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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

von Napoleon O., noch gegenwärtig in Rom blüht und den Fürsten Philipp, geb. 10. Dez. 1842, zum Haupt hat. Jener Matthäus Rubeus oder Rossi war der erste, der als Präfekt von Rom 1154 gegen Kaiser Friedrich I. die Waffen ergriff, wofür ihm der Papst den Titel „Vater des Vaterlandes“ verlieh und ein mit Edelsteinen geziertes Stirnband schenkte, welches der im Orsinischen Wappen befindlichen Binde die Entstehung gegeben haben soll. Johann Cajetan O. bestieg als Nikolaus III. 1277 den päpstlichen Stuhl. Francesco O. ward 1417 zum ersten Grafen, sein Sohn Jacopo O. 1463 zum Herzog von Gravina und Beroald O. 1724 zum deutschen Reichsfürsten und später zum Fürsten des päpstlichen Stuhls ernannt. Andre berühmte Glieder des Geschlechts waren: Niccolò O., Graf von Petigliano, geb. 1442, diente als General dem Haus Anjou in den Kriegen um Neapel, der Republik Siena, dem Papst Sixtus IV., den Florentinern, endlich seit 1495 den Venezianern. Beim Ausbruch des Kriegs mit der Liga von Cambrai als Generalkapitän an die Spitze der venezianischen Heere gestellt, eroberte er Padua und verteidigte es mit Erfolg gegen die kaiserliche Armee. Er starb 1510 in Lunigo bei Vicenza. – Virginio O., Herr von Bracciano, einer der ausgezeichnetsten Feldherren Italiens, ergriff in dem Krieg des Papstes Sixtus IV. mit dem Herzog von Ferrara Partei für den Papst und siegte 1482 bei Campo Morto über die Neapolitaner. In dem Krieg Neapels gegen die Franzosen stand er erst auf seiten der erstern, später (1496) der letztern Macht, geriet aber bei der Kapitulation zu Atella mit seinem Bruder Paolo O. in neapolitanische Gefangenschaft und starb 1497. – Paolo Giordano, geb. 1541, ward 1560 von Pius IV. zum Herzog von Bracciano erhoben, kommandierte 1566 des Papstes Paul IV. Truppen, als die Türken Italiens Küsten bedrohten, und führte in dem Feldzug von 1571 das Kommando über die gesamten italienischen Völker; starb 1585 in Salo am Gardasee. – Anna Maria, Fürstin O., geb. 1643, Tochter des Prinzen de la Trémoille, heiratete zuerst den Fürsten Talleyrand-Chalais, der 1670 starb, dann zu Rom 1675 den Herzog O.-Bracciano, der 1698 starb. Hierauf zur Oberhofmeisterin (camarera-mayor) der jungen Königin von Spanien, ersten Gemahlin Philipps V., ernannt, beherrschte sie diese und durch sie den König und leitete die Regierung Spaniens. Nach dem Tode der Königin (1714) empfahl sie Philipp als zweite Gemahlin Elisabeth Farnese in der Hoffnung, auch bei dieser ihren Einfluß zu behaupten, wurde aber von derselben sofort aus Spanien verwiesen und starb 1722 in Rom. Vgl. Combes, La princesse des Ursins (Par. 1858). – Der Herzog Pietro Francesco O. bestieg 1724 als Benedikt XIII. den päpstlichen Stuhl. Er hatte abermals einen O., Lorenzo, unter dem Namen Clemens XII. zum Nachfolger, der 1740 starb. – Von den O. leitet auch das deutsche Fürstenhaus Rosenberg seinen Ursprung her und nennt sich O. und Rosenberg.

Orsīni, Felice, Graf von, durch ein Attentat auf Napoleon III. bekannt, geb. 1819 zu Meldola in der römischen Delegation Forli, ward Rechtsanwalt, nahm an der Verschwörung der Brüder Bandiera 1844 teil und ward deshalb zu lebenslänglicher Galeerenstrafe verurteilt, 1846 aber begnadigt. 1854 wiederum an Revolutionsversuchen in Italien beteiligt, flüchtete er endlich nach England, wo er Sprachunterricht erteilte und Vorlesungen über italienische Litteratur hielt. Als Leiter eines gegen das Leben Napoleons III., als Verräters an der italienischen Sache, gerichteten Komplotts, welches das Attentat vom 14. Jan. 1858 zu Paris zur Folge hatte, ward er tags darauf verhaftet, vor Gericht gestellt und 13. März d. J. hingerichtet.

