verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12 | |
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5,5–6, spez. Gew. 3,3–3,8. Die Zusammensetzung entspricht der des Epidots H2R4(R2)3Si6O26, worin R u. (R2) Thonerde, Eisen (Oxydul und Oxyd), Cer, Lanthan, Yttrium, Kalk, auch wohl kleine Mengen Magnesia und Mangan bedeuten. Er findet sich bei Fahlun, Hitteröe in Norwegen, im Ural, im Plauenschen Grund, im Syenit bei Seligstadt und Lampersdorf, am Laacher See und Vesuv in echt vulkanischen Gesteinen, bei Auerbach an der Bergstraße im körnigen Kalk. Als Allanit bezeichnet man die Mineralien von Stockholm, Grönland, Snarum in Norwegen, Schmiedefeld in Thüringen und Nordamerika, als Cerin das Vorkommnis am Bostnäs in Schweden.
Ortho-… (griech.), in Zusammensetzungen s. v. w. gerade, recht, richtig; in der Kristallographie Abkürzung für orthodiagonal (vgl. Klinodiagonale und Kristall, S. 231).
Orthobiótik (griech.), die Kunst, sein Leben recht einzurichten.
Orthocerasschiefer, s. v. w. Wissenbacher Schiefer, s. Devonische Formation.
Orthoceratīten (griech.), Familie abgestorbener Tintenschnecken, nahe verwandt dem noch lebenden Nautilus (s. d.). Von diesem unterscheiden sie sich durch die Form der Schale, welche gerade oder nur wenig gebogen war (s. Tafel „Silurische Formation“).
Orthodiagonale, s. Klinodiagonale.
Orthodoxīe (griech., „Rechtgläubigkeit“), im Gegensatz zur Häresie oder Heterodoxie (Ketzerei) die Übereinstimmung mit dem Lehrbegriff der Kirche oder diejenige Fassung der Glaubenslehren, welche im Hinblick auf den in den Symbolen der Kirche aufgestellten Lehrbegriff den Anspruch auf Korrektheit erheben darf. Der Ausdruck kam in den allgemeinen Gebrauch besonders seit den Konzilen zu Nicäa (325), zu Konstantinopel (381) und zu Chalcedon (451) und bedeutet demnach hauptsächlich die Festhaltung der Lehre von der Trinität und von der Gottheit Christi nach den auf jenen Kirchenversammlungen festgestellten Formeln. Während des Bilderstreits galt der Eifer für die Bilder und Reliquien für orthodox, und die Kaiserin Theodora ließ den 842 errungenen Sieg der Bilderfreunde durch ein jährliches Fest (am ersten Fastensonntag) verewigen, welches sie das Fest der O. nannte. Seit die orientalische und die occidentalische Kirche sich einander feindlich gegenübertraten, nannte sich die erstere die orthodoxe im Gegensatz zu der eine Fortentwickelung des Dogmas über die sieben ersten Konzile hinaus bis zu dem Tridentinum und Vatikanum statuierenden römischen. Während Rom die Gesamtheit der Protestanten für Ketzer erklärte, knüpften diese den Begriff der O. an das gläubige Bekenntnis zu den interkonfessionellen Unterscheidungslehren. Vgl. Ketzer.
Orthoepīe (griech., Orthoepik), in der Grammatik die Lehre von der richtigen Aussprache der einzelnen Sprachelemente (Vokale, Doppelvokale und Konsonanten) sowie der aus diesen zusammengesetzten Silben und Wörter, insofern dieselben als Sprachteile im allgemeinen, nicht als Glieder eines besondern Gedankenausdrucks (eines rhetorischen Satzes, einer Periode etc.) betrachtet werden. Vgl. Lautlehre.
Orthogonāl (griech.), s. v. w. rechtwinkelig.
