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Seite:Meyers b12 s0045.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

Seelen) genannt und durch sogen. Psychagogen (Heraufführer der Schatten) geübt, zu verschiedenen Greueln aus, z. B. zum Schlachten lebender Menschen, um ihre Geister, noch ehe sie in die Unterwelt hinabstiegen, zu befragen. Auch in den Gesängen der schottischen Barden sowie in altdeutschen Liedern finden wir Spuren von dieser Art Wahrsagung.

Nekropŏlis (griech., „Totenstadt“), Name der großen, in der Nähe alter Städte (z. B. Syrakus) gelegenen Begräbnisstätten. Die erste Veranlassung zu Nekropolen scheinen vernachlässigte Steinbrüche gegeben zu haben, in denen man in Nischen die Särge der Toten beisetzte, und die man nach Bedürfnis durch Anlegung neuer Stollen so sehr erweiterte, daß sie förmlichen Städten gleichkamen. Die Zugänge zu den Gräberstraßen wie auch zu den einzelnen Felsengräbern waren meist mit schönen Säulenvorhallen und andern Baulichkeiten geschmückt. Viele derselben, namentlich in Ägypten, sind noch erhalten.

Nekropsīe (griech.), Leichen-, Totenschau.

Nekrōse (Nekrosis, griech.), das Absterben von Geweben und Organen, im allgemeinen s. v. w. Brand, speziell Knochenbrand.

Nekroskopīe (griech.), Leichen-, Totenschau.

Nekrotomīe (griech.), operative Entfernung eines abgestorbenen Knochens; auch Leichenöffnung.

Nektar (griech.), bei den Alten der spezifische, Unsterblichkeit gewährende Trank der Götter, wie Ambrosia (s. d.) die Götterspeise ist. Spätere Dichter verbinden mit N. und Ambrosia den Begriff des anmutig, lieblich Duftenden. Vgl. Roscher, N. und Ambrosia (Leipz. 1883). – In der Botanik heißt N. (Honigsaft) ein süßer Saft, welcher von den Nektarien (s. d.) abgeschieden wird und für die Pflanze insofern von Wichtigkeit ist, als die durch ihn angelockten Insekten die Bestäubung der Blüten bewirken. – N. heißt auch eine in England beliebte Weinbowle mit feinen Äpfeln, in Amerika ein zum Aufbewahren bestimmter Punsch aus Rum, Zitrone, Zitronensaft, Muskatnuß und Milch.

