln Afrikanische, Amerikanische, Asiatische und Ozeanische Völker, auf welche in nachstehendem verwiesen ist, befinden sich bei den Artikeln über die betreffenden Erdteile.
- Gelbbraun bis braungrau und tiefschwarz gefärbte Haut, schwarzes, sehr krauses, steifes, hartes, meist wollartiges Haar, wenig Bart, hervorspringender Kieferrand (prognath), dicke, wulstige Lippen, große Zähne, breite, flache Nase (platyrrhin).
A. Afrikanischer oder typischer Neger. Bewohner des afrikanischen Kontinents vom Atlantischen Meer im Westen bis zum Indischen im Osten, im Norden von der Sahara bis zur Höhe des Oranjeflusses im Süden, mit den mehr oder weniger ausgesprochenen Rassemerkmalen.
- a) Nigritier (R. Hartmann) und zwar: α) edler gebildete, in der Gesichtsbildung und Körpergestalt mehr der mittelländischen Rasse sich nähernde Völker, von hellerer Hautfarbe, schärferm, nicht platt-negerhaftem Profil, spiralig gerolltem, aber oft längerm und daher in Strähnen flechtbarem Haupthaar und dünnem Barthaar; vielleicht durch verschieden starke Mischung mit asiatischem, hamitischem und semitischem Blut modifizierte Mischneger (Sudân-Neger).
1) Die Stämme im Nordosten Afrikas: Tibbu oder Teda, Fulan, Somal (Tafel „Afrikanische Völker“, Fig. 29, 30), Galla oder Orma, Massai, Suaheli (Fig. 28), Fundsch. Einzelne dieser Völker bilden einen Übergang zu der Gruppe 3 der mittelländischen Rasse.
2) Die Stämme südlich von der Sahara im Binnenland und Westen des Kontinents, zwischen Tsadsee und Niger: Niger-Binuëstämme (Fig. 8), Haussa, Bornu, Fulbe, Mandingo,, Bambara, Joloffen, ebenfalls mit allmählichen Übergängen in die Gruppe III, 3). – Auch die am Uëlle wohnenden Monbuttu (Fig. 16) scheinen hierher zu gehören.
- β) Typische Neger mit mehr oder weniger plattstumpfen Gesichtszügen, kurzem, wolligem Haar etc.
3) Schilluk, Dinka (Senaar und Weißer Nil), mit meist noch entwickelterer Nasenbildung, Nurver, Bari, Kanori (in Bornu), Bewohner von Bagirmi und Wadai, Bidduma, Bulala, Musga, Dschur, Bongo, Golo, Niam-Niam (oder Sandeh, Fig. 17), mit platter, eingesattelter Nase.
4) Die Congo-Neger, Stämme am obern und mittlern Congo: Warua, Manjema etc., sowie die Stämme östlich vom Tanganjika scheinen Übergänge zu den Bantustämmen zu bilden (Fig. 13).
5) Die Stämme der Guineaküste, südlich vom Senegal herab bis zum Cunene: Aschanti, Dahomeer, Benin, Fan (oder Oscheba, Fig. 9), Loango-, Angola-, Benguela-Neger.
6) Die zentralafrikanischen Stämme südlich vom Congo: Balonda etc.
7) Die Stämme südlich vom Tanganjika bis zum Sambesi: Marimba, Batoka, Manganja, Marutse u. a.
8) Die Bantustämme (Kafern), durch eine eigentümliche, präfix-pronominale Sprache (Bleek) mit vielsilbigen Wörtern ausgezeichnet (Bantudialekt). Sie nehmen eine besondere Stellung in der Gruppe der Neger ein und zeigen in ihrer physischen Erscheinung vielfach Anklänge an die Stämme der Gruppe a) (Massai). Als eine erobernde, energische Rasse scheinen sie vom östlichen Zentralafrika südwärts gedrungen zu sein. Dunkelbraune bis schwärzliche Haut, kräftige ebenmäßige Körper, geringere Prognathie, weniger typische Negerzüge. Im Süden Afrikas vom Cunene und Sambesi abwärts: Ama-kosa, Amazulu (Fig. 14), Betschuana (Fig. 23), Ovaherero (oder Damara), Ovampo.
B. Die Hottentoten (Koi-Koin, Fig. 21, 22) sind viel lichter von Hautfarbe (hell lederbraun), mit faltenreicher Haut, haben ebenfalls gekräuseltes, in Büscheln wachsendes Haar, kleinern, weniger kräftigen Körper mit zierlichen Händen und Füßen; ihre Nase ist sehr platt, die Lippen sind aufgeworfen, die Jochbeine breit, die Stirn klein, gewölbt, vorstehend; die Frauen haben umfangreiche Gesäßbacken (Steatopygie). Sie bewohnen Südafrika bis über den Oranjefluß hinaus und zerfallen in: Korana, ein nomadisierender Stamm im Gebiet des Oranje- und Vaalflusses; Namaqua, nördlich vom Oranjefluß an der Westküste; Griqua, ein Bastardstamm mit europäischer Beimischung.
Die Buschmänner (San, Fig. 25, 26) sind den Hottentoten verwandt und reden eine ähnliche Sprache (mit Schnalzlauten); tragen die Rassenmerkmale der Hottentoten noch reiner als diese an sich; sehr klein und von oft abschreckender Magerkeit, die hellbraune Haut faltenreich und trocken. Das Skelett zeigt die Geschlechtsunterschiede wenig ausgeprägt, ist gedrungen, aber zart, die Füße namentlich ganz auffallend kurz, der Schädel wie bei den Hottentoten. Vielleicht degenerierte Hottentoten, vielleicht Reste einer Urbevölkerung.
Die Zwergvölker Afrikas, die Obongo (Du Chaillus) am Ogowe in Westafrika, die Akka (Schweinfurths, Fig. 24) in Zentralafrika zwischen dem 1. u. 2.° nördl. Br., die Doko (Krapfs), die Ticki-Ticki (Mianis) unweit des Sees Albert
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 476b. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0476b.jpg&oldid=- (Version vom 14.6.2022)