Orthographīe (griech., „Rechtschreibung“), die richtige Wiedergabe der Sprachlaute durch Schriftzeichen. Diese Aufgabe einer jeden Schriftart ist freilich zu allen Zeiten ein unerreichtes Ideal geblieben, da die Schrift, aus Malerei und Bilderschrift entstanden, die zahllosen Lautnüancen der menschlichen Stimme von Anfang an nur in höchst ungenügender Weise wiederzugeben vermochte. Hierzu kommt, daß fast alle modernen Alphabete Europas aus dem griechischen und lateinischen abgeleitet sind, die ihrerseits wieder auf das phönikische wie dieses auf das ägyptische Alphabet zurückgehen. Bei diesen wiederholten Übertragungen hat die Deutlichkeit der Lautbezeichnung stark gelitten, auch entwickelten sich viele Schwankungen und örtliche Verschiedenheiten, indem die fremden Schriftzeichen bald so, bald anders zur Bezeichnung der heimischen Laute verwendet wurden. Kamen dann Bestrebungen, die O. einheitlich zu gestalten, so entstand, je mehr diese Bestrebungen von Erfolg gekrönt waren, eine desto größere Ungleichheit zwischen Sprache und Schrift, da jede Sprache sich rasch verändert, während die O. diesen Veränderungen nur sehr langsam oder gar nicht zu folgen vermochte. Versuche, die O. zu verbessern, treten in der Geschichte schon sehr früh auf, und selbst gekrönte Häupter haben sich daran beteiligt, wie der römische Kaiser Claudius und der fränkische König Chilperich, die beide es unternahmen, mehrere neue Buchstaben einzuführen, freilich ohne Erfolg. Ebenso vergeblich haben sich die in neuester Zeit in England gemachten Versuche erwiesen, der im Englischen besonders starken Verschiedenheit zwischen O. und Aussprache durch Einführung neuer Lautzeichen abzuhelfen. Vgl. Max Müller, On spelling (Lond. 1876); Gladstone, Spelling reform (das. 1878).
Die deutsche O. war im Mittelalter viel weniger einheitlich in den verschiedenen Teilen Deutschlands als heutzutage, dafür aber auch besser im Einklang mit der jeweiligen Aussprache. Erst die Reformationszeit brachte eine durch den Buchdruck und die Fortschritte des Schulwesens gestützte Einheitsbewegung, der dann die klassische Litteratur des 18. Jahrh. und die politische Einigung, das Zeitungswesen und die bessern Verkehrsmittel zu statten kamen. J. Grimm, der berühmte Altertumsforscher, wirkte auf die deutsche O. insofern keineswegs günstig ein, als er durch Betonung der Abstammung der Wörter, überhaupt des historischen Standpunktes in der O. die mühsam errungene Einheit wieder gefährdete. Die in philologischen Werken häufig begegnende Schreibung der Hauptwörter mit kleinen Buchstaben geht auf Grimm zurück; in noch viel weitern Kreisen hat seine freilich auch durch die Übereinstimmung mit den Alphabeten der Nachbarvölker unterstützte Befürwortung der lateinischen Schrift (Antiqua) an Stelle der deutschen (Fraktur) Anklang gefunden. Auf die historische Schule folgte eine phonetische Richtung in der O. Hatte schon im vorigen Jahrhundert Adelung den Grundsatz aufgestellt: „Schreibe, wie du sprichst“, so wies nun R. v. Raumer in seinen vielgelesenen Schriften darauf hin, daß die deutschen Buchstaben zum Teil mehrdeutig sind, wie z. B. s in dem Wort „lesen“ weich, in „erste“ scharf klingt und in „spielen“ nach der gewöhnlichen Aussprache sogar ein sch ist; daß anderseits der nämliche Laut vielfach durch verschiedene Buchstaben bezeichnet wird, so der Hauchlaut in „reinlich“ neben „adlig“; das t in „Heimat“ neben „und“ (spr. unt), dem dt in „Stadt“, dem th in „That“; die zusammengesetzten Zeichen ts, cks, chs in „Orts, Knicks, Achsel“ neben dem einfachen z, x in andern Wörtern; das Nebeneinander von f, v, ph, von eu und äu, von ei und ai; die regellose O. der Fremdwörter; daß ferner zur Bezeichnung langer Silben bald das Dehnungs-h, bald ie verwendet wird, bald gar keine Bezeichnung eintritt, während die Kürze eines Vokals bald durch Verdoppelung der Konsonanten, bald gar nicht ausgedrückt wird, etc. Obwohl nun Raumer
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0459.jpg&oldid=- (Version vom 22.5.2022)