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Seite:Meyers b12 s0452.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

welche der Farbe den weitesten Spielraum gewährt. Die Ornamente aller Stilperioden werden, je nach dem Zweck, nachgeahmt oder für die modernen Bedürfnisse umgebildet; die Renaissance, der Barock-, der Rokokostil werden besonders bevorzugt. Vgl. auch die Tafeln „Moderne Bronzekunstindustrie“, „Keramik“, „Möbel“, „Schmiedekunst“, „Schmucksachen“ und „Weberei“.

Vgl. Bötticher, Tektonik der Hellenen (2. Aufl., Berl. 1869 ff.); Semper, Der Stil (2. Aufl., Münch. 1878); Owen Jones, The grammar of ornament (Lond. 1865; deutsche Ausgabe, Leipz.); Racinet, Das polychrome O. (deutsche Ausg., 3. Aufl., Stuttg. 1881; zweite Serie 1885–87); Jacobsthal, Grammatik der Ornamente (Berl. 1874); Kanitz, Katechismus der Ornamentik (3. Aufl., Leipz. 1884); Lièvre, Les arts décoratifs à toutes les époques (Par. 1873); Bucher u. Gnauth, Das Kunsthandwerk (Stuttg. 1874–76); Christmann, Kunstgeschichtliches Musterbuch (Frankf. 1876); Hirth, Der Formenschatz (Leipz. 1877 ff.); Blanc, Grammaire des arts décoratifs (Par. 1881); Kolb u. Dolmetsch, Ornamentenschatz (2. Aufl., Stuttg. 1887 ff.); F. S. Meyer, Ornamentale Formenlehre (Leipz. 1883–86, 300 Tafeln; Handausg. u. d. T.: „Handbuch der Ornamentik“, 1888).

Ornaméntstiche, Kupferstiche und Holzschnitte, welche Ornamente darstellen und dazu bestimmt sind, Künstlern sowie Handwerkern bei ihren Arbeiten als Vorbilder zu dienen; im engern Sinn die ornamentalen Kupferstiche der ältern Meister, besonders jener des 16. Jahrh., welche teils von Handwerkern, besonders Goldschmieden, selbst herrühren, teils von Kupferstechern komponiert sind. In Deutschland haben namentlich die sogen. „Kleinmeister“ (Aldegrever, die beiden Beham u. a.) O. geliefert; die Mehrzahl der noch vorhandenen ist jedoch nur mit (noch unerklärten) Monogrammen versehen oder anonym. In Frankreich haben vornehmlich Androuet du Cerceau und Jean le Pautre ausgezeichnete O. ausgeführt. Eine sehr große Sammlung solcher (jetzt meist sehr seltenen) Stiche besitzt das k. k. Museum für Kunst und Industrie zu Wien („Illustrierter Katalog“ von Schestag, Wien 1872), die größte, von dem Franzosen Detailleur gesammelte das Kunstgewerbemuseum in Berlin. Vgl. Guilmard, Les maîtres ornemanistes (Par. 1881); Hirth, Der Formenschatz (Leipz. 1877 ff.); Wessely, Das Ornament und die Kunstindustrie (Berl. 1877, 2 Bde.).

Ornans (spr. -āng), Stadt im franz. Departement Doubs, Arrondissement Besançon, an der Loue und der Eisenbahn L’Hôpital du Gros Bois-Lods, hat eine große Kirche aus dem 16. Jahrh. mit schönen Gemälden, Gerbereien, Papier- und Käsefabrikation (Gruyèrekäse), Weinbau und (1881) 3197 Einw. In der Umgegend viele Grotten und Kaskaden.

Ornāt (lat. ornatus), überhaupt Schmuck, vorzugsweise die Kleidung, welche die Geistlichen bei Amtsverrichtungen tragen. S. Klerus.

