verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12 | |
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Öl und Wein bauen, Mühlen und Branntweinbrennereien betreiben.
Novellāra, Städtchen in der ital. Provinz Reggio nell’ Emilia, Kreis Guastalla, hat einen alten Palast, ehemalige Residenz der Gonzaga (Grafen von N.), mit interessantem Archiv und (1881) 1532 Einw.
Novelle (ital., „Neuigkeit“), diejenige epische Dichtungsform, welche, wie der Roman (s. d.), ein natürliches Geschehen als wunderhaft darstellt und dadurch sowohl zum Märchen (s. d.), welches ein wunderbares Geschehen als natürlich erscheinen lassen will, wie zum Epos (s. d.), welches ein Wunderbares als wunderbar, und zur Erzählung (s. d.), welche ein Natürliches als natürlich darstellt, im Gegensatz steht. Die N. unterscheidet sich vom Roman durch den Umstand, daß sie nur eine einzige, der Roman eine ganze Aufeinanderfolge von Begebenheiten darstellt, daher der „romanhafte“ Schein bei der N. durch die Beschaffenheit dieser einzelnen dargestellten Begebenheit selbst erweckt werden muß, während er im Roman auch durch die (romanhafte) Beschaffenheit der Aufeinanderfolge an sich natürlich erscheinender Begebenheiten geweckt werden kann. Die dargestellte Begebenheit muß „neu“ (auffällig, unerhört, wunderlich und daher scheinbar unnatürlich) entweder durch die in ihr enthaltene Situation (Situationsnovelle) oder durch die in ihr auftretenden Charaktere (Charakternovelle) sein. Durch die Beschränkung auf eine einzige Begebenheit ist die N. dem Drama, wie der Roman als Darstellung einer ganzen Reihe von Begebenheiten dem Epos, verwandt. Dramatiker, wie Shakespeare, Calderon, haben daher ihre Dramenstoffe nicht selten aus Novellen (z. B. „Romeo und Julie“) entlehnt oder sind, wie H. v. Kleist, Fr. Hebbel, Halm u. a., zugleich Novellisten gewesen. Meister der N. sind: Boccaccio („Il Decamerone“) und Bandello, später Tommaso G. Masuccio und G. Franc. Straparola in Italien; Don Juan Manuel und vornehmlich Cervantes in Spanien; die Königin Margarete von Navarra, Scarron, Marmontel und Voltaire in Frankreich; unter den Deutschen Goethe, Tieck, H. v. Kleist, H. Steffens, P. Heyse, F. Halm, Storm, K. Ferd. Meyer, Gottfried Keller u. a. Eine Auswahl italienischer, spanischer, französischer, englischer und deutscher Novellen enthält E. v. Bülows „Novellenbuch“ (Leipz. 1834–36, 4 Bde.). Außerdem gaben A. v. Keller einen „Italienischen Novellenschatz“ (Leipz. 1851–52, 6 Bde.), Paul Heyse mit H. Kurz einen „Deutschen Novellenschatz“ (Münch. 1870–76, 24 Bde.) und „Novellenschatz des Auslandes“ (das. 1872–74, 14 Bde.) sowie mit Laistner einen „Neuen deutschen Novellenschatz“ (das. 1884 ff.) heraus.
Novellen (lat. novellae leges, „neue Gesetze“), Verordnungen Justinians, welche nach dem Abschluß seiner Rechtssammlungen erschienen. Die in das Lateinische übertragenen und von den Glossatoren anerkannten N. werden Authenticae genannt (s. Corpus juris). In der neuern Rechtssprache wird die Bezeichnung N. auch für Nachtragsgesetze überhaupt gebraucht.
Novellist, Novellenschreiber, -Dichter; novellistisch, novellenhaft (s. Novelle).
