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Seite:Meyers b12 s0065.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

Vokalwerke: „Der Blumen Rache“, „Das Grab im Busento“ und „Gesang zu Pfingsten“. N. lebt gegenwärtig in Straßburg.

Nessos, Kentaur, welcher von Herakles am Fluß Euenos erlegt wurde; s. Herakles, S. 397.

Neßwish (poln. Nieswiez), Stadt im russ. Gouvernement Minsk, Kreis Sluzk, an der Lipa (Nebenfluß des Niemen), hat eine römisch-kath. Kirche, ein altes Schloß, ein Dominikaner- und ein Benediktinerkloster und (1883) 9040 Einw. (über zwei Drittel Juden). N. bildete früher ein besonderes Fürstentum und kam 1533 durch Heirat an die Familie Radziwill, welche die Stadt zu ihrer Residenz erwählte und sie befestigte. 1792 wurde N. von den Russen erstürmt.

Nest, jede von Tieren zum Schutz der auszubrütenden und heranwachsenden Jungen hergerichtete Wohnstätte. Nestbau findet sich bei mehreren Tierklassen. Sämtliche Spinnen verfertigen Nester; manche, wie die Kreuzspinne, hüten sie; andre, wie die Laufspinnen, schleppen sie mit sich herum. Bekannt ist der Nestbau des Männchens eines unsrer gemeinsten Fische, des Stichlings. Von den höhern Tieren bauen einige Säugetiere Nester (unter den Nagern z. B. das Eichhörnchen), ganz allgemein aber thun es die Vögel, wenngleich in sehr verschiedener Vollendung. So scharren z. B. die Großfußhühner (Megapodiidae, in Australien und Polynesien) Moderhaufen zusammen, vergraben die Eier darin und überlassen die Ausbrütung der von dem Fäulnisprozeß hervorgebrachten Wärme; äußerst kunstvoll ist dagegen das N. der Webervögel (Ploceidae) und Beutelmeisen (Aegithalinae), indem es aus einem an schwankendem Zweig über dem Wasserspiegel befestigten Beutel besteht, oder dasjenige des Siedelwebers (Ploceus socialis), bei welchem ein von vielen Vögeln errichtetes gemeinschaftliches Dach als Schutz für die gesonderten Nester dienen muß.

Nestel, dünner lederner Riemen oder Schnur, am Ende mit einer Art Nadel, Stift oder Beischlag zum Einsenken, Durchstecken oder Einschnüren versehen (auch Senkel genannt). Daran knüpft sich der Volksglaube vom Nestelknüpfen, der vorgeblichen Kunst, durch allerhand Manipulationen, namentlich Knüpfen von Knoten und Verschlingungen der Finger, eine Entbindung zu verhindern, jemand zeugungsunfähig zu machen u. dgl. (Ligatura Neonymphorum), ein uralter, weitverbreiteter Aberglaube, der Sage nach schon bei der Entbindung der Alkmene vom Herakles durch die eifersüchtige Hera versucht. Das Nestelknüpfen wurde schon vor Erlassung des Salischen Gesetzes für ein schweres Verbrechen erachtet und auf dem Konzil zu Regensburg mit der Strafe der Enthauptung bedroht (s. Zauberknoten). Über den Ursprung desselben vgl. Schwartz, Poetische Naturanschauungen etc., Bd. 1 (Berl. 1864).

Nestelornament.

Nestelornament, im roman. Baustil angewandte Verzierung in Gestalt schmaler, sich rechtwinkelig kreuzender, verknoteter Bänder (s. Abbildung).

Nester, Erzausscheidungen innerhalb ganz unregelmäßig geformter Hohlräume in Gebirgsschichten; vgl. Erzlagerstätten.

Nestflüchter, Nesthocker, s. Vögel und Atzvögel.

Nestling, junger Vogel, der sich noch im Nest befindet; oft auch nur der nach Ausfliegen der Geschwister zurückbleibende junge Vogel. Dann ein jung aus dem Nest genommener Raubvogel, der zur Beize abgerichtet werden soll.

