verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12 | |
|
letzten Hälfte des Juli und im August; das Weibchen sitzt am Tag träge an Baumstämmen, während das Männchen leichter aufgescheucht wird und dann taumelnd umherfliegt. Nach der Paarung legt das erstere die Eier nesterweise zu je 20–50, im ganzen etwa 150, zwischen Rindenschuppen, Moos, Flechten etc. ohne schützende Umhüllung. Ende April oder Anfang Mai kriechen die Räupchen aus, bleiben einige Tage in Familien (Spiegel) zusammen und sind im Juni oder Juli erwachsen. Sie sind ziemlich stark behaart, meist rötlich, seltener grünlichgrau, mit dunkler, einen länglichen, hellen Fleck einschließender Rückenbinde, auf dem zweiten Ring mit samtschwarzem, fast herzförmigem Fleck beginnend. Die Puppe ist anfangs grünlich, später dunkelbraun, bronzeschillernd, mit weißlichen oder rötlichen Haarbüscheln, und ruht etwa 15–20 Tage hinter einigen Fäden an Baumstämmen, auch zwischen den Laubblättern oder Nadeln der Futterpflanze, zu Ende Juni oder Anfang Juli. Die N. ist eins der schädlichsten Insekten, ihre Raupe frißt Kiefern- und Fichtennadeln, aber auch Eichen-, Buchen- und Birkenblätter, geht auch auf Apfel- und Pflaumenbäume und in der Not auf Lärchen und Wacholder, hat aber bisher den Fichten am meisten geschadet. Unter den Kiefern sollen 20–50jährige Stangenhölzer am meisten durch die N. leiden. Sie beißt die Nadeln in der Mitte oder noch tiefer an und verzehrt nur das untere Ende, während die obere Hälfte herabfällt; ebenso frißt sie an Laubhölzern nur den untern Teil der Blätter. In der Regel entnadelt sie die Bäume nicht ganz, frißt auch nur während eines Jahrs in demselben Distrikt; dann wandert der Schmetterling weiter und legt seine Eier an noch unversehrte Bäume. Zur Bekämpfung der N. sammelt man die Eier, tötet die jungen Raupen, solange sie in Spiegeln zusammensitzen (Spiegeln), und sammelt die Raupen, Puppen und weiblichen Schmetterlinge. Im Biesenthaler Revier sammelte man 1839–40: 10 Ztr. Nonneneier, von welchen 20,000 Stück auf ein Lot gingen. Im Rothebuder Revier fraß die N. 1855 auf 16,354 Morgen die Fichten kahl und beschädigte sie auf 5840 Morgen so stark, daß voraussichtlich der größte Teil zum Abtrieb kommen mußte. Das trocken gewordene Holz betrug 264,240 Massenklafter. Der Schwammspinner (Dickkopf, Rosenspinner, O. [L.] dispar L., s. Tafel „Waldverderber II“) erscheint in beiden Geschlechtern ungemein verschieden. Das Weibchen ist 8 cm breit, plump gebaut, schmutzig weiß, am dicken Ende seines Hinterleibes mit braungrauer Wolle bekleidet, auf den weißen Flügeln mit schwarzen Zackenbinden gezeichnet. Das 4,5 cm breite Männchen ist graubraun, am Hinterleib hellgrau, einreihig schwarz gefleckt, an der Spitze zottig bebuscht; die Vorderflügel sind graubraun, mit verwaschenen, dunkeln Zackenlinien, die Hinterflügel braungelb; er findet sich in ganz Europa und Algerien, fehlt in einigen nordwestlichen Distrikten Deutschlands, fliegt bei uns im Juli und August; das äußerst träge Weibchen legt 300–500 Eier in Kuchen, eingebettet in die braunen Haare seiner Hinterleibsspitze, so daß die Häufchen einem Stück Feuerschwamm gleichen (große Schwämme, daher der Name), an Baumstämme und Mauern. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen aus und fressen die Knospen und Blätter der Obstbäume, besonders der Zwetschen, auch der Rosen und vieler Laubhölzer. Die Raupe hat eine gelbliche Längslinie auf dem schwarzgrauen, heller gesprenkelten Rücken, zwei blaue Warzen auf den fünf ersten, je zwei rote auf den sechs folgenden Körperringen und außerdem noch zwei Reihen Warzen, welche wie die übrigen lange, vorherrschend weißliche Haarbüschel tragen. Nach der letzten Häutung besitzt die Raupe einen sehr dicken, gelblichgrauen, braun gefleckten Kopf (daher der Name Dickkopf). Die lebhafte, vorn gerundete, hinten kolbig gespitzte, matt schwarze und mit einzelnen gelben Haarbüscheln bewachsene Puppe hängt hinter wenigen Fäden in einer Rindenspalte oder zwischen einigen Blättern. Zur Vertilgung des Schwammspinners sammelt man die Eier, die sehr hart und daher schwer zerstörbar sind, und die Weibchen. Die Haare der Raupen können auf der Haut empfindlicher Leute Entzündung hervorrufen.
