verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11 | |
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daran sitzen läßt. Dieses Stück wird in einer zweiten Hitze zu einer Platte von der Länge der Zinken ausgeschmiedet und dann die Scheibe zwischen Schaft und Angel in einem Gesenke vollendet, worauf man die Zinken durch Einhauen mit dem Meißel oder mit einem Durchschnitt bildet und die Zwischenräume mit der Gabelfeile ausarbeitet. Das Härten und Anlassen geschieht wie bei den Messern. Man schleift die Gabeln zum Teil aus freier Hand auf einem Ölstein und schmirgelt oder poliert sie auf Bürstenscheiben oder mittels des Polierstahls. M. und Gabeln aus Silber und Gold werden ebenfalls durch Schmieden, die aus Neusilber durch Ausschneiden aus Blech oder durch Gießen und Ausbilden in Stanzwerken roh vorgearbeitet und mittels Feilen und Schleifen vollendet. Die Hauptsitze deutscher Messerfabrikation sind Solingen, Remscheid und andre Orte der Rheinprovinz und Westfalens, Suhl, Schmalkalden, Steinbach bei Altenstein, Ruhla, Eberswalde, Sorau, Nürnberg, Fürth, Erlangen, Regensburg, Reutlingen, Stuttgart, Tuttlingen, Heilbronn, Karlsruhe, Heidelberg, Pforzheim, Aachen. Bessere M. werden in fast allen großen Städten in den Messerschmiedewerkstätten gefertigt; besonders gute Ware liefern Heilbronn, Neustadt bei Stolpen in Sachsen und Solingen. In Österreich liefern Wien, Karlsbad, Nixdorf in Böhmen, Steyr und Grünberg viele M. Die englischen M., welche als die besten gerühmt werden, aber die neuern deutschen Fabrikate nicht übertreffen, kommen besonders aus Sheffield, Birmingham, Woodstock und London. Die französischen M. sind höchst zierlich und elegant gearbeitet und stehen den englischen und deutschen zum Teil gleich.
M. und Gabeln als Eßbesteck kamen erst im 15. Jahrh. vereinzelt auf und wurden dann im 16. Jahrh. allgemeiner, aber immer noch als Luxusgerät betrachtet und demnach künstlerisch verziert. Besonders kostbare Exemplare wurden in silbernen Scheiden (Bestecken) aufbewahrt. Die Gabeln, ursprünglich zweizinkig, seit der Mitte des 16. Jahrh. auch dreizinkig, wurden an den Griffen mit Figuren, Köpfen
Messer und Gabeln. 1–5 von Silber; 6 und 7 von Eisen; 8 und 9 geschnitzte Elfenbeingriffe (Nationalmuseum in München). | |
und Ornamenten verziert. Silber, Gold, Elfenbein, Knochen und Holz waren das beliebteste Material für die Griffe. Einige charakteristische Beispiele aus der Renaissancezeit zeigt obenstehende Abbildung. Seit Mitte des 18. Jahrh. wurden die Griffe aus glattem, bemaltem Porzellan gefertigt. Aus Holz geschnitzte Gabeln werden noch heute mit Figuren, Köpfen, Blumen etc. an den Griffen versehen. S. auch Löffel.
Messerscheide (Solen L.), Gattung aus der Gruppe der Klaffmuscheln (s. Muscheln), lange, schmale Muscheln mit dickem, cylindrischem Fuß, welcher ihnen beim Eingraben in den Sand dient. In letzterm stecken sie senkrecht und lassen nur ihre Atemröhren hervorragen. Sie leben ausschließlich im Meer; an den europäischen Küsten kennt man mehrere Arten. In den Mittelmeerländern werden sie gefischt und unter dem Namen Cannolicchie roh gegessen. Ihr Geschmack ist angenehm. Sie bilden einen Teil der sogen. Frutti di mare („Meeresfrüchte“). Auch die nahe verwandte Gattung Solecurtus wird gegessen. S. auch Clams.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 513. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0513.jpg&oldid=- (Version vom 24.6.2023)