Nestor, im griech. Mythus Sohn des Neleus, war von allen seinen Geschwistern der einzige, welcher der Vernichtung durch Herakles entging (s. Neleus), weil er damals zu Gerenia in Messenien erzogen wurde. Er ward Fürst von Pylos, nahm teil am Kampf der Lapithen gegen die Kentauren, an der kalydonischen Jagd und am Argonautenzug, besiegte die Arkadier, unternahm einen beutereichen Rachezug gegen die Eleer und führte als Greis die Pylier und andre Stämme in 90 Schiffen nach Troja, wo er sich nicht bloß als Held, sondern auch durch weisen Rat und Beredsamkeit auszeichnete. Nach Trojas Fall kehrte er glücklich nach Pylos heim, wo ihn später Telemach besuchte, um von ihm Kunde über seinen Vater zu erhalten. Nach ihm nennt man einen bejahrten erfahrenen Mann, auch das älteste Mitglied einer Körperschaft einen N.

Nestor, der älteste Chronist, welcher in slawischer Sprache schrieb, geb. 1066 zu Kiew, gestorben daselbst als Mönch um 1130, begann 1113 seine Chronik zu schreiben, welche einen historischen Rückblick auf die Weltgeschichte von ihrem Anfang bis zu dem genannten Jahr enthält und in ihren letzten Teilen eine der wertvollsten Quellen für slawische Geschichtsforschung bildet. Die erste Ausgabe wurde 1767 zu Petersburg von der Archäologischen Gesellschaft veranstaltet, welcher zu diesem Zweck 53 verschiedene Abschriften zu Gebote standen. Eine neue Ausgabe auf Grund der ältesten Handschrift, des Codex Laurentianus (in Faksimile hrsg. Petersb. 1872), lieferte Miklosich (Wien 1860). Die Chronik ist in einem Übergangsdialekt von der altslawischen zur altrussischen Sprache geschrieben. Unter den zahlreichen neuern Arbeiten über dieselbe sind hervorzuheben: Schlözer, Russische Annalen (Götting. 1802–1809, 5 Bde.; Übersetzung); Müller, Altrussische Geschichte nach N. (Berl. 1812), und „Monumenta Poloniae historica“, herausgegeben von Bielowski (Lemb. 1864).

Nestorĭaner, Partei innerhalb der orientalischen Kirche, genannt nach ihrem angesehensten Führer, Nestorius. Derselbe war Presbyter in Antiochia gewesen und 428 zum Patriarchen von Konstantinopel erhoben worden. Sofort machte man es ihm zum Vorwurf, daß er lehrte, das Göttliche und das Menschliche in Jesus habe auch nach der Vereinigung zu Einer Person sein eigentümliches Wesen bewahrt, und man dürfe daher Maria nicht als Gottesgebärerin, sondern nur als Christusgebärerin bezeichnen. Der Patriarch Cyrillus von Alexandria klagte ihn an, daß er die beiden Naturen in Christus zu zwei Personen mache, und das dritte allgemeine Konzil zu Ephesos 431 verdammte des Nestorius Ansichten. Er selbst wurde abgesetzt und von Ort zu Ort geschleppt, bis er um 450 eines kläglichen Todes starb. Aber noch länger als zwei Jahrhunderte dauerte der Streit, wozu er Anlaß gegeben (s. Christologie). Die seit 435 in Syrien konstituierte Partei der N. flüchtete später vor den Verfolgungen der Reichskirche nach Persien, Mesopotamien, Arabien, nannte sich aber nach ihrem frühern Wohnsitz und ihrer Kirchensprache chaldäische Christen. Auf dem Konzil zu Seleukia (498) formulierte die persische Kirche ihr von dem der katholischen Kirche abweichendes Dogma in dem oben angegebenen Sinn. Ihr Kultus ist bildlos und einfach. Das Priestercölibat ist nicht durchgeführt. Als Träger der einst in Antiochia, Edessa und Nisibis blühenden Theologie, sodann als Pfleger der

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0065.jpg&oldid=- (Version vom 4.9.2021)
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