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Seite:Meyers b11 s0888.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

Das Münsterthal, von der reißenden Fecht durchflossen, sehr anmutig und interessant, hat auf den südlichen Bergabhängen noch Weinbau; auf den Bergwiesen wird Alpenwirtschaft mit zahlreichen Sennhütten betrieben, die den berühmten Münsterkäse (jährlich etwa 500,000 kg) erzeugt. Aus dem Thal führt eine großartige, 1842–60 erbaute Straße über die Vogesen nach Gerardmer in Frankreich. Vgl. Rathgeber, M. im Gregorienthal (Straßb. 1874); Calmet, Hist. de l’abbaye de M. (Kolmar 1882). – 3) (Moutier) Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Bern, im romantischen Münsterthal an der Birs, mit Schloß, 2 Kirchen und (1880) 2133 Einw. – 4) (Beromünster) Chorherrenstift u. Flecken (1132 Einw.) im schweizer. Kanton Luzern; hier bestand um 1470 eine Buchdruckerei, angeblich die älteste der Schweiz. – 5) Dorf in Graubünden, s. Mustair.

Münster, altes deutsches Adelsgeschlecht in Westfalen, welches seinen Ursprung bis ins 9. Jahrh. zurückführt und sich gegenwärtig in die drei Äste M.-Langelage, M.-Meinhövel und M.-Ledenburg spaltet, die 1792 in den Reichsgrafenstand erhoben wurden. Namhaftester Sprößling des Geschlechts: 1) Ernst Friedrich Herbert, Reichsgraf zu M.-Ledenburg, hannöverscher Staats- und Kabinettsminister, geb. 1. März 1766 zu Osnabrück, studierte in Göttingen, trat 1788 als Kammerauditor in den hannöverschen Staatsdienst und ward 1791 Hof- und Kanzleirat, 1798 Finanzkammerrat. Von 1801 bis 1804 war er hannöverscher Gesandter am russischen Hof, ward dann Kabinettsminister des Königs in London und übte auf die britische Politik im Sinn energischen Kampfes gegen Napoleon einen maßgebenden Einfluß; er stand mit Stein, Stadion, dem Herzog von Braunschweig u. a. in lebhaftem Verkehr. Sein Ziel dabei war neben der Befreiung Deutschlands die Gründung eines Nordwestdeutschland und die Niederlande umfassenden Welfenreichs mit einer liberalen Verfassung. 1813 und 1814 war er im Hauptquartier der Verbündeten und wohnte dann dem Wiener Kongreß bei. Hier bemühte er sich vergeblich für Herstellung des Kaisertums und die Einführung freiheitlicher Verfassungen in den deutschen Landen; zugleich trat hier sein Haß gegen Preußen hervor, und die Schaffung des hannöverschen Königreichs inmitten dieses Staats ist wesentlich sein Werk, wie auch die ständische Verfassung desselben. M. richtete nun, nachdem er 1814 Erblandmarschall von Hannover geworden und die Domäne Derenburg als Dotation erhalten hatte, die Verwaltung des neuen Staats ein, blieb aber Kabinettsminister in London. Gleichzeitig erhielt er die Spezialvollmacht zur Führung der Vormundschaft über den Herzog Karl von Braunschweig. Als dieser, nachdem er die Regierung selbst angetreten, 1827 gegen Münsters vormundschaftliche Verwaltung öffentlich Klage erhob, suchte dieser sich und den König von England in einer besondern Schrift („Widerlegung der ehrenrührigen Beschuldigungen etc.“, Hannov. 1827) zu rechtfertigen. Bei den Bewegungen in Hannover 1831 erhielt M. 12. Febr. als dirigierender Minister für die hannöv. Angelegenheiten am Londoner Hof seine Entlassung, ward aber 22. Febr. 1831 zum Großkreuz des Bathordens ernannt. Er starb 20. Mai 1839.

