verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12 | |
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des Ätzens zu kontrollieren, sollen die in verschiedenen Kupferstichsammlungen aufbewahrten Niellen, welche man mit der Vorgeschichte der Kupferstecherkunst (s. d.) in Verbindung bringt, auf diese Weise entstanden sein; doch sind diese Niellen meist verdächtig, und es handelt sich wohl nur um spätere Abdrücke von Kupferplatten, deren Gravierungen sich von schwarzem Grund abheben. Ein wirkliches N., eine Gravierung in Gold, war der sogen. Degenknopf Kaiser Maximilians von A. Dürer. Die Niellen sind dadurch kenntlich, daß sie Abdrücke von der Gegenseite sind. Vgl. Duchesne, Essai sur les nielles, gravures des orfèvres florentins du XV. siècle (Par. 1826). Gegenwärtig hat die Nielloarbeit ihren Hauptsitz im Innern von Rußland. Am bekanntesten sind die in Tula verfertigten silbernen Tabaksdosen, vorzüglicher aber sind die Fabrikate von Wologda und Ustjug Weliki. Eine besondere Anwendung findet das N. zur schwarzen Ausfüllung der Ziffern und Teilstriche des Minutenkreises auf metallenen Uhrzifferblättern sowie zur Emaillierung goldener Uhrgehäuse. S. auch Tafel „Ornamente IV“, Fig. 10. – Nielleur (spr. -lȫr), Niellierer, Verfertiger von Nielloarbeiten.
Niem, Theoderich (Dietrich) von, Geschichtschreiber, geb. 1350 im paderborn. Städtchen Nieheim, auf der Schule zu Korvei gebildet, erhielt in Paderborn die niedern Weihen als Kleriker, studierte sodann in Bologna und trat 1372 in den Dienst der Kurie zu Avignon, in dem er zum Abbreviator und Examinator aufstieg und reiche Pfründen erlangte. Besonders Papst Urban VI., dem er nach Rom folgte, schenkte ihm sein Vertrauen, doch verlieh ihm kein Papst die Kardinalswürde, was seinen Ehrgeiz kränkte. Auf dem Konstanzer Konzil genoß er großes Ansehen und beförderte die Herstellung der kirchlichen Einheit. Er starb 22. März 1418 in Maastricht. N. schrieb: „De Schismate libri III“, die Geschichte der Päpste 1378–1410 (Nürnb. 1532, 1592 u. öfter), die von der päpstlichen Mißwirtschaft ein lebhaftes Bild entwirft und daher vom römischen Stuhl verboten wurde; den „Nemus unionis“, einen an wichtigen Aktenstücken reichen Traktat (mit dem vorigen Werk in der Ausgabe von Schard, Basel 1566, vereinigt); „Historia de vita Joannis XXIII.“ (zuerst Frankf. 1628, dann in „Rer. germ. hist.“, Bd. 1, und von Hardt, „Concilium Constantiense“, Bd. 2, das. 1700, hrsg.) u. a. m., während seine Autorschaft bei andern Schriften, wie: „De necessitate reformationis ecclesiae in capite et in membris“, „De difficultate reformationis in capite et in membris“, zweifelhaft und die ihm zugeschriebenen „Vitae pontificum romanorum a Nicolao IV. usque ad Urbanum V. et inde ab anonymo usque ad annum 1418 continuatae additis imperatorum gestis“ (als „Continuatio chronici Martini Poloni“ von Eccardus in „Corp. hist. med. aev.“, Bd. 1, hrsg.) vermutlich ältern Ursprungs sind. Vgl. Sauerland, Das Leben des Dietrich von Nieheim (Götting. 1875); Erler, Dietrich von Nieheim (Leipz. 1887).