Orne (spr. orn), 1) Fluß im nördlichen Frankreich, entsteht auf den Hügeln der Perche, westlich von Séez im Departement O., fließt nordwestlich durch dasselbe, dann nördlich durch das Departement Calvados, eins der herrlichsten Thäler der Normandie bildend, ist von Caen an durch einen Kanal schiffbar gemacht und mündet 18 km davon nach einem Gesamtlauf von 158 km in den Kanal La Manche. – Das nach dem Fluß genannte Departement, gebildet aus einem Teil der eigentlichen Normandie, aus dem Herzogtum Alençon und dem nördlichen Teil der Landschaft Perche, grenzt an die Departements Calvados (nördlich), Eure (nordöstlich), Eure-et-Loir (östlich), Sarthe und Mayenne (südlich), Manche (westlich) und umfaßt 6097 qkm (110,7 QM.). Das Land bildet eine Hochebene, welche in ihrer ganzen Länge von Osten nach W. von einer Hügelkette (Collines de Perche) durchschnitten wird, die das Stromgebiet der Loire von dem des Kanals La Manche scheidet, in ihrem höchsten Punkt 417 m erreicht und zahlreiche Zweige gegen N. und S. entsendet. Die bedeutendsten Flüsse sind: Eure mit Iton und Rille, die in die Seine, Touques, Dives und Orne, die in den Kanal, Sarthe mit Huisne und Mayenne mit Varenne, welche in die Loire münden. Einige kleine, rund geformte Seen sieht man für Krater erloschener Vulkane an. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 367,248 Bewohner und weist seit Jahren eine stetige Abnahme auf (seit 1861 um 56,102 Seelen). Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, der Landbau aber wenig vervollkommt. Vom Gesamtareal kommen auf Äcker 332,129, Wiesen 151,282, Wälder 85,507, Heiden und Weiden 10,151 Hektar. Hauptprodukte sind Getreide und zwar außer Weizen und Hafer besonders Gerste und Buchweizen, auch Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Hanf, Gemüse und sehr viel Obst, insbesondere Äpfel und Birnen zur Bereitung von Cider und Birnmost (jährlich über 1 Mill. hl). Der Weinstock gedeiht nicht. In den Waldungen gibt es noch viele Wölfe und Füchse, außerdem Hirsche, Rehe, wilde Schweine, Hasen und Kaninchen. Die trefflichen Weiden und Wiesen unterstützen die Viehzucht in hohem Grad; berühmt sind: die Pferde (63,266 Stück), das Rindvieh (195,346 Stück) und zwar sowohl Mastochsen als Milchkühe mit ihren Produkten, Butter und Käse (camembert), sodann Schweine und Gänse. Auch Fischerei und Bienenzucht werden stark betrieben. Das Mineralreich liefert Granit, sehr reinen Quarz (Diamanten von Alençon), Marmor und Kalkstein. Die hervorragendsten Zweige der Industrie sind: die Baumwollspinnerei und -Weberei (120,000 Spindeln, 3200 Kraft- und 3800 Handstühle), die Hanfspinnerei und Leinwandweberei, die Färberei und Bleicherei, ferner die Eisen- und Glasindustrie, die Fabrikation von Papier, Kerzen, Handschuhen etc. und die Gärtnerei. Die ehemals so berühmte Fabrikation von Spitzen (points d’Alençon) hat fast ganz aufgehört. Der Handel mit den Erzeugnissen des Bodens und der Industrie ist sehr schwunghaft; als Verkehrsmittel dienen ihm die das Departement durchschneidenden Eisenbahnlinien von Le Mans über Alençon nach Caen und von Paris über Argentan nach Granville, denen sich noch die Linien Alençon-Condé, Caen-Flers-Laval u. a. anschließen. Das Departement zerfällt in die vier Arrondissements: Alençon, Argentan, Domfront und Mortagne und hat Alençon zur Hauptstadt.

2) Linker Nebenfluß der Mosel, entspringt in Frankreich nördlich von Verdun, tritt bei Grand Moyeuvre nach Deutschland über und mündet oberhalb Hückingen; 86 km lang. In ihrem Thal befinden sich (auf deutschem Boden) große Eisenwerke.

Ornellas (spr. -nelljas), Agostinho d’, portug. Dichter und Übersetzer, Pair des Königreichs, geb. 14. März 1836 zu Funchal auf Madeira, gehört einer der ältesten Familien Portugals an. Nachdem er seine Studien vollendet hatte, wurde er der portugiesischen Gesandtschaft in den Vereinigten Staaten, dann 1859 der in Berlin beigegeben, 1862 nach Rio de Janeiro und 1864 nach Petersburg versetzt. In Berlin hatte er den Plan zur Übersetzung des Goetheschen „Faust“ gefaßt, die er, nachdem er 1867 den diplomatischen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0452.jpg&oldid=- (Version vom 9.5.2022)
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