2) Georg Herbert, Reichsgraf zu M., deutscher Staatsmann, einziger Sohn des vorigen, geb. 23. Dez. 1820 zu London, war von 1857 bis 1865 hannöverscher Gesandter in Petersburg und bemühte sich 1866 vergeblich, den König Georg V. zu einer gemäßigten, preußenfreundlichen Politik zu bewegen; nach der Annexion schloß er sich Preußen an, wurde 1867 erbliches Mitglied des Herrenhauses und Landtagsmarschall der Provinz Hannover, war vom selben Jahr ab Mitglied des norddeutschen, dann des deutschen Reichstags und gehörte zur freikonservativen Partei. Er wurde 1873 Botschafter des Deutschen Reichs in London und 1885 in Paris. Er schrieb: „Politische Skizzen über die Lage Europas vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart, 1815–67“ (Leipz. 1867), worin er wichtige Depeschen seines Vaters veröffentlichte; „Mein Anteil an den Ereignissen des Jahrs 1866“ (Hannov. 1867, 2. Aufl. 1868); „Der Norddeutsche Bund und dessen Übergang zu einem deutschen Reich“ (Leipz. 1868); „Deutschlands Zukunft, das Deutsche Reich“ (Berl. 1870).

Münster, Sebastian, Gelehrter des Reformationszeitalters, geb. 1489 zu Ingelheim, studierte in Heidelberg und Tübingen, ward Franziskaner, trat aber 1529 zur reformierten Kirche über und lehrte erst das Hebräische und Theologie zu Heidelberg, dann seit 1536 in Basel auch Mathematik. Hier starb er 23. Mai 1552. Er gab zuerst unter den Deutschen eine hebräische Bibel (Basel 1534–35) heraus und schrieb das Werk „Cosmographia“ (das. 1544), eine der frühsten Geographien, die neben der Länder- und Völkerbeschreibung auch historische und genealogische Notizen enthält und in kaum 100 Jahren (von den Übersetzungen ins Lateinische, Französische und Italienische abgesehen) 24 Auflagen erlebte.

Münster am Stein, Dorf und Badeort im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Kreuznach, an der Nahe, Knotenpunkt der Linien Bingerbrück-Neunkirchen der Preußischen Staatsbahn und Hochspeier-M. der Pfälzischen Alsenzbahn, 125 m ü. M., hat Weinbau, Saline, jod- und bromhaltige Kochsalzthermen (bis 30½° C.), welche gegen Skrofulose, chronische Gebärmutterleiden, Hautausschläge etc. mit Erfolg gebraucht werden, starke Versendung von Mutterlauge und (1885) 643 meist evang. Einwohner. Die Zahl der Kurgäste betrug 1886: 1932. In der romantischen Umgegend die Ruine der 1689 von den Franzosen zerstörten Burg Rheingrafenstein und die der Ebernburg (s. d.). Vgl. Frantzius, Das Solbad Kreuznach-M. (Kreuzn. 1881); Welsch, Das Sol- und Thermalbad M. (das. 1886).

Münsterberg, ehemaliges Fürstentum in Schlesien, zwischen Brieg, Neiße, Schweidnitz und Glatz gelegen, umfaßte 770 qkm (14 QM.) mit 52,000 Einw., war seit dem 14. Jahrh. im Besitz einer Linie der schlesischen Piasten, kam 1569 an Böhmen und gehörte später der fürstlich Auerspergschen Familie, bis es 1791 die Krone Preußen durch Kauf an sich brachte. Gegenwärtig ist es unter die Kreise M. und Frankenstein des Regierungsbezirks Breslau verteilt.

Wappen von Münsterberg.

Die Kreisstadt M., an der Ohlau und der Linie Breslau-Mittelwalde der Preußischen Staatsbahn, 204 m ü. M., hat eine evangelische und 3 kath. Kirchen, eine Synagoge, ein evang. Schullehrerseminar, ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, 2 Schwefelquellen, eine Zucker-, eine Präserven-, eine Goldleisten- und eine große Thonröhren- und Schamottefabrik und (1885) 6136 meist kath. Einwohner. Unfern die ehemals gefürstete Cistercienserabtei Heinrichau.

Münsterbilsen, s. Bilsen.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 888. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0888.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2021)
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