Orsk, seit 1866 Kreisstadt im russ. Gouvernement Orenburg, früher eine der zur Orenburgischen Linie gehörigen Festungen, unweit der Mündung des Or in den Ural, hat 2 Kirchen, 2 Moscheen, eine Stadtbank und (1884) 15,985 Einw.

Orsova (spr. órsch-), Name zweier Orte am Eisernen Thor, der letzten Strompforte der Donau. Alt-O., Markt im ungar. Komitat Krassó-Szörény, an der Donau, Dampfschiffstation und Endstation der Österreichisch-Ungarischen Staatsbahn, mit (1881) 3381 deutschen, rumänischen und ungarischen Einwohnern, Weinbau, Bezirksgericht, Hauptzollamt und Kontumazanstalt. Jenseit der Cserna, welche bei O. in die Donau mündet, liegt die zur Erinnerung an die 1853 daselbst aufgefundenen ungarischen Kroninsignien erbaute Kronkapelle und der Bahnhof, wo sich die rumänische Linie Verciorova-Bukarest an die Staatsbahn anschließt. 2 km abwärts liegt die Donauinsel Adakaleh und gegenüber am rechten Donauufer der serbische Ort Neu-O. Letzterer wurde 1716 von den Österreichern den Türken abgenommen und von den letztern im Frieden zu Passarowitz (Poscharewatz) 1718 abgetreten. Am 15. Aug. 1738 wurde jedoch die inzwischen verstärkte Festung von den Türken nach vierwöchentlicher Belagerung durch Kapitulation wieder genommen und blieb seitdem in ihrer Gewalt. Bei der Räumung der serbischen Festungen durch die türkischen Truppen 1867 behielt die Türkei Neu-O. Der Friede von San Stefano bestimmte zwar, daß die Festung bis zum 3. Juni 1878 von den Türken geräumt sein sollte, aber nicht, wem sie zu übergeben sei. Daher übergaben die Türken sie den Österreichern, welche sie 25. Mai 1878 besetzten.

Orsoy, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Mörs, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, Zigarrenfabrikation, Dampfmühlen, Lachsfischerei und (1885) 1700 meist evangelische Einwohner.

Örst., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Anders S. Örsted (s. d. 3). Würmer.

Örsted, 1) Hans Christian, Naturforscher, geb. 14. Aug. 1777 zu Rudkjöbing auf Langeland, studierte seit 1794 in Kopenhagen Medizin, dann Naturwissenschaft, begann 1800 Vorlesungen über die Chemie, bereiste 1801–1803 Holland, Deutschland und verweilte ein Jahr in Paris; 1806 wurde er Professor der Physik. Er entdeckte den Elektromagnetismus („Experimenta circa effectum conflictus electrici in acum magneticam“, Kopenh. 1820), stiftete 1824 die Gesellschaft für die Ausbreitung der Naturlehre und wurde 1829 Direktor der polytechnischen Lehranstalt zu Kopenhagen; auch war er einer der Stifter und eifrigsten Teilnehmer an den Versammlungen der skandinavischen Naturforscher. Er starb 9. März 1851. Ö. war nicht allein als Naturforscher ausgezeichnet, sondern auch ein Mann von ungewöhnlicher ästhetischer Bildung, ein tiefer Denker und ein warm fühlender Mensch. Er schrieb: „Naturlärens mechaniske Deel“ (Kopenh. 1844, 3. Ausg. 1859; deutsch, Braunschw. 1851); „Aanden i Naturen“ (Kopenh. 1849–50, 2 Bde.; deutsch: „Geist in der Natur“, 6. Aufl., Leipz. 1874); „To Capitler af det Skjönnes Naturläre“ (Kopenh. 1845; deutsch, Hamb. 1845); „Die Naturwissenschaft in ihrem Verhältnis zu Dichtkunst und Religion“ (deutsch, Leipz. 1850); „Die Naturwissenschaft und die Geistesbildung“

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0456.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2021)
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