verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12 | |
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nach Nowaja Semlja, trieb von dort mit dem Eis nach Norden und entdeckte und erkannte Kaiser Franz Joseph-Land als einen ausgedehnten Länderkomplex. Das Schiff 1874 verlassend, wurden die Seefahrer von russischen Fangschiffern gerettet. Die mit bewundernswerter Ausdauer durchgeführten Beobachtungen haben die Wissenschaft im höchsten Maß bereichert. Kaiser Franz Joseph-Land wurde in der Folge noch mehrmals besucht, 1879 von einer holländischen Expedition unter Bruyne, 1881 von Leigh Smith, der dort auch überwinterte u. sich mit seiner Mannschaft nach Verlust seines Schiffs nach Nowaja Semlja rettete. Erwähnenswert sind ferner die wissenschaftliche Untersuchung der Insel Jan Mayen durch eine norwegische Expedition unter Mohn 1877, die Entdeckung der kleinen Insel Einsamkeit unter 77° nördl. Br. und 86° östl. L. v. Gr. durch Kapitän Johansen 1878 und die seit 1878 fast alljährlich erneuten, mit Tiefseemessungen verbundenen Fahrten des holländischen Schiffs Willem Barents. Auch im Karischen Meer, dem „Eiskeller Europas“, hatte man seit 1869 mehrere Jahre hintereinander ungewöhnlich günstige Eisverhältnisse angetroffen, und eine Reihe von Walfischfängern und Handelsschiffen erreichte selbst die Mündungen von Ob und Jenissei, die des letztern zuerst Nordenskjöld 1875. Dieser entschloß sich dann auch, den seit Jahrhunderten nicht wieder erneuerten Versuch einer nordöstlichen Durchfahrt zu machen. Er verließ im Juli 1878 mit den Schiffen Vega (Kapitän Palander) und Lena (Kapitän Johansen) und einem ganzen wissenschaftlichen Stab Europa, durchschiffte das ganze sibirische Eismeer und erreichte, während die Lena den Lenastrom hinauffuhr, mit der Vega glücklich die Beringsstraße und den Großen Ozean. Indessen die daran geknüpften Hoffnungen für einen regelmäßigen Handelsverkehr mit Sibirien sind nicht erfüllt worden. Die Eisverhältnisse des Karischen Meers gestalteten sich wieder ungünstiger, und nur sehr wenige Schiffe konnten die westsibirischen Flüsse erreichen.
Wie früher erwähnt, hatte Kellett 1849 die Heraldinsel entdeckt und weiter westlich eine andre Küste, von ihm Ploverland genannt, erblickt, welche 1855 von Rodgers vergebens gesucht, aber 1867 von Kapitän Long wirklich gefunden und Wrangell-Land getauft wurde, Die Bemühungen von Maidell 1868 und Onatzewitsch 1876, dieses neue Polarland zu erreichen und zu untersuchen, blieben erfolglos. Eine amerikanische Expedition verließ 1879 San Francisco auf der Jeannette unter Kapitän Delong, um durch die Beringsstraße nach Norden vorzudringen. Die Jeannette segelte an der Heraldinsel vorbei, geriet in einen Treibeisgürtel, von dem sie hin- und hergetragen wurde, bis sie 13. Juni 1881 zwischen 77 und 78° nördl. Br. und 155° östl. L. versank. Die Mannschaft suchte sich auf drei Booten nach der sibirischen Küste zu retten, was aber nur zweien gelang, und auch von diesen fanden fast alle Insassen des einen, unter ihnen auch Delong, auf den Schnee- und Eisfeldern Sibiriens ihren Tod. Die Hauptresultate dieser Expedition sind die Entdeckung der kleinen Jeannetteinsel (76°47′ nördl. Br., 159°20′ östl. L.), der etwas größern Henrietteinsel (77°8′ nördl. Br., 157°43′ östl. L.) und der Bennettinsel (76° nördl. Br., 148° östl. L.). Das Ausbleiben jeglicher Nachrichten von der Jeannette während zweier Jahre hatte die Absendung einiger andrer Schiffe nach dem sibirischen Eismeer zur Folge. Hooper landete 1881 sowohl auf der Heraldinsel als auf Wrangell-Land, fand aber ebensowenig eine Spur der Jeannette wie Berry, welcher Wrangell-Land aufnahm, aber sein Schiff durch eine Feuersbrunst einbüßte. Wadleigh, welcher das Meer zwischen Grönland und Spitzbergen nach der Jeannette absuchen sollte, fand westlich von letzterm die Eisverhältnisse so ungünstig, daß er unter 80°10′ nördl. Br. umkehrte.