Novello, Clara Anastasia, Konzert- und Opernsängerin, geb. 10. Juni 1818 zu London, Tochter des als Organist, Komponist und Musikverleger bekannten Vincent N. (gest. 1861 in Nizza), erhielt ihre Ausbildung teils in Paris im Choronschen Kirchenmusikinstitut, teils in London durch Costa und Moscheles und debütierte 1836 als Konzertsängerin in London sowie in andern Städten Großbritanniens. Nachdem sie hierauf in Leipzig (auf Mendelssohns Einladung), Berlin, Wien und Petersburg gastiert, besuchte sie auch Italien, wo sie in Bologna mit Rossini zusammentraf und von diesem bestimmt wurde, sich der Bühne zu widmen. Infolgedessen nahm sie um 1839 ein Engagement an der Italienischen Oper des Drurylane-Theaters zu London an, ging 1841 auch nach Italien und sang dort auf verschiedenen Bühnen, überall mit glänzendem Erfolg, bis sie 1843, nach England zurückgekehrt, mit dem Musikfest in Birmingham ihre künstlerische Laufbahn beschloß. Um dieselbe Zeit verheiratete sie sich mit dem Grafen Gigliucci und ließ sich später nur noch gelegentlich hören. Seit 1860 lebt sie völlig zurückgezogen in der Nähe von Genua. – Ihr Bruder Joseph Alfred, geb. 1810, war Baßsänger, hat sich aber besonders als Leiter des väterlichen Verlagsunternehmens Verdienste erworben und zog sich 1856 nach Italien zurück.
Novémber (v. lat. novem, „neun“, weil der Monat im altröm. Kalender der neunte war; deutsch: Windmonat), gegenwärtig der elfte Monat des Jahrs, mit 30 Tagen. Die Sonne tritt im N. aus dem Zeichen des Skorpions in das des Schützen. Die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen Zeitraum für den Monat vorgekommenen Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur, ist größer als im Oktober, aber kleiner als im Dezember; sie beträgt für das nordöstliche Europa 1,9, für die baltischen Länder 1,5, für Deutschland 1,6, für Westeuropa 1,4, für England 1,1, für Italien 1,2° C.
Novemberverträge, Bezeichnung der Staatsverträge, durch welche die süddeutschen Staaten (November 1870) dem Norddeutschen Bund beitraten (s. Deutschland, Geschichte, S. 903).
Noverre (spr. -wǟr), Jean Georges, berühmter franz. Tänzer, der Reformator des Balletts, geb. 29. März 1727 zu Paris, bildete sich unter Dupré zum Tänzer aus, erntete schon 1743 bei seinem ersten Auftreten in Fontainebleau ungemeinen Beifall und gastierte hierauf zu Berlin, wurde dann Ballettmeister an der Komischen Oper in Paris, später ebenso in London (in Garricks Truppe) und Lyon. Seine „Lettres sur les arts imitateurs“ (Lyon 1767; neue Ausg., Par. 1807, 2 Bde.) veranlaßten seine Berufung als Ballettmeister nach Stuttgart, wo seine Ballette das Aufsehen ganz Europas erregten. Später wirkte er in gleicher Eigenschaft zu Wien, Mailand und von 1776 an der Großen Oper zu Paris, wo er auch zu Glucks und Piccinis Opern Ballette schuf. Seit 1780 der Bühne fern, starb er 19. Nov. 1810 in St.-Germain en Laye. Weiteres s. Ballett, S. 294.
Novi, 1) Stadt in Bosnien, Kreis Bihac, Station der Militärbahn Doberlin-N.-Banjaluka, an der Mündung der Sanna in die Unna, mit (1885) 2147 meist mohamm. Einwohnern. Bei N. haben 1629, 1717 und 1789 Kämpfe zwischen Österreichern und Türken stattgefunden. – 2) Stadt in Italien, s. Novi Ligure.
Novibāzar, Stadt, s. Novipasar.
Novi Ligūre, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Alessandria, am Fuß der Apenninen und an der Eisenbahn Genua-Alessandria (mit Abzweigung nach Tortona), hat ein Handelsgericht, ein Lyceum, Gymnasium, eine Notariatsschule, technische Schule, Seidenspinnereien und (1881) 9917 Einw. Es nimmt Teil an der strategischen Lage von Alessandria, daher hier wiederholt Schlachten geschlagen wurden (Sieg der Russen und Österreicher unter Suworow über die Franzosen unter Joubert 15. Aug. 1799, Sieg
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0270.jpg&oldid=- (Version vom 5.9.2021)