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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

auslaufen, werden gegessen. Zur Aussaat mischt man den Samen mit feuchtem Sand, läßt ihn keimen und säet ihn dann in Reihen, die 20–45 cm voneinander entfernt sind, wobei man die Samen am besten in 2–3 cm tiefe, 8–18 cm voneinander entfernte Löcher legt und mit guter Komposterde deckt. Jäten, Behacken, Verstellen und abermaliges Behacken bilden die weitere Bearbeitung. Vor der Ernte schneidet man das Kraut ab und hebt dann die Rüben bei trocknem Wetter aus. Sie lassen sich bei zweckmäßiger Lagerung recht gut bis zum Frühjahr aufbewahren. Samenmöhren werden sorgfältig im Keller überwintert. Man beschneidet sie bis gegen die Herzblätter, steckt sie in kaum angefeuchteten Sand und setzt sie zur Zeit der Baumblüte an sonnigen, geschützten Stellen in Gärten fußweit voneinander. Von der großen Futtermöhre hat man über 1200 Ztr. vom Hektar geerntet, doch gilt als Mittel ein Ertrag von 600–640 Ztr. Feinde der M. sind: die Möhrenfliege (Pslia rosae Fabr.), deren Larve, wie der Engerling und der Drahtwurm (Elater segetis L.), die Wurzeln beschädigt, die Raupe der Flöhkrauteule (Mamestra persicariae L.), welche das Kraut abfrißt, die Mohnblattlaus (Aphis papaveris Fabr.), welche die obern Stengelteile aussaugt. Im Gemenge mit Trockenfutter sind die Mohrrüben ein gedeihliches Futter für alle Haustiere und eignen sich auch zur Mästung; besonders sind sie für Schafmütter und Lämmer, für Pferde und Geflügel sehr zu empfehlen, auch für Kühe und Schweine jedem andern Wurzelgewächs, besonders den Kartoffeln, vorzuziehen. Auch das Kraut wird von Kühen gern gefressen. Möhren enthalten 86–88 Proz. Wasser, 1,0–1,5 Eiweiß, 0,2–0,26 Fett, 2 Zucker, 6,4–9 sonstige stickstofffreie Extraktivstoffe, 1,2 Rohfaser, 0,8 Proz. Asche. Der gelbe Farbstoff ist Karotin C18H24O, welcher in dunkelroten Tafeln kristallisiert, veilchenartig riecht, sich leicht in Benzol und fetten Ölen, schwer in Alkohol und Äther, nicht in Wasser löst, bei 168° schmilzt und sich am Licht zersetzt. Außerdem enthalten die Mohrrüben ein ätherisches Öl. Aus dem Saft bereitet man auf dem Land einen Sirup (Succus Dauci); geröstete Mohrrüben dienen als Kaffeesurrogat. Die Überführung der wilden Form der M. in die Kulturform gelingt in wenigen Generationen. Schon die Griechen und Römer zogen die M. in ihren Gärten, und auch Karl d. Gr. empfahl sie als Kulturpflanze. S. Tafel „Nahrungsmittel“.

Mohrungen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, an der Linie Güldenboden-Göttkendorf der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Pfarrkirche, ein altes (von 1297) und ein neueres Schloß, ein Rathaus im gotischen Stil, ein Amtsgericht und (1885) 3879 meist evang. Einwohner. M. ist Geburtsort Herders, dem 1854 ein Denkmal daselbst errichtet ward. Am 25. Jan. 1807 fand bei M. ein siegreiches Gefecht der Russen unter Bennigsen gegen die Franzosen unter Bernadotte statt.

Mohs, Friedrich, Mineralog, geb. 29. Jan. 1773 zu Gernrode am Harz, studierte seit 1796 in Halle und Freiberg, ging 1802 nach Wien, wo er eine Beschreibung der Mineraliensammlung des Bankiers v. d. Nüll (Wien 1804, 2. Aufl. 1806) herausgab, ward 1811 Professor der Mineralogie in Graz, 1817 in Freiburg, 1826 in Wien und starb 29. Sept. 1839 in Agordo bei Belluno. M. gilt als einer der Begründer der naturhistorischen Methode in der Mineralogie und hat sich namentlich auch als Kristallograph große Verdienste erworben. Er schrieb: „Versuch einer Elementarmethode zur naturhistorischen Bestimmung und Erkenntnis der Fossilien“ (Wien 1813, Bd. 1); „Die Charaktere der Klassen, Ordnungen, Geschlechter und Arten, oder Charakteristik des naturhistorischen Mineralsystems“ (Dresd. 1820; neu bearbeitet von Zippe, Wien 1858); „Grundriß der Mineralogie“ (Dresd. 1822–24, 2 Bde.; engl. mit Zusätzen von Haidinger, Edinb. 1825, 3 Bde.); „Anfangsgründe der Naturgeschichte des Mineralreichs“ (Wien 1832; 2. Aufl., fortgesetzt von Zippe, das. 1836–39, 2 Bde.). Vgl. „Friedrich M. und sein Wirken in wissenschaftlicher Hinsicht“ (Wien 1843).