Versuche, von W. her in das sibirische Eismeer zu dringen, verliefen ungünstig. Eine dänische Expedition unter Hoovgaard 1882 mit dem Dampfer Dymphna gelangte zwar durch die Karische Pforte in das Karische Meer, wurde hier aber vom Eis festgehalten und kehrte Ende des Jahrs nach Vardö zurück. Eine niederländische Expedition, welche den Dicksonshafen an der Jenisseimündung zum Ziel hatte, mußte dies Schicksal teilen. Der Willem Barents versuchte 1884 zum siebentenmal vergeblich, in das Karische Meer einzudringen; ein mitgebrachter Gedenkstein für Barents an dessen Winterhafen an der Nordostküste konnte nicht errichtet werden. Nach den Neusibirischen Inseln unternahmen 1886 Bunge und Toll eine Expedition von Kasatschin an der untern Lena.
Eine Prüfung des Verlaufs aller N. läßt erkennen, daß die Erfolge besonders von Winden und Strömungen abhängen, welche oft sehr rasche Veränderungen in der Lage der Eismassen bewirken, so daß ein Fahrzeug dort zurückweichen muß, wo ein andres wenige Tage später freies Fahrwasser findet. Durch fortgesetzte Unternehmungen wird endlich wohl der Pol erreicht werden, während Expeditionen, denen dieses nicht gelingt, doch immer das fördern, was mit Weyprecht die internationale Polarkonferenz in Petersburg im August 1881 für das Wichtigste erklärte: wissenschaftliche Erkenntnis. Um diese zu fördern, beschloß die Konferenz, es möchte mit Aufgabe der kostspieligen und wenig fruchtbaren Bestrebungen, den Pol zu erreichen, nach Weyprechts Plan eine Reihe zirkumpolarer wissenschaftlicher Beobachtungsstationen zugleich eingerichtet und besetzt werden, ein Vorschlag, der 1882 zur Ausführung kam, so daß wir aus diesen gleichzeitigen Beobachtungen zunächst für die verschiedensten Zweige der Naturwissenschaften, aber sicher auch für die Geographie bedeutende Resultate erwarten dürfen (vgl. Polarforschung). Übrigens haben sich auf den deutschen Geographentagen einflußreiche Stimmen wiederholt für die Wiederaufnahme der Polarexpeditionen erklärt. Von neuern Plänen zur Erreichung des Nordpols seien erwähnt die von Greeley und Melville empfohlene Route über Franz Joseph-Land sowie die von Gilder und von Macarthur von der Hudsonbai aus. Vgl. außer den speziellen Reisewerken: Barrow, Chronological history of voyages into the arctic regions (2. Aufl., Lond. 1846); Richardson, Polar regions (das. 1861); Shillinglaw, Narrative of arctic discovery (neue Ausg., das. 1851); Peschel, Geschichte der Erdkunde (2. Aufl., Münch. 1877); Markham, The threshold of the unknown region (4. Aufl., Lond. 1876); D. Murray Smith, Arctic expeditions from British and foreign shores (das. 1875–77, 3 Bde.); Weyprecht, Die Nordpolexpeditionen der Zukunft (Wien 1876); Chavanne u. a., Die Litteratur über die Polarregionen der Erde (das. 1878); Hellwald, Im ewigen Eis. Geschichte der Nordpolfahrten (Stuttg. 1880); R. Andree, Der Kampf um den Nordpol (4. Aufl., Leipz. 1883); Löwenberg, Die Entdeckungs- und Forschungsreisen in den beiden Polarzonen (das. 1886).
Nordpunkt (Mitternachtspunkt), derjenige der beiden Schnittpunkte des Meridians mit dem Horizont, welcher dem Nordpol näher liegt. Magnetischer N.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0231.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2023)