Nonnen, leichtes Buttergebäck aus zusammengelegten Semmelscheiben, von denen die eine Scheibe in Rotwein, die andre in versüßter Milch eingeweicht ist; Nonnenbiskuit, aus Mandeln, Orangeblütenwasser, Eidotter, Zitronat und Eischnee bereitetes Biskuit in Form kleiner Törtchen.
Nonnengeräusch (Nonnensausen, franz. Bruit de diable), das Geräusch, welches bei manchen Personen beim Anlegen des Stethoskops an die Drosselvenen gehört wird und durch das Ausströmen des Bluts aus den Jugularvenen in den weiten Bulbus jugularis entsteht. Man hört das N. am häufigsten bei blutarmen Menschen, am stärksten in der Drosselvene, doch auch in der Arm- und Schenkelvene. Durch die Anwesenheit des Nonnengeräusches wird die Diagnose der Blutarmut bestätigt; doch muß es als ein weniger bedeutungsvolles Symptom hingestellt werden, da es auch durch Seitwärtsbeugung des Kopfes beim Gesunden hervorgebracht werden kann.
Nonnennägelein, s. Nigella.
Nonnenvögel, s. Amadinen.
Nonnenwerth, s. Rolandswerth.
Nonnos, griech. Dichter aus Panopolis in Ägypten, lebte im 5. Jahrh. n. Chr. und schrieb als Heide mit poetischem Talent und in lebhafter, rhetorischer Sprache ein für unsre Kenntnis des Dionysischen Sagenkreises unschätzbares Epos in 48 Büchern: „Dionysiaca“ (hrsg. von Gräfe, Leipz. 1819–26, 2 Bde.; von Köchly, das. 1858, 2 Bde.). Als Christ verfaßte er eine versifizierte Metaphrase des Johannesevangeliums (hrsg. von Passow, Leipz. 1834; von Scheindler, das. 1881; übersetzt von Winckler, Gießen 1838). Vgl. Ludwich, Beiträge zur Kritik des N. (Königsb. 1873).
Nonobstánz (neulat.), Wiedereinsetzungs-, Wiederherstellungsurkunde.
Non olet (lat.), „Es (nämlich das Geld) stinkt nicht“, ein auf den Kaiser Vespasian zurückgeführter Ausspruch, den jener gethan haben soll, als ihn sein Sohn Titus wegen einer auf den Harn gelegten Steuer getadelt hatte.
Non omnĭa possŭmus omnes, lat. Sprichwort: „Wir können nicht alle alles“, d. h. der eine leistet dies, der andre jenes.
Non omnibus dormĭo (lat.), „Ich schlafe nicht bei allem“ (werde nicht zu allem schweigen).
Non omnis morĭar (lat.), „Nicht ganz werde ich sterben“, Citat aus Horaz’ Oden (III, 30, 6).
Nonpareille (franz., spr. nongparä́[l]j, Nompareil), in der Buchdruckerkunst Schriftgattung von 6 typographischen Punkten Kegelstärke.
Non plus ultra (lat.), „Nicht darüber hinaus“, oft substantivisch s. v. w. das Höchste, Unübertreffliche.
Non possŭmus (lat., „Wir können nicht“), mit Anwendung der Stelle aus Apostelgesch. 4, 20, Antwort des Papstes Clemens VII. auf die drohende Aufforderung des Königs Heinrich VIII. von England, ihn von seiner Gemahlin Katharina zu scheiden;
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0211.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2022)