Moht-tiën, ostasiat. Münze, = 60 Dong (s. d.).

Mohur (Goldrupie), Goldmünze in Britisch-Ostindien, bis 1853 zum festen Preis von 15 Silberrupien (à 1,925 Mk.) ausgeprägt, seit 1853 nur Handelsmünze, 11,664 g schwer, 11/12 fein, enthält also für 29,830 Mk. Feingold, an Feinheit, Rauhgewicht und Feingewicht der silbernen Kompanierupie gleich.

Möhür dar (arab.-pers.), Siegelbewahrer.

Moï (Kha, Myong, Pnom), Name für eine Anzahl wilder Gebirgsstämme, in den Längsthälern der steilen Gebirgskette, welche den Mekhong begleitet und Anam von dem übrigen Hinterindien scheidet. Die M. sind von schwarzer Hautfarbe und haben krauses Haar und negerartige Gesichtszüge; ihr Gebiet ist von alten Steindenkmälern und Ruinen erfüllt.

Moigno (spr. mŏannjo), François Napoléon Marie, Mathematiker, geb. 20. April 1804 zu Guémené (Departement Morbihan), wirkte seit 1848 als Kaplan am Kollegium St.-Louis zu Paris und starb 13. Juli 1884. M. hat sich außer seiner Zeitschrift „Cosmos“ (seit 1852, später als „Les Mondes“, bis 1880) besonders durch folgende Werke bekannt gemacht: „Leçons de calcul différentiel“ (Par. 1840–44, 2 Bde., unvollendet); „Répertoire d’optique“ (das. 1847–50, 4 Bde.); „Traité de télégraphie électrique“ (2. Aufl., das. 1852); „Manuel de la science“ (das. 1859, 2 Bde.); „Leçons de mécanique analytique“ (das. 1867); „Les splendeurs de la foi“ (1879–83, 5 Bde.); „Le Réverend P. Secchi“ (1879) u. a.

Moio (Mojo), Hohlmaß in Brasilien, = 40–60 Alqueire (s. d.).

Moir (Moor), s. Berkan.

Moira (griech.), s. Mören.

Moiree (franz., spr. mŏa-, gewässerte Zeuge), wollene oder seidene Gewebe mit wellenartigem Schimmer auf der ganzen Fläche oder auf dem Grund zwischen eingewebten Figuren. Dieser Schimmer (Wässerung) wird dadurch erreicht, daß man zwei Stücke Zeug mit den rechten Seiten aufeinander legt und feucht zwischen zwei heißen, scharf pressenden, glatten Walzen langsam hindurchgehen läßt. Enthält das Gewebe eingewebte Figuren, so läßt man es mit einem Preßtuch an Stelle des zweiten Stücks durch die Walzen gehen, wobei dann die weichen Figuren die Wässerung nicht annehmen. Die zum Moirieren bestimmten Zeuge werden nämlich mit starken Kettenfäden gewebt, und da diese beim Aufeinanderlegen zweier Stücke niemals völlig parallel laufen, sondern teilweise übergreifen und sich in verschiedener Weise unter sehr spitzen Winkeln schneiden, so entstehen kleine Spiegel an allen Kreuzungspunkten der Kettenfäden, in welchen sich der Druck am stärksten äußert. Die eigentümliche Aufeinanderfolge dieser Spiegel zeigt sich nun als Wässerung. Indem man das Zeug vor dem Eintritt in die Walzen durch einfache Vorrichtungen verschieden spannt, kann man die Wässerung mehrfach abändern, und man erhält auf solche Weise z. B. Moiré antique, bei welchem sich die Musterung über große Flächen verbreitet, und Moiré français,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 714. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0714.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)
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