Niemann, Albert, Opernsänger (Tenor), geb. 15. Jan. 1831 zu Erxleben bei Magdeburg, besuchte die Schulen in Magdeburg und Aschersleben, trat dann in eine Maschinenfabrik ein, ging aber nach kurzer Zeit zum Theater über und fand zunächst als Chorist Verwendung in Dessau (1849), wo Friedrich Schneider seine Ausbildung zum Sänger veranlaßte und überwachte. Seine erste bedeutendere Stellung erhielt er 1852 in Halle. Von hier ging er auf Veranlassung des preußischen Generalintendanten v. Hülsen, dessen Aufmerksamkeit er auf sich gelenkt hatte, nach Berlin, wo er noch ein Jahr lang gründliche Studien machte, und nahm dann nach mehreren glänzenden Gastspielen in Stuttgart, Königsberg etc. ein Engagement an der Hofbühne zu Hannover an, in das er aber erst eintrat, nachdem er seine Gesangsstudien, mit Unterstützung des Königs, noch eine Zeitlang bei Duprez in Paris fortgesetzt hatte. Seit 1866 gehört er der königlichen Bühne in Berlin an. Niemanns Spezialität sind die Heldengestalten der Wagnerschen Opern, für welche sich seine imposante, echt deutsche Erscheinung und sein trotz des hellen Klanges männlicher Tenor vorzüglich eignen. Wie sein Gesang, so zeugt auch sein Spiel von einem außerordentlichen dramatischen Talent. Zahlreiche Gastspiele an den bedeutendsten Bühnen Deutschlands verschaffen N. die allgemeinste Anerkennung, namentlich aber hat er sich durch seine Mitwirkung bei den Pariser Tannhäuser-Aufführungen 1861, in denen er die Titelrolle sang, sowie bei den Baireuther Festspielen 1876 einen Ehrenplatz in der Künstlerwelt gesichert. 1859 vermählte er sich mit der Schauspielerin Marie Seebach (s. d.), von welcher er 1868 wieder geschieden wurde; später ging er eine zweite Ehe mit der Schauspielerin Hedwig Raabe (s. d.) ein.
Niembsch von Strehlenau, Nikolaus, gewöhnlich nur mit seinem Dichternamen Nikolaus Lenau genannt, ausgezeichneter Dichter, geb. 15. Aug. 1802 zu Czatad in Ungarn, studierte zu Wien Jurisprudenz und wandte sich dann der Medizin zu, ohne jedoch zur Ausübung der letztern zu gelangen. Von frühauf eine eigentümliche, zu gleicher Zeit feurige und melancholisch gestimmte Natur, deren innerste poetische Ideale mit der umgebenden Wirklichkeit in Konflikt gerieten, der Bewegung und Gärung der Zeit mit hoffendem Blick zugewandt und doch zu elegischer Trauer über den verlornen Frieden harmloser Tage gestimmt, leidenschaftlich und wiederum von krankhafter Weichheit der Empfindung, sprach Lenau die wechselnden Stimmungen seines Innern in lyrischen und lyrisch-epischen Dichtungen aus. Die beabsichtigte Herausgabe seiner „Gedichte“ (Stuttg. 1831, 4. Aufl. 1840) führte ihn nach Stuttgart, wo er im Kreis der schwäbischen Dichter große Sympathien gewann und sich besonders eng an Justinus Kerner, Schwab und K. Mayer anschloß. Doch konnten zunächst weder die neuen Freunde noch die Aussichten auf litterarischen Ruhm Lenau bewegen, von der beabsichtigten Reise nach Amerika abzustehen; er hoffte in den Urwäldern die Befriedigung zu finden, die ihm daheim selbst die Einsamkeit der Alpen versagte. Er trat die Reise nach den Vereinigten Staaten 1832 an, kaufte dort etwas Land an, das er an einen seiner Reisegefährten verpachtete, und bereiste zu Pferde den Westen der Union. Der Eindruck der amerikanischen Zustände konnte auf eine tieflyrische Natur wie die Lenaus nur ein abstoßender sein; amerikamüde kehrte er nach Verlauf einiger Monate nach Europa zurück, wo inzwischen seine Gedichte ihre erste Verbreitung gewonnen hatten. Die Dichtererscheinung Lenaus mußte in einer gärenden Übergangsepoche, wie die 30er Jahre waren, das höchste Interesse wachrufen. Neben der tiefen Innigkeit des Gefühls, dem melodischen Reiz seines lyrischen Ausdrucks wirkte bei seinen frühern und spätern Gedichten auch die Eigentümlichkeit des Kolorits. Die Bilder aus seiner ungarischen Heimat verliehen namentlich den kleinern epischen Dichtungen Lenaus ihren unwiderstehlichen Reiz, und die Mischung kräftiger Züge der Wirklichkeit und elegischer Grundstimmung kam
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0165.jpg&oldid=- (Version vom 19.5.2022)