Nektarĭen (Honigwerkzeuge), diejenigen Stellen einer Blütenpflanze, an welchen normalerweise eine zuckerhaltige Flüssigkeit (Nektar) ausgesondert wird, finden sich in der Regel in der Blüte oder in nächster Nähe derselben und stehen dann in deutlicher Beziehung zur Blütenbestäubung (s. d.); bisweilen kommen sie jedoch auch auf Blättern und Blattstielen, weit von den Blüten entfernt, vor. Die Blütennektarien sind im einfachsten Fall nur bestimmt begrenzte Stellen auf der Oberhaut der Blütenteile, bilden ein kleinzelliges, zartwandiges Gewebe und pflegen körniges Plasma nebst Stärke, Gummiarten und Zucker zu enthalten; als Umwandlungsprodukt dieser Stoffe tritt dann der sogen. Nektar auf, der durch Diffusion bis zur Oberfläche des als Drüse wirkenden Nektariums dringt und daselbst auf verschiedene Weise ausgesondert wird. N. finden sich auf der innern Fläche der Kelchblätter (Linde), am Grunde der Blumenblätter als fleischige Anschwellungen (Berberitze), auf den am Grund verbreiterten Staubfäden (Pentstemon), auf beiden Seiten des Fruchtknotens (Caltha). Sie bilden eine kreisförmige Grube am Grunde der Perigonblätter (Kaiserkrone), eine Hohlrinne (Blütenblätter der Lilie), einen Drüsenhöcker (Kruciferen) oder Drüsenring (Nicotiana) oder ein fleischiges Polster auf dem Scheitel des Fruchtknotens (Umbelliferen). Nicht selten werden die nektarientragenden Blütenteile stark umgestaltet; bei der Nieswurz z. B. bilden die kleinen, grünlichen Blumenblätter taschenförmige, mit Honig gefüllte Behälter, bei dem Aglei bildet jedes der fünf blauen Blumenblätter ein trichterförmiges Gefäß mit lang ausgezogenem Sporn, der in seinem verdickten Ende Nektar absondert. Beim Eisenhut (Aconitum) finden sich im Innern der Blüte zwei gestielte, hörnchenartig gebogene Körper, deren verdicktes Ende den Honig ausscheidet. Der zur Ansammlung des Nektars bestimmte Blütenteil wird als Safthalter bezeichnet und enthält in vielen Fällen zugleich den eigentlichen Nektar; jedoch kann auch ein andrer Blütenteil der Nektariumträger sein; bei den Veilchenarten z. B. sondern zwei von den fünf vorhandenen Staubgefäßen aus einem zwischen den Staubbeuteln befindlichen zäpfchenartigen Vorsprung den Honig ab, der sich dann in einem Hohlsporn des Blumenblattes ansammelt; die Safthalter nehmen auch bei andern Pflanzen gern die Form eines Sporns oder einer bauchigen Aussackung an. Bei den Marcgraviaceen Brasiliens ist die Honigabsonderung auf Organe außerhalb der Blüte (extraflorale N.), nämlich die Deckblätter, übertragen, in welchen aus zwei Poren sehr reichlich Honig ausgesondert wird. Bisweilen sind oberhalb der honighaltenden Stelle dichte Haarbüschel oder auch taschenförmige Ausstülpungen der Blumenkrone, z. B. bei vielen Asperifolien die sogen. Schlundklappen, ausgebildet, welche das Einfließen der Regentropfen in die Blumenröhre verhindern. Auch gegen den Besuch der honigleckenden und blumenverwüstenden Ameisen treten in den Blüten oder im Umkreis derselben mannigfache Schutzeinrichtungen auf. Um erwünschten Blumenbesuchern den Weg zum Honig anzudeuten, erscheinen in vielen Blumen diejenigen Stellen durch auffallende Farbenzeichnung, die sogen. Saftmale, geziert, an welchen das Saugorgan des Besuchers eingeführt werden muß, wenn die Bestäubung der Blüten mit Sicherheit erfolgen soll. Sind die Blumennektarien offenbar in den Dienst der Blumenbestäubung gestellt, so erscheint die Deutung der auf Blättern oder Blattstielen (z. B. auf den Blattstipeln von Vicia-Arten, auf den Stielen der Teilblättchen von Erythrina crista galli, auf der Blattspreite von Ailanthus glandulosa u. a.) vorkommenden N. schwieriger; man nimmt an, daß sie als indirekte Schutzmittel gegen Raupen zu betrachten sind, indem durch die Honigabsonderung Wespen und Ameisen angelockt werden, welche die Raupen angreifen und verzehren. Vgl. Kerner, Die Schutzmittel der Blüten gegen unberufene Gäste (Wien 1876); Behrens, Die N. der Blüten („Flora“ 1879); Stadler, Beiträge zur Kenntnis der N. (Berl. 1886).

Nektarinen, Pfirsiche mit glatter Schale.

Nekyia (griech.), Totenopfer, Totenbefragung.

Nélaton (spr. -tóng), Auguste, Mediziner, geb. 18. Juni 1807, studierte in Paris, ward 1836 Chirurg an verschiedenen Hospitälern und habilitierte sich zugleich als Privatdozent bei der medizinischen Fakultät daselbst. 1851 wurde er Professor der chirurgischen Klinik und 1866 Leibchirurg des Kaisers; im folgenden Jahr legte er sein Lehramt nieder, und 1868 ward er in den Senat berufen. Er starb 21. Sept. 1873. Einer der ausgezeichnetsten Chirurgen der Neuzeit, hat er sich besonders um die Steinoperation verdient gemacht; in weitern Kreisen aber wurde er bekannt durch die glückliche Behandlung Garibaldis und des kaiserlichen Prinzen. Er schrieb: „Traité des tumeurs de la mamelle“ (Par. 1839); „Parallèle des divers modes opératoires dans le traitement de la cataracte“ (das. 1850); „De l’influence de la position dans des maladies chirurgicales“ (das. 1851); „Éléments de pathologie chirurgicale“ (1844

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0045.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)
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